Privatbank Sal. Oppenheim Das Leben der Oppenheims nach dem Absturz

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Alte, heile Welt in Quadrath-Ichendorf

Josef Esch Quelle: salaction

Die alte, heile Oppenheim-Welt – in Quadrath-Ichendorf, rund 20 Autominuten außerhalb Kölns lässt sie sich noch besichtigen. Auf den sattgrünen Wiesen des 1869 von einem Vorfahren gegründeten Gestüts Schlenderhan tollen Vollblutpferde, zwischen sanften Hügeln duckt sich ein hufeisenförmiges Stallgebäude. Das kameragesicherte Einfahrtstor erlaubt auserwählten Besuchern die Zufahrt, nur vom Friedhof der Kirche St. Laurentius lässt sich ein Blick auf das zum Gestüt gehörende Schloss erhaschen. Hier bleibt man unter sich, was Mythen nährt. Die Pferdeboxen seien zum Teil aus Ebenholz, raunt man im Ort. Zumindest hier kann die Familie noch Siege feiern: Auf der Erfolgsliste des Direktoriums für Vollblutzüchter und Rennen steht das Gestüt regelmäßig auf Platz eins.

Hier residierte bis zu ihrem Tod 2009 Karin von Ullmann, die große alte Dame der Familie. Ihr Sohn Georg sollte eigentlich als Aufsichtsratsvorsitzender über die Umtriebe seines Schwagers von Krockow wachen, fühlte sich aber mehr zum Lebemann berufen. Mit seiner wohlhabend geborenen Frau Corinna fuhr er ins britische Ascot zum Pferderennen und kaufte mit einem Kompagnon eine Zigarrenfabrik in der Dominikanischen Republik. Seine „Baron Ullmann Cigars“ ließ er als „Das Beste vom Besten – mit den Besten“ bewerben.

Der gewohnte Lebensstil

Ob die Familie das Gestüt behalten kann, ist unklar. Wenn die Deutsche Bank Ernst macht und auf der Rückzahlung sämtlicher Kredite besteht, dürfte es kaum zu halten sein, weil es als Sicherheit dient. Schon jetzt, so heißt es, engagiert sich Ullmanns Schwiegervater, der Düsseldorfer Unternehmer und Ehrenbürger Udo van Meeteren, finanziell, um seiner Tochter den gewohnten Lebensstil bieten zu können. Ebenfalls unklar ist die Zukunft des Luxushotels Château Béla in der Slowakei, das Georgs Schwester Ilona in einer Sommerresidenz der Familie eröffnet hat.

Wie schnell die alten Zeiten vorbei sein können, erfährt derzeit Jeane Freifrau von Oppenheim. Die 71-Jährige, die bis heute für die CDU als „sachkundige Einwohnerin“ im Kölner Kulturausschuss sitzt, bereitet ihren Abschied aus der Villa in der Marienburger Straße vor, in die sie nach dem Tod ihres Mannes Alfred gezogen ist. Der Besitzer, die Deutsche Bank, will die aufwendig sanierte Luxusimmobilie verkaufen, heißt es aus Jeanes Umfeld. Die Baronin suche derzeit nach einem schicken Apartment in der Kölner City, sagt ein Eingeweihter. Für Kunst wird dort wohl nur eingeschränkt Platz sein. Von einem großen Teil ihrer Sammlung von Fotografien und Grafiken werde sie sich deshalb trennen müssen.

Thomas Middelhoff Quelle: dpa

In Sachen Villa

In Sachen Villa ermitteln auch die Kölner Staatsanwälte. Sal. Oppenheim hatte die Immobilie für 3,9 Millionen Euro erworben und für 8,4 Millionen umgebaut. Nach dem Einzug bezahlte Sohn Christopher Miete für seine Mutter, die nur halb so hoch war, wie sie hätte sein müssen. Die Staatsanwaltschaft sieht das als Untreue.

Mittwoch, 14. März 2012: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln lädt zur Vollversammlung – und anders als sonst fehlt Christopher von Oppenheim. Er wird hier immer noch als Vertreter des Bankhauses begrüßt, obwohl er alle Führungsposten räumen musste.

Feine Kölner Kreise

Als letzter Namensträger der Adelsfamilie geht der Freiherr bis heute in den feinen Kölner Kreisen ein und aus. Wegen seines unscheinbaren Auftretens gilt Christopher vielen eher als Opfer denn als Mitverantwortlicher. Der Freiherr sei, so eine These, von den übrigen, mit dominantem Naturell ausgestatteten Gesellschaftern zu dubiosen Machenschaften gedrängt worden. Gegenüber Kunden soll Christopher damit kokettiert haben, Volkswagen zu fahren. Dass dies ein Luxusmodell Marke Phaeton war, blieb unerwähnt.

„CvO“ – wie er oft abgekürzt genannt wird – „wird sehr anständig in Köln behandelt“, erzählt ein langjähriger Weggefährte. In wichtigen Klüngel-Runden der Stadt wie den Kuratorien der Fritz Thyssen Stiftung und der Universität war er bis zuletzt aktiv. Langjährige Freunde wie der Industrielle Arend Oetker lassen den Freiherrn nicht über Nacht fallen. Auch die Deutsche Bank tritt „bewusst gesichtswahrend gegenüber Christopher von Oppenheim auf“, wie es aus dem Umfeld heißt. Sie stattete ihn trotz laufender Ermittlungen mit einem Vertrag als Berater aus, der Ende März auslief.

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