Noch 2011 wuchsen die Einlagen bei den deutschen Sparkassen um zwei Prozent auf 783 Milliarden Euro, das entsprach etwa dem Wachstum der Vorjahre. Nun gingen die Einlagen bei den hessisch-thüringischen Sparkassen im ersten Halbjahr um 419 Millionen auf 83,6 Milliarden Euro zurück. Das ist gerade mal ein halbes Prozent, allerdings befürchtet Verbandschef Gerhard Grandke, dass sich der Trend so fortsetzt. Gleichzeitig konnte aber auch sein Verband Erfolge melden. So legten die Sparkassen bei Krediten an Privatpersonen und Mittelständler zu und werden durch Kosteneinsparungen ihr Betriebsergebnis nach Bewertung im Vergleich zu 2011 vermutlich sogar verbessern.
Warum ziehen Kunden Geld ab?
Die zehn kleinsten Sparkassen in Deutschland
Auf Rang 420 von insgesamt 429 Sparkassen kommt die Sparkasse Hohenwestedt. In der kleinen Gemeinde im Herzen Schleswig-Holsteins (rund 5.000 Einwohner) arbeiten 52 Menschen in einer der vier Filialen der örtlichen Sparkasse. Im Jahr 2010 sind sie auf eine Bilanzsumme von 261 Millionen Euro gekommen.
Platz 421 geht an die Sparkasse Geseke im Kreis Soest (Nordrhein-Westfalen). In der 20.000-Einwohner-Stadt arbeiten 80 Angestellte bei der Sparkasse. Die Sparkasse Geseke kam 2010 auf eine Bilanzsumme von 251 Millionen Euro.
Noch etwas weniger ist es bei der Sparkasse Laubach-Hungen, sie konnte 244 Millionen Euro in der Bilanz von 2010 ausweisen. Im hessischen Laubach leben aber auch nur rund halb so viele Menschen wie in Geseke.
Rang 423 geht wieder nach Nordrhein-Westfalen, genauer gesagt nach Fröndenberg im Kreis Unna. Die Bilanzsumme der Sparkasse Fröndenberg belief sich 2010 auf 240 Millionen Euro.
Auf den Rängen 424 bis 428 liegen nur Mitglieder des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT). Den Anfang macht die nordhessische Stadtsparkasse Schwalmstadt mit einer Bilanzsumme von 182 Millionen Euro.
Platz 425 geht auch nach Nordhessen, genauer gesagt in den Landkreis Waldeck-Frankenberg. Dort ist die Sparkasse Battenberg (Eder) ansässig, die auf eine Bilanzsumme von 178 Millionen Euro kommt.
Auf Platz 426 liegt in Nordhessen, dieses Mal im Kreis Kassel. Die Sparkasse Grebenstein muss sich der in Battenberg aber nur um läppische 639.000 Euro geschlagen geben (178.420.000 Euro zu 177.781.000 Euro).
Im selben Landkreis wie die Stadtsparkasse Schwalmstadt (Schwalm-Eder-Kreis) liegt die Stadtsparkasse Borken. Sie kommt noch auf eine Bilanzsumme von 169 Millionen Euro - mit 47 Mitarbeitern in fünf Filialen.
Und noch einmal der Schwalm-Eder-Kreis, dieses Mal aber die Stadtsparkasse Felsberg. in der Stadt mit 10.000 Einwohnern arbeiten 42 Bank-Mitarbeiter in zwei Filialen - macht eine Bilanzsumme von 167 Millionen Euro.
Die kleinste Sparkasse liegt im Süden Niedersachsens. In der 7.500-Einwohner-Kleinstadt Bad Sachsa gibt es nur eine Sparkassen-Filiale. Mit dieser kommt die Stadtsparkasse Bad Sachsa auf eine Bilanzsumme von 129 Millionen Euro.
Das liegt vor allem an den Niedrigzinsen und der allgemeinen Verunsicherung. Die Kunden wollen sich nicht langfristig binden - Geld verloren die Sparkassen deshalb bei Spareinlagen, Zertifikaten und Termingeldern. Bei Tagesgeld gab es dagegen bei den hessisch-thüringischen Sparkassen zuletzt sogar einen leichten Zuwachs. Dabei sind die Konditionen schlecht: Bei einer Stichprobe der FMH Finanzberatung boten Sparkassen im Schnitt 0,6 Prozent Zinsen auf Tagesgeld, bei der Konkurrenz sind zum Teil bis zu 2,5 Prozent drin. Dass sich hier oft nicht einmal der Inflationsausgleich erzielen lässt, lässt die Kunden die vermeintlich höhere Sicherheit bei den Sparkassen vergessen und treibt sie in andere Anlageformen.
Wohin fließt das Geld?
