




JPMorgan Chase hat Kreisen zufolge mit komplexen Finanzpapieren dramatisch mehr verspekuliert als bislang angenommen. Die größte US-Bank gehe von einem Verlust von vier bis sechs Milliarden Dollar aus, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Donnerstag. Die Konzernspitze hatte den Schaden im Mai auf zwei Milliarden Dollar beziffert - einen Anstieg um „eine Milliarde Dollar oder mehr“ aber nicht ausgeschlossen. JPMorgan wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.
Die „New York Times“ hatte zuvor unter Berufung auf Insider von einem Spekulationsverlust von acht bis neun Milliarden Dollar berichtet. Wie peinlich muss das erst JP-Morgan-Chef Jamie Dimon sein? Bei der Anhörung vor dem US-Bankenausschuss in Washington hatte er sich reuig gezeigt, wie ein gescholtener Schuljunge. Er fühle sich „furchtbar“ angesichts der Verluste, die Aktionäre der Bank erlitten hätten. Schrecklich peinlich sei es ihm obendrauf. Und das bei nur zwei verpulverten Milliarden.
Allerdings sprang Dimon auch für seine Banker in die Bresche: Die Geschäfte, die seine Bank mache, seien derart kompliziert, dass die Manager die Konsequenzen ihres Handelns gar nicht verstehen konnten. Außerdem sei ihr Handeln nicht ausreichend überwacht worden. Die Frage, warum Banker Deals abschließen, die sie selber nicht verstehen, stellte der Ausschuss allerdings nicht. Ob die Verluste nun sechs oder die befürchteten acht bis neun Milliarden Dollar schwer sind, dazu wird sich Dimon mit der Bekanntgabe des Zwischenberichts am 13. Juli äußern. Um sein Institut muss er zwar nicht fürchten, die Bank verdiente allein im vergangenen Jahr 19 Milliarden Dollar. Sein Ruf und der der Bank dürften dagegen umso mehr leiden.