Monte dei Paschi und Italiens Bankenkrise Jede Baustelle in Italien ist eine Baustelle Europas

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Welche weiteren Banken sind gefährdet?


Monte dei Paschi ist nicht der einzige Problemfall unter den Banken des Landes. Der Banken-Rettungsfonds Atlante verabreicht dieser Tage zwei Regionalinstituten Geldspritzen von insgesamt knapp einer Milliarde Euro: 628 Millionen gehen an die Veneto Banca, 310 Millionen an die Banca Popolare di Vicenza. Atlante hatte beide Institute in diesem Jahr übernommen, nachdem Kapitalerhöhungen gescheitert waren. Atlante will die beiden Banken fusionieren.

Zehn Prozent der italienischen Banken, heißt es in Mailänder Finanzkreisen, hätten insgesamt derzeit "akute Probleme". Etwa 360 Milliarden Euro "fauler Kredite" belasten Italiens Banken, fast 90 Milliarden davon liegen bei Klein- und Kleinstinstituten. Laut Berechnungen von "Bloomberg" brauchen die maroden Banken in den nächsten Monaten mindestens 52 Milliarden Euro - also mehr als das Doppelte an Rückstellungen für den Fall, dass ihre Forderungen ausfallen. In der Summe enthalten sind die acht Milliarden Euro, die die Unicredit auf ihre faulen Kredite abschreibt, sowie das Geld, das die italienische Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS) benötigt.Die Bankfachleute der Ratingagentur Moody's haben ihr Urteil über Italiens Geldbranche Mitte dieses Monats deshalb von "stabil" auf "negativ" gesenkt.

Wie genau will Italien vorgehen?

Der Rettungsplan für Monte dei Paschi wurde in der Nacht zu Freitag per Notfalldekret in Kraft gesetzt werden. Das Geldhaus aus Siena könne nun die Kurve kriegen, sagte der neue Ministerpräsident des Landes, Paolo Gentiloni. Nach einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore" könnte sich die Rettung der drittgrößten italienischen Bank durch den Staat aber bis zu drei Monate lang hinziehen. Demnach würde die Übergangsregierung Gentiloni der Bank zunächst mit einer Staatsgarantie eine Atempause verschaffen.

Für die Garantien braucht Italien aber die Zustimmung der EZB und der Europäischen Union. Denn Staatshilfen für Banken sind daran geknüpft, dass auch private Investoren und Anleger dafür bluten müssen. Allerdings hat Italien eine Klausel in den Regeln zur Bankenunion gefunden, wonach „präventive Rekapitalisierungen“ durch den Staat erlaubt sind. Ob dazu allerdings auch gehört, dass ein Staat die Aktienmehrheit an einer kriselnden Bank übernimmt, darüber verhandeln die Italiener derzeit in Brüssel.

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