Für Sparkassenpräsident Grandke ist klar: Das Geld geht zur Konkurrenz, selbst teilverstaatlichte Institute wie die Commerzbank locken mit betriebswirtschaftlich nicht haltbaren Angeboten wie dem kostenlosen Konto mit 50 Euro Begrüßungsgeld. Das ist aber nicht neu und folglich nur die halbe Wahrheit, die von eigenen Versäumnissen ablenkt. So ist etwa ein großer Teil der Kundengelder in Investmentfonds geflossen, die sparkasseneigene Deka, deren Fonds unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen, hat davon jedoch nicht profitiert. Zudem verhalten sich die Kunden nicht gierig, sondern schlicht rational, wenn sie ihre Geldanlage breiter streuen und nicht ausschließlich auf Einlagen setzen.
Sicherheit der Einlagen
Sind die Einlagen bei Sparkassen sicherer als bei anderen Banken?
Bislang hat noch kein Sparkassen-Sparer Geld durch die Schieflage eines Instituts verloren. Die Sparkassen sichern sich gegenseitig mit einem Haftungsverbund, der Pleiten und den folgenden Ausfall von Ersparnissen verhindern soll. In Notfällen stützen sich die Sparkassen einer Region gegenseitig, gesunde Institute übernehmen dann marode Partner. Zusätzlich bilden alle rund 430 deutschen Sparkassen einen zentralen Haftungsverbund. Private Banken sind dagegen nicht verpflichtet, sich gegenseitig zu retten. Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro schützen viele private Banken die Konten ihrer Kunden zusätzlich durch Mitgliedschaft in einem freiwilligen Einlagensicherungsfonds. Systemkrisen, die den gesamten Bankensektor erfassen, dürften sowohl die Einlagensicherung der Privatbanken als auch den Haftungsverbund der Sparkassen überfordern.
Die zehn größten Sparkassen in Deutschland
Mit einer Bilanzsumme von 10,8 Milliarden Euro (2010) ist die Sparkasse Bremen die zehntgrößte Sparkasse in Deutschland. In dem kleinen Bundesland arbeiten 1.580 Menschen bei der Sparkasse.
Die Sparkasse in der sächsischen Landeshauptstadt kam im Jahr 2010 auf eine Bilanzsumme von 11,4 Milliarden Euro. Bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden arbeiten 1.782 Angestellte in 143 Filialen.
Mit einer Bilanzsumme von etwas weniger als 11,9 Milliarden Euro liegt die Stadtsparkasse Düsseldorf rund eine halbe Milliarden Euro vor dem Dresdner Sparkassenableger.
2010 kam die Nassauische Sparkasse mit Sitz in Wiesbaden auf eine Bilanzsumme von 11,9 Milliarden Euro. Sie kommt auf 234 Filialen - so viele wie keine andere Sparkasse.
Die Sparkasse Hannover ist die sechstgrößte Sparkasse in Deutschland. Das Geldhaus in der niedersächsischen Landeshauptstadt hat in der Bilanz 2010 eine Summe von 12,6 Milliarden Euro ausgewiesen.
Die Stadtsparkasse München ist - wenig überraschend - das größte Mitglied des Sparkassenverbands Bayern. Deutschlandweit reicht es mit einer Bilanzsumme von 15,5 Milliarden Euro für Rang fünf.
Die viertgrößte Deutsche Sparkasse liegt in Hessen. Die Frankfurter Sparkasse kommt auf eine Bilanzsumme von rund 17,3 Milliarden Euro - mit 1.835 Mitarbeitern. In München sind es zum Vergleich 3.170 Angestellte.
Die Kreissparkasse Köln auf Rang drei knackt als erste die Marke von 20 Milliarden Euro. Im Jahr 2010 hat sie eine Bilanzsumme von rund 25 Milliarden Euro ausgewiesen.
Auch Rang zwei geht nach Köln. Die Sparkasse KölnBonn ist mit 29,7 Milliarden Euro (2010) noch ein bisschen größer als die Kreissparkasse Köln.
Mit Abstand die größte Sparkasse in Deutschland ist die Hamburger Sparkasse. Die Haspa kam im Jahr 2010 auf eine Bilanzsumme von 38,7 Milliarden Euro. Sie hat auch die meisten Angestellten aller Sparkassen - 5.625 Mitarbeiter.
Gefährdet die EU-Bankenunion die Einlagensicherung der Sparkassen?
Ja, denn Brüssel strebt eine zentrale Sicherung für alle Sparkonten in der EU an. Damit will Europa zwar nicht direkt auf das Geld der deutschen Sparkassen-Sparer zugreifen, sondern auf die vom Haftungsverbund aufgebauten Sicherheitspolster. Bei Notfällen im europäischen Bankensystem würden die Notgroschen jedoch wahrscheinlich zuerst nach Südeuropa fließen, um marode spanische oder griechische Banken zu retten. Für die Sicherung deutscher Spareinlagen wäre dann viel weniger oder kein Geld mehr da. Die Sparkassen haben sich heftig gegen die EU-Pläne zur zentralen Einlagensicherung gewehrt, die Politik hat eine Entscheidung daher auf die lange Bank geschoben.