Nachhilfe von "Maschi" Maschmeyer coachte bei der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank und ihre Tochter Postbank ließen sich von dem umstrittenen Ex-AWD-Chef Carsten Maschmeyer erklären, wie sie Mitarbeiter motivieren und neue Verkäufer werben können.

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Carsten Maschmeyer Quelle: dpa

Carsten Maschmeyer ist ein begnadeter Redner, seine Auftritte vor den Mitarbeitern des Finanzvertriebs AWD sind legendär. Sie sollten möglichst viele Bekannte als potenzielle AWD-Verkäufer anschleppen, gab er vor vielen Jahren einmal vor Vertrieblern zum Besten: Je mehr Bewerber, umso größer sei die Chance, die großen Verkaufstalente zu finden. Das sei ganz normal.

Ein Nachtclub-Besitzer müsse auch erst mal „Titten gucken, Titten gucken, Titten gucken“. Genauso müsse die Puffmutter „Schniedel gucken, Schniedel gucken, Schniedel gucken“, bis die passenden Mitarbeiter gefunden seien.

Maschmeyers Erkenntnisse sorgen nicht nur für Lacher im Publikum, sondern sind offenbar so interessant, dass selbst etablierte Banken davon profitieren wollen. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat sich die Deutsche Bank von dem 55-Jährigen in internen Seminaren erklären lassen, wie das mit der Akquise neuer Vertriebler funktioniert und wie die vorhandenen täglich aufs Neue zu Höchstleistungen motiviert werden können.

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von Max Haerder

Die Deutsche-Bank-Tochter Postbank engagierte ihn nicht nur als Motivator, sondern vertraute auch beim Umbau ihres mobilen Vertriebs, der vor einigen Jahren mit zweifelhaften Methoden auffiel, auf den Rat von Maschmeyer. Insgesamt soll „der Champion der Klinkenputzer“, wie ihn der „Stern“ einst betitelte, bei der Deutsche-Bank-Gruppe mindestens eine hohe sechsstellige Summe verdient haben.

Beide Banken bestätigen das Engagement des AWD-Gründers. Fragen zum Honorar ließen sie jedoch ebenso unbeantwortet wie Maschmeyer selbst.

„Maschi“, wie er AWD-intern genannt wurde, hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Aus einfachen Verhältnissen stammend, vertickte er neben dem Medizinstudium Versicherungen für den Finanzvertrieb OVB. Aus dem Nebenjob wurde ein Traumberuf. 1988 übernahm er die Mehrheit am kurz zuvor gegründeten AWD und machte daraus einen erfolgreichen Finanzvertrieb.

Als Maschmeyer 2007 seinen AWD-Anteil an den Schweizer Versicherer Swiss Life verkaufte, lag der Umsatz bei 762 Millionen Euro. Das „Manager Magazin“ schätzt Maschmeyers Vermögen auf rund eine Milliarde Euro.

AWD galt als Drückerkolonne

Doch der Reichtum hat eine Kehrseite. Die regen Vertriebsaktivitäten des AWDs brachten so manche Kunden um ihr Erspartes. In den Neunzigerjahren hat die Vertriebstruppe aus Hannover an Zehntausende Menschen riskante geschlossene Fonds verkauft. Die Provisionen dafür sind in der Regel deutlich höher als für konservative Produkte, der Verkauf ist deshalb besonders attraktiv.

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Firmenschriftzug einer Tchibo-Filiale in Dortmund. Quelle: dpa/dpaweb
Der Unternehmer und Sammler Reinhold Würth Quelle: dpa
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Der Vorstandsvorsitzende der Knorr-Bremse AG, Heinz Hermann Thiele Quelle: dpa/dpaweb
Logo des Discounters Aldi Nord Quelle: dpa
Kunden vor einem Lidl-Markt Quelle: dpa-dpaweb
Screenshot von Reckitt Benckiser Quelle: Screenshot

Noch schlimmer war, dass Berater ihre Kunden wohl auch gern mal motivierten, die Investition per Kredit zu finanzieren und die Raten mit den Ausschüttungen aus den Fonds zu bedienen. Als die Fonds dann ins Straucheln gerieten, hatten die Kunden die Kredite am Hals. Für den AWD war das kein Problem. Die Provisionen waren längst geflossen.

Genauso ging es mitunter den Verkäufern selbst. Die bekamen kein festes Gehalt, sondern in der Startphase nur Vorschüsse auf zukünftige Provisionen, die sie später abarbeiten mussten. Die Berater standen so vom ersten Arbeitstag an unter Verkaufsdruck, und der AWD hatte schnell das Image einer Drückerkolonne.

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