Jochen Weck bevorzugt den leisen, unauffälligen Auftritt – anders als die extrovertierten Protagonisten der angelsächsischen Juristenzunft, die ihre Gegner von der Wall Street oder aus der Londoner City gern unter Mediengetöse vor den Kadi zerren. Trotzdem ist der Münchner Anwalt mit den grauen Koteletten und der randlosen Brille nicht minder gefährlich für die Banken, die er ins Visier nimmt.
Weck gilt als juristischer Pionier im Dschungel der strukturierten Finanzprodukte. Er hat die viel zitierte Weisheit „Richter rechnen nicht“ um eine Erkenntnis ergänzt: „Anwälte aber schon“. Mit dieser Methode konnte Weck für deutsche Städte, Gemeinden und Unternehmen zahlreiche Vergleiche oder Schadensersatz erstreiten. Seine Mandanten wie der Maschinenbauer Teamtechnik oder der Hygieneartikelhersteller Ille aus der hessischen Wetterau haben mit Zinswetten der Deutschen Bank viel Geld verloren. „Banken verschleiern diese Produkte als Zinsoptimierung, tatsächlich sind es Spekulationsgeschäfte“, sagt Weck. Teamtechnik verlor durch einen Zinsabsicherungsvertrag binnen zwei Wochen eine Million Euro.
Erfolg motiviert
Für Ille-Gründer Wilhelm Blatz zog Weck bis vor den Bundesgerichtshof, der die Deutsche Bank im März 2011 zu 540.000 Euro Schadensersatz verurteilte. Auch für Kunden der untergegangenen WestLB und der Baden-Württembergischen Landesbank LBBW erstritt er Schadensersatz. Wecks Motivation ist nicht Jagdfieber, er will seine Kanzlei zur gefragtesten deutschen Adresse für Verfahren gegen Geldhäuser und andere Kapitalmarktakteure machen. Sein Motto: „Zufrieden sind wir erst, wenn uns die Anwälte der Gegenseite empfehlen.“ Geduld und Durchhaltevermögen sind Wecks Stärken, mit Akribie arbeitet der Jurist sich in komplizierte Finanzfragen ein, die die Gerichte unterer Instanzen überforderten. Erst bei höheren Instanzen drang er mit seinen Argumenten durch.
Nach dem Erfolg gegen die Deutsche Bank hat Weck nun die WestLB-Rechtsnachfolgerin Portigon im Visier. Er vertritt NRW-Kommunen wie Hückeswagen oder Kamen vor dem Landgericht Köln. Auch deren Kämmerer hatten sich Zinswetten andrehen lassen, weil sie glaubten, es handele sich um Absicherungsgeschäfte. Wecks nächster Mandant könnte Salzburg sein – die Stadt sucht Anwälte, die sie gegen die Deutsche Bank vertreten könnten.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Elke König, die Präsidentin der Bafin, die im Libor-Skandal gegen die Deutsche Bank ermittelt.