Libor-Skandal und Co. Knallhart und gewieft - Bankenjäger räumen auf

Seite 2/10

Der Top-Cop: Preetinder Singh Bharara

Preetinder Singh Bharara, 44 - US-Staatsanwalt: Hedgefonds-Jäger und Kämpfer gegen Insiderhandel und Börsenbetrug Quelle: dpa

Diese Worte klingeln Preet Bharara heute noch in den Ohren. Mit gewohnt rauchig-kratziger Stimme kündigte der US-Rockstar Bruce Springsteen bei einem Konzert in der US-Stadt Hartford im vergangenen Herbst seinen nächsten Song mit den Worten an: „Dieses Lied ist für Preet Bharara.“

Preet, wer? Den Namen kennt kein Mensch in der amerikanischen Provinz. Der Text des Songs ließ die Ahnungslosen im Publikum aufhorchen und den Staatsanwalt, der mit seinem Sohn im Publikum saß, vor Stolz fast platzen. Welcher Rockstar widmet schon einem Staatsanwalt einen Song, um ihn für seine hartnäckige Jagd auf Betrüger an der Wall Street zu loben? „Schickt die Räuberbarone direkt in die Hölle, die gierigen Diebe, die sich in unserer Stadt herumtreiben, alles Fleisch auffressen, was sie finden können, deren Verbrechen unbestraft bleiben, die als freie Männer rumlaufen“, schmetterte der Alt-Rocker ins Mikrofon. „Zum ersten Mal fand mein Sohn seinen Vater richtig cool“, freute sich Springsteen-Fan Bharara.

Bharara, in Indien geboren, als Kleinkind mit seinen Eltern in die USA ausgewandert, ist Staatsanwalt im südlichen Stadtbezirk von New York City und damit nicht nur für die Verfolgung gemeiner Krimineller in Manhattan zuständig. Er jagt auch die, die an der Wall Street ihr Unwesen treiben: Banker, Hedgefonds, Broker. Als „Top-Cop der Wall Street“ gilt der 44-Jährige. Gefürchtet ist er wegen seiner knallharten Ermittlungsmethoden an der berühmten Straße im Finanzdistrikt von Manhattan. Um Beweise zu sammeln, wies er seine 230 Ermittler an, Telefone abzuhören und Gespräche von Verdächtigen mitzuschneiden. Das sind Methoden, die sonst nur bei Mafiabanden oder Drogenschmugglern zum Einsatz kommen.

Zwölf prominente "Verzocker"
Vince McMahon Quelle: AP
Eike Batista Quelle: dpa
Kweku Adoboli Quelle: REUTERS
Nick Leeson Quelle: REUTERS
Nelson Bunker Hunt; Herbert William Hunt
Jerome Kerviel Quelle: REUTERS
John Paulson Quelle: REUTERS

Hedgefondsmillionär Raj Rajaratnam überführte er so des Insiderhandels. Der Börsenstar landete 2011 für elf Jahre hinter Gitter. Im selben Fall klagte er Ex-Goldman-Sachs-Manager Rajat Gupta an, der 2012 für zwei Jahre ins Gefängnis kam. Er hoffe, sagte Bharara nach der Urteilsverkündung voller Genugtuung, diese Strafen seien eine Warnung an Wall Street.

Unglaublich dreist

Die Finanzkrise 2008 ist für Bharara längst noch kein abgeschlossenes Kapitel. Im Herbst 2012 verklagte der 44-Jährige die Bank of America, weil sie wissentlich faule Kredite an die Hypotheken-Vergeber Fannie Mae und Freddie Mac verkauft und damit dort einen Verlust in Höhe von einer Milliarde Dollar verursacht habe. „Das betrügerische Verhalten, das wir in der heutigen Klage aufführen, war in seinem Ausmaß unglaublich dreist“, sagt Bharara.

Mit ähnlich harschen Worten zog er auch die Deutsche Bank wegen ihres Geschäftsgebarens vor der Finanzkrise vor den Kadi. Er bezichtigte die Banker der „Lüge, des Betruges und der Rücksichtslosigkeit“, weil sie sich über ihre US-Tochter Mortgage IT Garantien der US-Regierung für Hypothekenkredite erschlichen haben sollen. Von der Deutschen Bank kassierte er in einem Vergleich 500 Millionen Dollar.

Was Bharara antreibt, ist sein unerschütterliche Glaube ans Gesetz. Es sei ein außerordentliches Privileg, diesen Job ausführen zu dürfen, sagte der Harvard-Absolvent, als ihn US-Präsident Obama im August 2009 für den Job auswählte. Bharara gilt als aggressiv und hartnäckig. Über 60 Festnahmen wegen Insiderhandels und Aktienbetrugs gehen auf sein Konto. Seine Jagd auf Banker brachte drei Milliarden Dollar an Strafgeldern in 2012 ein.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Eric Schneiderman, Generalstaatsanwalt von New York.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%