Nach Kritik Viele Banken senken Dispot-Zinsen

Nach der Debatte um zu hohe Überziehungszinsen auf Konten haben viele Banken ihre Zinssätze gesenkt, so das Ergebnis einer Verbraucherstudie. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner sieht jedoch noch Raum nach unten.

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Akzeptable Dispo-Zinsen liegen nach Einschätzung der Verbraucherzeitschrift „Finanztest“ bei unter 10 Prozent. Quelle: dpa

Berlin Die Debatte um hohe Überziehungszinsen zeigt Wirkung. Nach einem am Dienstag von Verbraucherschützern veröffentlichten Test haben 150 von 350 überprüften Banken in den vergangenen zwei Monaten ihre Dispo-Zinsen gesenkt. Die Zeitschrift „Finanztest" hatte damals die Dispo-Zinsen von 1600 Banken abgefragt. Nun wurden die 350 Institute erneut unter die Lupe genommen, die vor zwei Monaten ihren Kunden Dispo-Zinsen von mehr als 12,5 Prozent in Rechnung stellten.

Demnach hat sich auch die Commerzbank bewegt, die ihre Überziehungszinsen von 13,24 auf 11,9 Prozent senkte. Einen besonders großen Schritt machte die Sparkasse Niederlausitz, die den Satz von 13,5 auf 9,5 Prozent verringerte. Am oberen Ende der Skala liegen die Targobank mit 14,06 Prozent und die Sparkasse Göttingen mit 13,5 Prozent.

Nach "Finanztest"-Angaben liegen derzeit akzeptable Dispo-Zinsen unter zehn Prozent. Die Tester ermittelten 60 Banken, die dies anbieten. Die besten Konditionen der untersuchten Banken boten die Volksbank Uckermark-Randow mit 4,5 Prozent und die Deutsche Skatbank mit 5,25 Prozent.

„Das ist ein gutes Signal und ein erster Schritt, aber die Bankenbranche darf hier nicht stehen bleiben", erklärte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner. „Bei den Dispo-Zinsen ist zweifellos noch immer Luft nach unten." Sie forderte die Institute auf, die Kosten für die Kontoüberziehung auf einen Blick auch im Internet transparent zu machen. Ein Verweis auf den Aushang in der Bank oder den Kontoauszug reiche nicht aus.

Aigner befürwortet freiwillige Regelungen der Branche zur Senkung der Dispo-Zinsen. SPD- und grün-geführte Länder waren im Oktober mit einem Vorstoß zur gesetzlichen Deckelung von Überziehungszinsen im Bundesrat gescheitert. Sie hatten unter anderem argumentiert, die Banken könnten sich zu historisch niedrigen Zinsen refinanzieren und würden diesen Vorteil nicht an Kunden weitergeben. Die Kreditwirtschaft hält dagegen, Dispo-Zinsen seien besonders flexible Kredite, die deutlich mehr Aufwand benötigten und daher teurer seien. Ihre Zinsen stünden daher auch in keinem direkten Zusammenhang zum EZB-Leitzins von derzeit 0,75 Prozent.

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