Nach Geldspritze Banken planen Rückzahlung der EZB-Milliarden

Mindestens vier Großbanken wollen die EZB-Milliarden schon nach 12 Monaten, dem erstmöglichen Zeitpunkt, zurückzahlen. Anstatt die EZB-Anleihen bis zum Ende der Laufzeit zu halten, versuchen Banken sie zu refinanzieren.

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Das Bankenviertel in Frankfurt am Main. Vier Großbanken wollen die EZB-Milliarden zwei Jahre vor Ablauf der Laufzeit zurückzahlen. Quelle: dpa

Frankfurt Einige europäische Banken wollen sich offenbar schneller als gedacht wieder vom Geld-Tropf der Europäischen Zentralbank (EZB) lösen. Wenige Wochen nach der zweiten und bisher letzten Milliarden-Spritze der EZB denken zahlreiche Banken einem Zeitungsbericht zufolge schon an eine schnelle Rückzahlung. Die „Financial Times“ berichtete am Montag unter Berufung auf Finanzkreise, die HypoVereinsbank-Mutter Unicredit, BNP Paribas und Societe Generale aus Frankreich sowie das spanische Institut La Caixa wollten jeweils ein Drittel der geliehenen Summe schon nach zwölf Monaten - dem frühest möglichen Zeitpunkt - zurückgeben.

Die EZB hatte den Banken der Euro-Zone kurz vor Weihnachten und Ende Februar insgesamt mehr als eine Milliarde Euro für den ungewöhnlich langen Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung gestellt. Mit der Öffnung der Geldschleusen wollte sie den Banken über die Schuldenkrise hinweghelfen und dafür sorgen, dass der Kreditstrom in die Realwirtschaft auch bei schwächeren Banken nicht abreißt. Vor allem südeuropäische Banken, die sich besonders stark mit billigem Drei-Jahres-Geld vollgesogen haben, wollen nun offenbar verhindern, dass sie diese Mittel nach drei Jahren auf einmal refinanzieren müssen.

Ein europäischer Bankmanager sagte der Zeitung, das Drei-Jahres-Geld nutze den Instituten nicht, wenn sie längerfristige Kredite vergeben wollten. „Wir haben uns in den vergangenen Monaten beeilt, das aufzunehmen, obwohl wir deutlich mehr dafür zahlen mussten.“

Banken sollen nach dem Willen ihrer Aufseher ihre langfristigen Kredite auch langfristig refinanzieren. Ein anderer Banker sagte Reuters, es sei nicht ungewöhnlich, dass Banken die EZB-Mittel nicht bis zum Ende der Laufzeit hielten, sondern sie vorzeitig - etwa über Anleihen - zu refinanzieren versuchten.

Dank der EZB-Milliarden-Spritze sei das leichter geworden, hatte der scheidende Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kürzlich gesagt: „Ohne die Liquiditätshilfen der EZB könnten sich viele europäische Banken vor allem in den mittleren Laufzeiten nicht mehr refinanzieren. Sie hätten erhebliche Probleme.“ Nun konnten die ersten Institute sogar unbesicherte Anleihen platzieren - vor einem halben Jahr noch undenkbar.

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