Landesbanken LBBW sichert sich Milliarden an Fondsvermögen aus Helaba-Deal

Gemäß der Einigung aus 2021 hat die LBBW große Teile des Verwaltungsgeschäfts der Helaba übernommen. Im Gegenzug wird das Sorten- und Edelmetallgeschäft an die Helaba vermittelt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Bis Ende dieses Jahres soll die Helaba ihren Kunden im Verwahrstellengeschäft einen Wechsel zur LBBW empfehlen. Quelle: Bloomberg

Die Bündelung einzelner Geschäftsbereiche von LBBW und Helaba schreitet voran. Nach der bereits erfolgten Übernahme des Zins- und Währungsmanagements für Sparkassen-Kunden hat sich die LBBW nun auch Dutzende Milliarden Euro an verwahrtem Fondsvermögen gesichert, das bisher bei der Helaba liegt. „Die LBBW bewegt sich hier über ihren internen Planungen“, sagte Christian Sagerer, Bereichsvorstand Financial Institutions & Corporates, in einem Interview mit Bloomberg.

Beide Landesbanken hatten sich 2021 unter anderem darauf geeinigt, dass die Helaba bis Ende dieses Jahres das Verwahrstellengeschäft für Spezial- und Publikumsfonds beendet und ihren Kunden den Wechsel zur LBBW empfiehlt. Ob die dieser Empfehlung auch folgen, war offen.

„Wir verzeichnen eine hohe Wechselquote“, sagte Sagerer nun. „Wir hatten uns ursprünglich vorgenommen, einen Großteil der rund 60 Milliarden Euro Assets von der Helaba zu übernehmen. Das ist uns gelungen.“ Die ersten Assets seien bereits transferiert worden. Der Rest folge bis Ende des Jahres.

Im deutschen Verwahrstellengeschäft gibt es eine Vielzahl von Anbietern. LBBW und Helaba zählen zwar zu den größeren Akteuren, liegen aber jeweils für sich genommen eher im Mittelfeld. Laut Fondsverband BVI kam die LBBW Ende 2021 auf ein verwahrtes Fondsvermögen von 147 Milliarden Euro, während die Helaba bei 62 Milliarden Euro stand. 

Die Margen im Verwahrstellengeschäft sind sehr niedrig, Erträge lassen sich vor allem über große Volumina erzielen. Das gelte auch für das Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement für Firmenkunden der Sparkassen (ZWRM), so Sagerer. Dieses übernahm die LBBW zunächst von der ehemaligen HSH Nordbank und der BayernLB sowie zuletzt auch von der Helaba.

>> Lesen Sie hier: Debeka meldet erstmals auch Corona als Grund für anerkannte Berufsunfähigkeit

Innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe hat die LBBW eigenen Angaben zufolge nun einen ZWRM-Marktanteil von über 90 Prozent. Ebenfalls aktiv ist hier noch die NordLB. Daneben betreibt die LBBW solche Absicherungsgeschäfte auch für ihre eigenen Firmenkunden. Sagerer zufolge ermöglichen es die hohen Volumina, den Sparkassen ZWRM zu günstigeren Konditionen anzubieten, wodurch diese wiederum mit besseren Preisen auf Kundenfang gehen können.

Die Helaba wird im Gegenzug im Sparkassen-Sektor zu einem Top-Anbieter im Sorten- und Edelmetall­geschäft. Denn die Vereinbarungen mit der LBBW sehen auch vor, dass diese ihr physisches Sorten- und Edel­metall­geschäft an die Helaba vermittelt. Auch der Auslandszahlungs­verkehr für Sparkassen und deren Kunden wird in Frankfurt gebündelt.

All das dürfte ganz im Sinne von Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis sein, der sich seit Langem für den Abbau von Doppelstrukturen im Sparkassen-Sektor einsetzt und so für mehr Wettbewerbsfähigkeit sorgen will.

Zwar gibt es für das von ihm angeregte Sparkassen-Zentralinstitut, welches bei einer Fusion von Landesbanken oder DekaBank entstehen könnte, bisher keine Mehrheiten. Doch die Zusammenlegung einzelner Geschäftsbereiche könnte letztlich in einem ähnlichen Ergebnis münden, auch wenn dieser Weg länger dauert.

Millioneninvestitionen

Im ZWRM-Geschäft spielen der LBBW derweil nicht nur Größenvorteile in die Hände, sondern auch die Digitalisierung dieses Bereichs in den vergangenen rund vier Jahren, was langfristig die Kosten drücken dürfte. „Inzwischen haben wir hier einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag investiert“, erklärte Sagerer. „Wir kommen jetzt mit rund einem Dutzend Mitarbeiter aus, viel weniger als noch vor ein paar Jahren.“  

>> Lesen Sie hier: „Jeder will den sicheren Dollar“: Euro dürfte weiter an Wert verlieren

Das Währungsmanagement läuft inzwischen nahezu vollständig online über das von der LBBW mitentwickelte Tool S-Treasury Mittelstand ab. Beim Zinsgeschäft wird hingegen noch häufiger zum Telefonhörer gegriffen. Eine Trendumkehr gibt es bei den Erlösanteilen, so Sagerer. Wurden in den vergangenen zwei Jahren etwa 70 Prozent der ZWRM-Erträge mit Währungsabsicherungen und 30 Prozent mit Zinsgeschäften erzielt, so dreht sich die Verteilung gerade angesichts steigender Zinsen.

Nachdem die LBBW das ZWRM-Geschäft für Sparkassen innerhalb des öffentlich-rechtlichen Bankensektors nahezu vollständig konsolidiert hat, gibt sie sich mit einer weiteren Bündelung in Verwahrstellengeschäft zurückhaltend. „Wir würden zwar nicht die Augen verschließen, sollten sich weitere Opportunitäten in diesem Bereich ergeben“, sagte Sagerer. „Doch im Moment liegt unser Fokus ganz auf dem Transfer der Helaba-Assets.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%