
Die Zentrale der Aareal Bank versteckt sich hinter dem Wiesbadener Kurhaus, geschützt von viel Grün und Schatten spendenden Bäumen. Während das Herz der Bankenwelt am Finanzplatz Frankfurt schlägt, bevorzugt das im MDax notierte Kreditinstitut die Ruhe der hessischen Landeshauptstadt.
Dabei gibt es eigentlich keinen Grund für das architektonische Versteckspiel. Der Spezialist für gewerbliche Immobilienfinanzierungen hatte während der Finanzkrise zwar vorsorglich Staatshilfe beantragt, ist danach aber besser wieder auf die Beine gekommen als die anderen Klienten des Bankenrettungsfonds Soffin.
Noch in diesem Sommer will das Unternehmen die stille Einlage des Staates von 300 Millionen Euro ablösen. Selbst mit dem branchenweiten Problem der Niedrigzinsen dürfte die Aareal Bank wegen des dadurch ausgelösten Immobilienbooms unter dem Strich besser fertig werden als der Rest der Branche. Was ist der Grund für diese Erfolge?
Einzigartiges Rezept
Die Aareal-Aktie hat sich seit der Krise steil nach oben entwickelt und die Papiere der beiden größeren, börsennotierten deutschen Banken weit hinter sich gelassen (siehe Grafik oben). Im Vergleich zu Deutscher Bank und Commerzbank betreibt die Aareal Bank ein enges Geschäftsmodell ohne Privatkundensparte oder Investmentbanking. Sie vergibt Kredite ausschließlich an Investoren, die Geld in Bürogebäude, Mietshäuser, Hotels, Einkaufszentren oder Logistikimmobilien stecken.

Wie schafft es die Bank, sich mit ihrem auf den zyklischen Immobilienmarkt fokussierten Geschäft so stabil zu entwickeln und das Kaufinteresse von Aktionären hochzuhalten? Das Rezept klingt einfach, ist aber einzigartig in der Branche: Wegen ihrer vorsichtigen Kreditvergabe, dem international gestreuten Portfolio und den stabilen Kontoeinlagen großer Immobilienverwalter leidet die Bank weniger stark unter Krisen. Daher kann sie sich bei Kapitalgebern leichter mit Geld versorgen als andere.
Zudem profitierte die Aareal vom krisenbedingten Rückzug großer Konkurrenten wie der in Abwicklung befindlichen Commerzbank-Tochter Eurohypo oder der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE).
Während andere Banken seit der Krise ihr Geschäftsmodell ausdünnen, milliardenschwere Altlasten abbauen und neue Finanzprodukte auf den Markt bringen, ändert sich bei der Aareal wenig. „Wir müssen uns nicht neu erfinden“, sagt Wolf Schumacher, Vorstandschef seit 2005. Das Geschäftsmodell habe sich während der Finanzkrise bewährt, als die Bank in jedem Quartal schwarze Zahlen schrieb. 2013 erzielte sie einen Rekordgewinn von 198 Millionen Euro, rund 13 Prozent mehr als im Jahr davor.
„Die Aareal Bank ist nicht auf Volumen aus, sondern auf Solidität“, lobt Michael Seufert, Analyst bei der Nord/LB in Hannover. Bei der Kreditvergabe achten die Wiesbadener darauf, dass die Schuldner genug eigenes Geld mitbringen, und lassen Einzelengagements nicht zu groß werden, um Klumpenrisiken zu verhindern. Kredite fließen eher in mehrere kleine Projekte als in ein großes. Konkurrenten wie die untergegangene Eurohypo setzten im Immobilienboom vor der Krise dagegen stark auf Neugeschäft und größere Kredite mit niedrigeren Eigenanteilen der Schuldner.