Lernen aus der Bankenkrise Wie Banken künftig pleite gehen können

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Bald müssen wohl mehr als 30 deutsche Banken ihren Notfallplan vorlegen

So bedrohlich sind die größten Banken der Welt
Klasse 1 – UBS, Santander, Royal Bank of Scotland Quelle: AP
Klasse 1 – Morgan Stanley Quelle: REUTERS
Klasse 1 – Standard Chartered Quelle: REUTERS
Klasse 1 – Unicredit Quelle: dpa
Klasse 2 – Barclays Quelle: dpa
Klasse 2 – Wells Fargo Quelle: REUTERS
Klasse 2 – Industrial and Commercial Bank of China Quelle: REUTERS

Für den deutschen Steuerzahler ist die Bankenrettung mit rund 40 Milliarden Euro europaweit mit am teuersten gewesen (siehe Grafik).

Künftig sollen Aktionäre und vor allem Gläubiger ran. Nächtliche Panikaktionen soll es nicht mehr geben. Die Pleite einer Bank soll einem bürokratisch festgelegten Drehbuch folgen und sachlich über die Bühne gehen. Dafür hat die BaFin das neue Referat Restrukturierung mit elf Mitarbeitern geschaffen.

Denen müssen Banken darlegen, mit welchen letzten Kräften sie in einer Krise ihr Aus verhindern wollen. Jedes Institut, das die BaFin für systemrelevant hält, muss ihr dazu einen Sanierungsplan vorlegen, in dem steht, wo Risiken drohen und wie es diese in den Griff bekommen will. Die Bank kann etwa Tochterunternehmen verkaufen oder ihr Kapital erhöhen.

Falls die Selbsthilfe versagt, wollen die Aufseher vorbereitet sein. Dafür choreografieren sie die mögliche Schließung der Bank genau durch. Um wichtige Teile wie die Kundeneinlagen zu schützen, können sie diese abspalten. Einmal jährlich kontrollieren sie, ob die Pläne noch funktionieren würden. Sollten sie daran ernsthaft zweifeln, können sie eine Bank zu harten Einschnitten zwingen.

Kern aller Bemühungen ist es, die in den bisherigen Krisen komplett verschonten Inhaber erstrangiger Bankanleihen hart ranzunehmen. Von 2018 an soll ein Teil der neu ausgegebenen Anleihen im Fall der Pleite in Aktienkapital umgewandelt werden können. Damit würden die Verluste der Bank unmittelbar die Anleihegläubiger treffen („Bail-in“).

Gewinne und Verluste der nationalen Steuerzahler bei der Rettung von Banken von 2007 bis 2011

So weit, so kompliziert. Die Praxis ist noch schwieriger. In Brüssel werkeln die EU-Beamten an der Endfassung der Krisenmanagement-Richtlinie, die von Ende 2014 an gelten soll. Vorsorglich hat die europäische Aufsichtsbehörde EBA in London aber schon eine Liste von 39 Banken vorgelegt, die sie für „international systemrelevant“ hält. In Deutschland steht demnach die Gesundheit von Deutscher Bank, Commerzbank, BayernLB und DZ Bank unter verschärfter Beobachtung.

Dennoch müssen sich in Deutschland deutlich mehr Banken mit ihrem möglichen Dahinscheiden beschäftigen. Die Bundesregierung will an diesem Mittwoch ein Gesetz beschließen, das für alle Banken gilt, die die deutsche BaFin für „national systemrelevant“ hält. Das dürften laut Finanzkreisen rund 30 sein. Zu ihnen zählen auch Töchter ausländischer Großbanken wie die zur italienischen UniCredit gehörende HypoVereinsbank und die Direktbank Diba, eine Tochter der niederländischen ING.

Bis Ende des Jahres müssen sie ihre Ideen für den Notfall vorlegen. Die Deutsche Bank hat ihr Konzept bereits eingereicht und ringt mit den Aufpassern um die Details. Auf dem Höhepunkt der Krise im Herbst 2008 wären aber alle Selbstrettungsszenarien wohl Fiktion gewesen. Keine Bank konnte da eine Tochter verkaufen oder sich Kapital am Markt besorgen.

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