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leuchtturm-Projekte Zwölf Uhr mittags

Einige Sparkassen und auch der Verband stoßen vielversprechende Reformen an.

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Rainer Hald

Die bayrische Sparkasse Miesbach-Tegernsee mochte es großspurig. Die neue Filiale in der 5500 Einwohner zählenden Gemeinde Waakirchen etwa wird von Säulen aus Tuffstein gesäumt, einem besonderen Stein der Region. Die Fenster im Erdgeschoss sind mit Bronze verkleidet – passend zur Skulptur aus dem Atelier des Künstlers Otto Wesendonck, die weithin sichtbar den Vorplatz ziert. Der frühere Sparkassenchef habe sich ein Denkmal setzen wollen, maulten vor einigen Jahren Gemeinderäte. Seit Martin Mihalovits vor einem Jahr den Chefposten übernahm, ist es mit den Prestigeprojekten vorbei. „Den Bau einer weiteren repräsentativen Geschäftsstelle in Holzkirchen zu stoppen war eine meiner ersten Amtshandlungen“, sagt er. „Zu teuer und nicht zweckmäßig.“

Mihalovits will etwas bewegen wie andere Sparkässler auch. Auf allen Ebenen gibt es vielversprechende Ideen. Ein Auszug aus dem Projektkatalog der Deutschen Sparkassenorganisation:

  • Kehraus ist in Miesbach-Tegernsee auch bei den Spendentöpfen angesagt. 2,3 Millionen Euro hatte die Sparkasse 2011 gestiftet und damit rund doppelt so viel wie vergleichbare Sparkassen. Ein bedeutender Teil ging für Großevents wie den Snowboard-Weltcup drauf. „Das gehört nicht zu den Hauptaufgaben einer Sparkasse“, sagt Mihalovits. Die Ausgaben seien sehr deutlich heruntergefahren worden. Gleichzeitig verspricht der Sparkassenchef im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen Transparenz: „Es gibt nichts, was wir verbergen müssten.“
  • Die Sparkasse Göttingen hat sich etwas einfallen lassen, um junge Menschen wieder in die Bank zu holen. Im Juni weiht sie einen neuen Filialtyp ein. Geöffnet wird an sechs Tagen in der Woche um zwölf Uhr mittags. Samstags werden Spiele der Fußballbundesliga übertragen, Konzerte oder Cocktailpartys veranstaltet. Beraten wird zwischendrin auch noch: zu Sparbüchern, Haftpflichtversicherungen oder Riester-Renten. „Damit sind wir wohl die innovativste Bank in Deutschland“, wirbt Vorstandschef Rainer Hald.
  • Die Sparkassen sind über zwölf Regionalverbände miteinander vernetzt. Darüber steht noch der DSGV. Manche Sparkässler klagen, dass Entscheidungsprozesse wegen der vielen Organe auf den unterschiedlichen Ebenen zu lange dauern. DSGV-Präsident Georg Fahrenschon versucht, das zu ändern. So lud er etwa kürzlich ein paar Sparkassenchefs und Verbandspräsidenten zum lockeren Workshop an den Wannsee ein, ohne Protokoll und Tagesordnung. Die Banker schrieben ihre Probleme auf Karteikarten und hefteten sie an Flipcharts, versammelten sich davor und diskutierten. Das klingt banal, ist aber neu für den Verband.
  • Besonders engagiert sich Fahrenschon beim Thema Internet. Sahen die Sparkassen Online-Banking vor zehn Jahren noch als natürlichen Feind ihres Filialmodells, preist es ihr oberster Repräsentant mittlerweile als „nahezu ideale Ergänzung des Sparkassengedankens“. Gut etabliert hat sich etwa die Sparkassen-App für Smartphones, die von den Nutzern jeden zweiten Tag aufgerufen wird. Auch für Innovationen wie Videoberatung ist Fahrenschon offen: „Die Berater müssen sich darauf einstellen, dass Kundengespräche künftig nicht mehr nur in der Geschäftsstelle, sondern auch elektronisch stattfinden.“ Der Obersparkässler will viel ausprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass mal ein Projekt scheitert. Aktuell testet die Gruppe zum Beispiel den „Altersvorsorge-Buzzer“. Mit der App können angehende Nichtraucher jedes Mal einen festen Betrag auf ein Sparkonto einzahlen, wenn sie sich sonst eine Zigarette angesteckt hätten.
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