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Kommentar Der Ehrgeiz des Managements ist gefährlich

Die Commerzbank hat im Sommer mehr Staatshilfen zurückgezahlt als gut für sie war. Das ehrgeizige Management hat die derzeitigen Probleme mitzuverantworten.

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Commerzbank-Chef Martin Blessing. Quelle: AFP

Frankfurt Die Commerzbank hat einen neuen Finanzchef gefunden. Heute tagt der Aufsichtsrat und soll den Neuen küren. Der Mann ist um seinen Höllenjob nicht zu beneiden. Denn er hat gerade einmal sieben Monate Zeit, um die vermutlich fünf Milliarden Euro große Lücke zu schließen, die der europäische Stresstest in die Kapitaldecke der Bank gerissen hat. Diese Aufgabe galt schon als schwer, als alle noch glaubten, die Bank brauche „nur“ 2,9 Milliarden Euro.

Nun wäre es nicht das erste Mal, dass der Commerzbank ein Coup gelingt. Vor einem Jahr hätte schließlich auch kaum jemand geglaubt, dass die Bank im Frühsommer eine elf Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung durchzuziehen und auf einen Schlag den Großteil ihrer Staatshilfen zurückzahlen würde. Doch wie sich nun herausstellt, ist die Bank damals ein Risiko eingegangen, das sich nun bitter rächt.

Denn die Bank überwies dem Staat nicht nur die Erlöse aus der Aktienplatzierung, sondern legte noch rund drei Milliarden Euro drauf. Bei diesem Geld handelte es sich um „überschüssiges“ Eigenkapital, wie die Führungsspitze des Instituts damals glaubte.

Hätte die Bank dieses Geld behalten, der Stresstest wäre für die Bank eine relativ leicht zu nehmende Hürde. Nun musste im Frühsommer noch niemand wissen, wie sehr die Schuldenkrise bald darauf  eskalieren würde. Doch ein vorsichtiger Kaufmann hätte ja vielleicht zumindest etwas befürchten können. Warum sonst stieß die Deutsche Bank im gleichen Quartal den Großteil ihrer italienischen Staatsanleihen ab?

Sicher, hinterher lässt sich so etwas immer leicht sagen. Aber das ändert nichts daran, dass nicht allein die europäische Schuldenkrise und das miserable Krisenmanagement der europäischen Regierungen für die aktuellen Probleme der Commerzbank verantwortlich sind. Die Führungsspitze der Bank hat mit ihrer ehrgeizigen Entscheidung auch ihren Teil dazu beigetragen.

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