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Neuer Chefkontrolleur Achleitner setzt Ego-Show bei Deutscher Bank ein Ende

Der neue Aufsichtsratschef Paul Achleitner will Deutschlands größtes Geldhaus verändern. Mit Zank und Zockerei soll endlich Schluss sein. Doch die Widerstände sind groß. Kann seine Mission gelingen?

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Achleitner Quelle: dapd

Paul Achleitner ist eingezogen, aber seine Möbel hat er nicht mitgebracht. Das Büro des Aufsichtsratsvorsitzenden im 33. Stock des Deutsche-Bank-Turms sieht noch genauso aus, wie es sein Amtsvorgänger Clemens Börsig Anfang Juni verlassen hat. Die gleiche schwarze Ledersitzgruppe, die gleiche schwarz-weiße Großflächenkunst an der Wand. Das soll so bleiben. Achleitner sind Äußerlichkeiten unwichtig, er ist viel unterwegs in der Bank, über die er als Oberkontrolleur wacht. Er sieht sich um in den Frankfurter Zwillingstürmen, besucht Abteilungen, spricht mit den Angestellten, reist nach London, wo das Herz der Investmentbank hektisch die Milliarden durch Supercomputer pumpt.

So eifrig er sich in der Bank umtut, so sehr meidet er die Öffentlichkeit. Die Verleihung eines Medienpreises an den EZB-Präsidenten Mario Draghi am vergangenen Donnerstag in Potsdam ist eine von wenigen Ausnahmen. In seiner Lobrede preist Achleitner den Notenbankchef „als den richtigen Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Die Zeit, daran lässt der frühere Finanzvorstand der Allianz keinen Zweifel, ist wahrhaft historisch. In der Staatsschuldenkrise, so der Vater dreier Söhne im Schulalter, steht nicht weniger auf dem Spiel als die Zukunft Europas.

Die Ex-Chefkontrolleure der Deutschen Bank
Wilfried Guth
Friedrich Wilhelm Christians Quelle: dpa
Hilmar Kopper Quelle: dpa
Rolf-Ernst Breuer Quelle: AP
Clemens Börsig Quelle: dpa

Die möchte er mitgestalten, schließlich braucht man neue Antworten für neue Herausforderungen, nicht nur in der Politik, sondern auch in den Banken. Wenn an diesem Dienstag, ausgerechnet dem 11. September, die Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen beim Frankfurter „Investor Day“ die lang erwartete Auskunft darüber geben, wie sie das Institut in welche Richtung steuern wollen, wird der Dritte im Bunde, wird Achleitner nicht dabei sein. Die Zurückhaltung ist Programm, er will im Hintergrund bleiben. Und ist aus dieser Konstellation nicht wegzudenken, als unverzichtbarer Teil des Trios, das Deutschlands größtes Kreditinstitut von Grund auf verändern will. Und muss.

Achleitners Aufgabenheft

Schon der Ende Mai abgetretene Bankchef Josef Ackermann hatte trotz aller Selbstverliebtheit bei seinen letzten Auftritten deutlich gemacht, dass ein Neuanfang zwingend nötig ist. Achleitner will mithelfen, den Ruf der Deutschen Bank zu restaurieren, sie aus der Schmuddelecke holen, vom Generalverdacht der Kundenabzocke und Casinospielerei säubern. Die Bank soll in einer Reihe mit Unternehmen wie Siemens, Bosch und Daimler stehen, die vielleicht nicht geliebt, deren Existenz und Produkte aber auch nicht als öffentliches Ärgernis angesehen werden.

Und er will das zerstrittene Institut, das immer noch unter den Nachbeben der Auseinandersetzung um Ackermanns Nachfolge leidet, wieder zu einer Einheit formen, alte und neue Gräben zuschütten und den Starkult um den Überbanker Ackermann durch das Leitbild eines eingespielten Teams ersetzen. Nicht einzelne Personen, die Institution an sich soll künftig im Vordergrund stehen.

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