Libor-Skandal Banken drohen horrende Strafen

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Verschärfung der Regulierung

Die wertvollsten Bank-Marken der Welt
Platz 15: Die staatsgeführte Bank of China ist nicht nur das zweitgrößte, sondern auch das älteste Geldinstitut der Volksrepublik. Im Vergleich zum Vorjahr konnte sich die Bank of China in Sachen Markenwert um zwei Plätze steigern. Der aktuelle Markenwert des Hauses liegt bei rund 12,86 Milliarden US-Dollar. Die Ergebnisse stammen vom Brand Finance Banking 500 - einer Erhebung, die das amerikanische Beratungsunternehmen Brandfinance mit dem Fachblatt "Te Banker" erarbeitet hat. Quelle: REUTERS
Platz 14: Das größte Kreditinstitut der Bundesrepublik, die Deutsche Bank, konnte 2011 trotz der europäischen Banken-Krise respektable Ergebnisse vorlegen. Die Universalbank konnte ihre Vorjahres-Platzierung erneut verteidigen. Der aktuelle Markenwert des Hauses liegt bei rund 12,9 Milliarden US-Dollar. Quelle: dapd
Platz 13: Die Banco Itaú ist die größte Bank in Brasilien und ganz Lateinamerika. Hervorgegangen ist das Unternehmen aus der Fusion der beiden Banken Banco Itaú und der Unibanco. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Geldhaus zwei Plätze eingebüßt. Der aktuelle Markenwert des Hauses liegt bei rund 13,2 Milliarden US-Dollar. Quelle: dpa
Platz 12: Die drittgrößte Bank Großbritanniens ist im Vergleich zum Vorjahr um ganze fünf Plätze nach unten gerutscht. Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten sind 2011 auch an Barclays nicht spurlos vorübergegangen. Dennoch übertrifft das international agierende Finanzunternehmen in Sachen Markenwert alle anderen britischen Bankhäuser, abgesehen von HBSC. Der aktuelle Markenwert des Hauses liegt bei rund 13,6 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 11: Gemessen an der Bilanzsumme ist die Industrial & Commercial Bank of China (ICBC ) die größte Bank Chinas. Dennoch musste das Haus in Sachen Markenwert einen kleinen Verlust hinnehmen - im Vergleich zum Vorjahr fiel das Unternehmen drei Plätze nach unten. Der aktuelle Markenwert des Hauses liegt bei rund 15,2 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 10: Die China Construction Bank (CCB) gehört zu den vier größten Banken der Volksrepublik. In Sachen Markenwert hat es das Geldhaus nicht nur geschafft, den Konkurrenten ICBC zu überrunden, sondern auch die Spitzenposition unter den chinesischen Banken einzunehmen. Der aktuelle Markenwert des Hauses liegt bei rund 15,5 Milliarden US-Dollar. Quelle: dpa
Platz 9: Die Banco Bradesco gehört zu den vier größten Banken Brasiliens. Im Vergleich zum Vorjahr büßte das Geldinstitut drei Plätze in Sachen Markenwert ein, ist unter den brasilianischen Konkurrenten aber immer noch Spitzenreiter. Der aktuelle Markenwert des Hauses liegt bei rund 15,7 Milliarden US-Dollar. Quelle: Presse

Selbst die Großinvestoren halten sich bedeckt: Der Anleihemanager Bantleon sieht das Ganze gelassen, weil in seinem Portfolio „weniger als fünf Prozent“ der Anlagen „Floater“ seien, also Finanzprodukte, deren Zins an den Libor gekoppelt ist. Die Allianz Deutschland geht davon aus, dass die Libor-Manipulation keinen oder nur geringen Einfluss auf die Kapitalanlagen hat. Der Versicherer Ergo gibt sich entspannt: „Wir haben kaum Libor-basierte Anlagen, prüfen aber trotzdem, ob irgendwo ein Schaden entstanden sein könnte“, sagt Daniel von Borries, als Vorstandsmitglied der Versicherung verantwortlich für Kapitalanlage und Lebensversicherung.

In Großbritannien dürfte der Libor-Skandal zu einer Verschärfung der ohnehin geplanten Bankenregulierung führen. „Niemand glaubt mehr daran, dass der Status quo den Interessen der britischen Wirtschaft entspricht“, wettert Labour-Chef Ed Miliband. Und auch der konservative Premier David Cameron hat eingesehen, dass sich etwas ändern muss. So soll in den nächsten Wochen ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, der die Vorschläge des ehemaligen britischen Notenbankers John Vickers umsetzt. Der drängte bei den Universalbanken bisher nur auf eine Abkoppelung des traditionellen Bankgeschäftes vom riskanteren Investmentbanking und will erlauben, dass beide Sparten weiterhin unter dem Dach einer gemeinsamen Holding nebeneinander bestehen dürfen.

Gesetze aus Brüssel

Nachdem in den vergangenen Wochen Banklobbyisten mit allen Mitteln auf eine Verwässerung der Vickers-Vorschläge drängten, dürften nun die Verfechter einer Verschärfung Oberwasser bekommen. Sogar der Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, sprach sich kürzlich für ein echtes Trennbankensystem aus.

Fest steht, dass auch Brüssel Konsequenzen aus dem Libor-Skandal in Großbritannien ziehen wird. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier plant, Zinsmanipulationen in den Katalog von Straftaten aufzunehmen. Dazu will er die für den Marktmissbrauch geltenden Regeln erweitern und künftig auch die Beeinflussung von Referenz-Zinssätzen wie Libor und Euribor einbeziehen. Zudem verhandelt die EU-Kommission derzeit mit dem EU-Parlament und den Regierungen der Mitgliedsländer über neue Gesetze gegen Marktmissbrauch, die Mindeststrafen für Vergehen wie Insiderhandel festlegen. Das beträfe dann künftig auch die Manipulation des Libor.

Vergleich

Direkte Folgen für die künftige Ermittlung des Libor werden jedoch die Schritte haben, die inzwischen in Großbritannien erwogen werden. „Wer Marktindizes fälscht, muss dafür ins Gefängnis gehen“, sagte der britische Minister für Finanzmarktregulierung Mark Hoban dem „Handelsblatt“. Darüber hinaus sind Reformen des intransparenten und anachronistischen Systems geplant, mit dem der Libor täglich ermittelt wird. So gibt es Überlegungen, die Zahl der Banken, die ihre Sätze zur Berechnung des Libor melden, zu erhöhen, um den Einfluss einzelner zu reduzieren. Am weitesten geht Professor Pete Hahn von der Cass Business School in London. Er schlägt vor, dass die Banken künftig bei der Libor-Berechnung ganz aus dem Spiel bleiben sollen.

Ob es in der Libor-Affäre überhaupt zu einem Urteil kommen wird, ist allerdings fraglich. Denn Sammelklagen in den USA enden häufig in außergerichtlichen Vergleichen. „Vernünftige Geschäftsleute suchen in so einer Situation normalerweise nach einer vernünftigen Lösung“, sagt Hausfeld, der sich als Anwalt der Entrechteten und Underdogs fühlt, der schon viele Konzerne in die Knie gezwungen hat.

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