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Kirch-Prozess Friede Springer soll als Zeugin aussagen

Überraschung im Prozess gegen Top-Banker der Deutschen Bank: Die Staatsanwaltschaft fordert die Vernehmung von fast 30 weiteren Zeugen, um ihre Betrugsvorwürfe gegen Fitschen, Ackermann, Breuer & Co zu beweisen.

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Deutsche Bank-Prozess Quelle: dpa

Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, muss in den nächsten Monaten voraussichtlich noch mehr Zeit auf der Anklagebank im Münchner Landgericht verbringen als bislang gedacht. Völlig überraschend beantragte die Staatsanwaltschaft am Freitag im Strafprozess gegen Fitschen und vier ehemalige Top-Banker die Vernehmung von fast 30 weiteren Zeugen, um den Angeklagten versuchten Prozessbetrug im Fall Kirch nachzuweisen. Darunter sind auch mehrere prominente Namen wie Medienunternehmer Rupert Murdoch, Springer-Chef Mathias Döpfner und Verlegerin Friede Springer.

Die Verteidiger der angeklagten Banker zeigten sich empört über den Vorstoß und warfen der Behörde ein hilfloses Manöver nach dem Motto „rettet die Anklage“ vor. „Das alles halte ich für einen Riesenklamauk“, sagte Fitschens Verteidiger Hanns Feigen. Die Staatsanwaltschaft befürchte nach der bisherigen Beweisaufnahme offenbar einen Freispruch. Sollten die Richter den Anträgen zustimmen, würde der Prozess deutlich länger dauern als geplant.

Die Konfliktherde der Deutschen Bank
28. April 2015Deutsche Bank Co-Chef Jürgen Fitschen muss sich in München vor Gericht verantworten. Gleichzeitig beginnt auch der Prozess gegen vier andere ehemalige Deutsche Bank-Manager. Fitschen wird versuchter Prozessbetrug im Schadenersatzstreit mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch vorgeworfen. Quelle: dpa
24. April 2015Am Freitag wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Bank über die zukünftige Strategie von Deutschlands größter Bank entscheiden. Bisher sieht es so aus, als würden zwei Modelle bevorzugt. Zur Wahl stehen die Aufspaltung der Bank in eine Unternehmer- und eine Privatkundenbank oder der Verkauf der Postbank zusammen mit einem üppigen Sparprogramm. Quelle: dpa
10. April 2014Im Libor-Skandal soll die Deutsche Bank eine Milliardenstrafe zahlen. Laut Berichten kommt es zu einem Vergleich zwischen den ermittelnden US-Behörden und der Bank, der bei umgerechnet 1,4 Milliarden Euro liegen soll. Das wäre die höchste Strafe, die im Libor-Skandal bisher verhängt wurde. Quelle: dpa
Januar 2015Seit Anfang des Jahres wird über die neue Strategie der Deutschen Bank gerätselt. Wird die Postbank verkauft und an die Börse gebracht? Oder soll das gesamte Privatkundengeschäft abgespalten werden? Noch ist nicht klar, welches Modell am Ende vorne liegt. Sicher scheint nur, dass es so nicht weitergehen kann. Quelle: dpa
09. Dezember 2014Der Steuerstreit zwischen der Deutschen Bank und den USA geht weiter. Am Montag reichte die US-Regierung Klage gegen den deutschen Branchenprimus ein. Dem Institut wird vorgeworfen, Einkommenssteuer hinterzogen zu haben. Der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara erklärte, die USA klagten auf 190 Millionen Dollar. Diese Summe umfasse die entgangenen Steuern, Strafen und Zinsen. Die Klage bezieht sich auf einen Fall aus dem Jahr 1999. Durch ein Geflecht aus Luftbuchungen und Scheinfirmen sei den USA eine erhebliche Summe an Steuern entgangen, so der Staatsanwalt. Quelle: REUTERS
Das Logo der Deutschen Bank der Firmenzentrale in Frankfurt am Main spiegelt sich in einem Hochhaus Quelle: dpa
19.06.2014Großinvestoren wie die Allianz-Tochter Pimco und die DZ Bank verklagen die Deutsche Bank und fünf andere Geldhäuser wegen ihrer Verwicklung in das Geschäft mit riskanten Hypothekenpapieren. Sie hätten ihre Pflichten als Treuhänder verletzt, weil sie die Emittenten hypothekenbesicherter Papiere (MBS) vor der Finanzkrise 2008 nicht zum Rückkauf wackliger Kredite gedrängt hätten, heißt es in mehreren am Mittwoch in New York eingereichten Klagen. Die Anleger fordern Entschädigung für Verluste von 250 Milliarden Dollar mit 2200 MBS, die zwischen 2004 und 2008 ausgegeben wurden. Die sechs verklagten Banken zählten zu den größten Treuhändern solcher Papiere. In den MBS waren viele Kredite an Hausbauer gebündelt, die aufgrund schmaler Einkommen eigentlich gar keine Hypothek hätten bekommen dürfen. Viele Banken nahmen es mit den Risiken im Streben nach maximalem Profit aber nicht so genau. Als mehr und mehr Immobilienbesitzer im Zuge sinkender Immobilienpreise ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, brach das auf zwei Billionen Dollar aufgeblähte System zusammen und löste die Finanzkrise aus. Neben der Deutschen Bank wurden die britische HSBC sowie die US-Häuser Citi, Wells Fargo, Bank of New York Mellon und US Bancorp verklagt. Quelle: dpa

Bislang war der letzte Verhandlungstag für den 13. Oktober vorgesehen, da fast alle bisher vorgesehenen Zeugen in den vergangenen vier Monaten bereits gehört worden waren. Die Sommerpause habe der Staatsanwaltschaft nun aber Gelegenheit gegeben, den bisherigen Prozessverlauf zu analysieren, sagte Oberstaatsanwältin Christiane Serini. Als Konsequenz daraus präsentierten die Ankläger die lange Liste der neuen Zeugen, mit denen die Behörde ihre Anklage untermauern will. Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass die Richter sämtlichen Anträgen zustimmen werden. Eine Entscheidung wird an einem der nächsten Prozesstage im September erwartet. Richter Peter Noll bat die Beteiligten unabhängig davon aber bereits darum, sich Gedanken über zusätzliche Verhandlungstermine im Oktober und November zu machen.

Kirch-Prozess: Das ABC einer Affäre

Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere Ex-Banker stehen seit Ende April wegen versuchten Prozessbetrugs vor Gericht. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft haben sie vor vier Jahren versucht, Richter des Oberlandesgerichts München zu täuschen, um Schadenersatzzahlungen der Deutschen Bank an den Medienunternehmer Leo Kirch abzuwehren. Die Angeklagten bestreiten dies.

Einer der Richter aus dem damaligen Prozess konnte sich am Freitag als Zeuge noch gut an das spektakuläre Verfahren erinnern. Vor allem Breuers Auftreten war ihm noch in allen Details im Gedächtnis: Selbst die Art des Lächelns („verkrampft“) und die Körperhaltung („gebeugt, in sich zurückgezogen“). Die Richter hatten damals Zweifel an den Aussagen der Top-Banker geäußert und damit die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen.

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