Lernen aus der Bankenkrise Wie Banken künftig pleite gehen können

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Ein massenhaftes Bankensterben wird es wohl trotz der neuen Regeln nicht geben

So laufen die Geschäfte im Investment-Banking
Europäische Banken – Credit SuisseDer Schweizer UBS-Wettbewerber Credit Suisse reklamiert die Vorreiterrolle in Sachen Strategie-Anpassungen gerne für sich. Denn auch die Credit Suisse schrumpft kräftig die eigene Bilanz, um sich den neuen Kapitalvorgaben von Basel III anzupassen. Allein in der Anleihesparte innerhalb der Investmentbank hat Credit Suisse das Volumen der risikogewichteten Aktiva innerhalb eines Jahres um 43 Prozent auf 131 Milliarden Dollar gekürzt. Quelle: REUTERS
Und die Umbauarbeiten gehen weiter: In der Investmentbank soll die Bilanz nochmals um zehn Prozent gestutzt werden. Das Einsparziel wurde von drei auf vier Milliarden Franken erhöht. Wie viele Jobs das kosten wird, darüber schweigt sich Bank-Chef Brady Dougan (Bild) indes aus. Trotz der Kürzungen haben sich die Umsätze dieses Geschäftsbereichs im Jahresvergleich im dritten Quartal verdreifacht - was Analysten als die positive Überraschung hervorstrichen. Quelle: REUTERS
Für Finanzchef David Mathers zeigt das Ergebnis, dass die Bilanzausdünnung nicht auf die Erträge durchschlagen muss. Credit Suisse erzielte im Investment-Banking im dritten Quartal eine Eigenkapitalrendite von knapp zehn Prozent. „Das wird die UBS wohl nicht erreichen, was den Druck auf das Management hoch halten wird“, sagt Christian Stark, Analyst bei Cheuvreux. Quelle: dapd
Logo der RBS Quelle: dapd
Die Investmentbank des Geldhauses soll also weiter schrumpfen. Dabei ist Vorstandschef Stephen Hester (Bild) bereits kräftig auf die Bremse getreten. Anfang dieses Jahres hatte Hester den Abbau von rund 4000 Arbeitsplätzen angekündigt. Die Bank zog sich aus großen Teilen des Aktiengeschäfts und einigen anderen Bereichen zurück und verkaufte den traditionsreichen Broker Hoare Govett. Quelle: REUTERS
Seit Hester Ende 2008 sein Sanierungsprogramm für das damals schwer angeschlagene Geldhaus auf den Weg brachte, hat er die Investmentbank der RBS um mehr als die Hälfte verkleinert. Einen völligen Rückzug hielte aber auch UKFI-Chef O'Neill für eine falsche Entscheidung. Zu wichtig seien die Dienste der Investmentbanker für das Wachstum und das Wohlergehen britischer Unternehmen. Quelle: dapd
Deutsche BankBei der Deutschen Bank müssen Tausende Investmentbanker um ihren Job fürchten. Jürgen Fitschen (l.) und Anshu Jain wollen sparen, um Ertragseinbußen im Zuge der Schuldenkrise und der härteren Regulierung aufzufangen. Das Investment-Banking dürfte zwar zuletzt wieder gut gelaufen sein. Doch das Geschäft gilt als sehr volatil - und Volatilität steht bei der Bank derzeit nicht hoch im Kurs. Quelle: dpa

Mit rund sieben Prozent müssen sie jedoch deutlich höhere Zinsen zahlen als üblich. So teuer wären die Bail-in-Anleihen nicht, weil ihre Besitzer nur bei einer drohenden Pleite über die Wandlung in Aktienkapital Geld verlieren würden.

Dennoch ertönen schon die Warnrufe der Bankenlobby. „Die Pläne werden erhebliche Auswirkungen auf die Kosten und unter Umständen die Kreditvergabe haben“, sagt Michael Kemmer, Geschäftsführer des Bankenverbandes. Für ihn ist „zumindest fraglich, ob die bislang diskutierten Vorgaben realistisch sind“. Wenn Banken künftig zehn Prozent ihrer Bilanzsumme über Bail-in-Anleihen finanzieren müssten, wären das in Europa 3300 Milliarden Euro. Kemmer bezweifelt, dass es „einen Markt in diesem Umfang geben wird“.

In der Tat ist zum Beispiel unklar, ob Versicherungen die Bail-in-Anleihen überhaupt in großem Stil kaufen können. Sie müssten diese womöglich als Aktien verbuchen, von denen sie jedoch nur eine geringe Quote halten dürfen. Banker rechnen aber durchaus mit regem Kaufinteresse von Hedgefonds, Vermögensverwaltern und reichen Privatanlegern.

In Sicherheit wiegen

Dass die Käufer solcher Anleihen wirklich bluten müssen, erwarten die Verantwortlichen sowieso nicht. Der Sinn der neuen Regeln sei, dass „eine systemische Krise schon im Anfangsstadium gestoppt wird“, sagt Verbandsfunktionär Kemmer. Die Banken sollen sich so intensiv mit ihren existenzbedrohenden Risiken beschäftigen, dass diese gar nicht erst eintreten.

Wie ein Londoner Investmentbanker berichtet, tun die Banken derzeit alles, um ihre Gläubiger in Sicherheit zu wiegen und so ihre Finanzierungskosten niedrig zu halten. So hätten viele mehr Eigenkapital als nötig. Auch dass die Banken kürzlich 137 Milliarden Euro Liquiditätshilfen an die EZB zurückgezahlt haben, sei ein Beruhigungssignal an ihre Gläubiger.

Auch der für Investmentbanking zuständige Vorstand eines Frankfurter Instituts rechnet nicht damit, dass die neuen Regeln zu einem massenhaften Bankensterben führen werden. „In einer großen Krise würden die Politiker keine große Bank in die Pleite schicken.“ Allerdings halte die Branche die Vorschriften nicht für eine reine Drohkulisse: „Die Aufseher werden in den kommenden Jahren sicher mal eine kleinere Bank scheitern lassen. Sie wollen schließlich ausprobieren, wie ihr neues Regelwerk funktioniert.“

Die Aufseher werden sicher eine kleinere Bank scheitern lassen

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