Negativzins Das übertriebene Klagen der Banker

Seite 2/2

Neue Regeln könnten Kapitalanforderungen verschärfen

Was die Geldhäuser am meisten ärgert: einerseits macht die EZB mit ihrer Geldpolitik ihre Margen zunichte. Gleichzeitig verlangt sie als ihr Regulierer immer härtere Kapitalanforderungen von den Instituten. Cryan forderte am Mittwoch eine „sinnvolle Regulierung“ von der Aufsicht. Die EZB dürfe nicht übersehen, wie weit man schon vorangekommen sei. „Die neuen Regeln müssen erst mal wirken“, sagte Cryan und forderte vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, er solle berücksichtigen, dass Europas Banken für Investoren wieder attraktiv werden müssten. Das sei immerhin auch im Interesse aller, denn je mehr privates Kapital in den Bankensektor fließe, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit, dass Banken noch mal vom Steuerzahler gerettet werden müssten.

Neue Gefahr

Am Freitag sitzen in Basel die wichtigsten Bankenregulierer zusammen und verhandeln über neue Regeln für Europas Banken. Im Kern geht es bei den Plänen um die Frage, wie Banken ihre Risiken errechnen können. Die Aufseher könnten den Einsatz von internen Modellen begrenzen, um das Vorgehen zu vereinfachen. Damit berechnen bisher vor allem Großbanken, mit wie viel Eigenkapital sie Kredite und Handelsgeschäfte unterlegen müssen. Bekannt sind die neuen Regeln unter dem Schlagwort „Basel IV“.

Geldpolitik der EZB: Entlastungen durch Niedrigzinsen

Setzt der Baseler Ausschuss seine Pläne durch und führt weltweite Vorschriften für derartige interne Modelle ein, könnten die Kapitalanforderungen der deutschen Banken laut Schätzungen des Bundesverbands der deutschen Banken (BdB) um bis zu 50 Prozent steigen.

Entsprechend groß ist die Kritik. Eine so deutliche Erhöhung wäre "angesichts der realen Risiken völlig unangemessen und würde die Fähigkeit der Banken drastisch einschränken, die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen", klagt Michael Kemmer, der Hauptgeschäftsführer des BdB, im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Bei der Deutschen Bank könnten die Marktrisiken dadurch um 40 Prozent steigen, sagte Vorstandschef Cryan. "Das verunsichert unsere Investoren und erschwert uns, verlässlich zu planen." Kemmer hofft deshalb darauf, dass der Baseler Ausschuss die Regeln noch mal entschärfen könnte.

So verständlich die Kritik aus Sicht der Banken ist, die Institute dürfen sich nicht dahinter verstecken. Denn ob sie wollen oder nicht brauchen vor allem die deutschen Institute den regulatorischen Ansporn, um ihre Reformen weiter voranzutreiben. Gerade in den vergangenen Monaten haben einige Institute zunehmend mehr Risiken in Kauf genommen, um ihre Margen anzutreiben und gleichzeitig die Risikovorsorge dank der entsprechenden Konjunktur abgebaut.

Läuft die Wirtschaft dann mal nicht mehr so rund, drohen gefährliche Schieflagen durch Kreditausfälle, der Kreis würde sich schließen und die nächste Krise wird durch noch niedrigere Zinsen und noch mehr Regulierung eingedämmt. Das kann auch nicht im Interesse der Banken sein.     

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%