Mit rund sieben Prozent müssen sie jedoch deutlich höhere Zinsen zahlen als üblich. So teuer wären die Bail-in-Anleihen nicht, weil ihre Besitzer nur bei einer drohenden Pleite über die Wandlung in Aktienkapital Geld verlieren würden.
Dennoch ertönen schon die Warnrufe der Bankenlobby. „Die Pläne werden erhebliche Auswirkungen auf die Kosten und unter Umständen die Kreditvergabe haben“, sagt Michael Kemmer, Geschäftsführer des Bankenverbandes. Für ihn ist „zumindest fraglich, ob die bislang diskutierten Vorgaben realistisch sind“. Wenn Banken künftig zehn Prozent ihrer Bilanzsumme über Bail-in-Anleihen finanzieren müssten, wären das in Europa 3300 Milliarden Euro. Kemmer bezweifelt, dass es „einen Markt in diesem Umfang geben wird“.
In der Tat ist zum Beispiel unklar, ob Versicherungen die Bail-in-Anleihen überhaupt in großem Stil kaufen können. Sie müssten diese womöglich als Aktien verbuchen, von denen sie jedoch nur eine geringe Quote halten dürfen. Banker rechnen aber durchaus mit regem Kaufinteresse von Hedgefonds, Vermögensverwaltern und reichen Privatanlegern.
In Sicherheit wiegen
Dass die Käufer solcher Anleihen wirklich bluten müssen, erwarten die Verantwortlichen sowieso nicht. Der Sinn der neuen Regeln sei, dass „eine systemische Krise schon im Anfangsstadium gestoppt wird“, sagt Verbandsfunktionär Kemmer. Die Banken sollen sich so intensiv mit ihren existenzbedrohenden Risiken beschäftigen, dass diese gar nicht erst eintreten.
Wie ein Londoner Investmentbanker berichtet, tun die Banken derzeit alles, um ihre Gläubiger in Sicherheit zu wiegen und so ihre Finanzierungskosten niedrig zu halten. So hätten viele mehr Eigenkapital als nötig. Auch dass die Banken kürzlich 137 Milliarden Euro Liquiditätshilfen an die EZB zurückgezahlt haben, sei ein Beruhigungssignal an ihre Gläubiger.
Auch der für Investmentbanking zuständige Vorstand eines Frankfurter Instituts rechnet nicht damit, dass die neuen Regeln zu einem massenhaften Bankensterben führen werden. „In einer großen Krise würden die Politiker keine große Bank in die Pleite schicken.“ Allerdings halte die Branche die Vorschriften nicht für eine reine Drohkulisse: „Die Aufseher werden in den kommenden Jahren sicher mal eine kleinere Bank scheitern lassen. Sie wollen schließlich ausprobieren, wie ihr neues Regelwerk funktioniert.“
Die Aufseher werden sicher eine kleinere Bank scheitern lassen