Privatbank Sal. Oppenheim Das Leben der Oppenheims nach dem Absturz

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Schulden begleichen

Middelhoff fühlt sich mittlerweile von Esch geschröpft und droht mit Klage. Sein Anwalt Winfried Holtermüller spricht von zu hohen Planungskosten und -gebühren. Eschs engste Mitarbeiter Lothar Ruschmeier und Dirk Froese halten dagegen. „Die Diskussion ist absurd“, sagt Froese. Derlei Aufwendungen entstünden bei jedem Immobilienprojekt. „Ohne Planung und Baugenehmigung kann man nicht einmal ein Einfamilienhäuschen bauen“, argumentiert Ruschmeier, der frühere Kölner Oberstadtdirektor. Im Übrigen sei der Versuch, die Steuerlast zu senken, für „viele Anleger ein zentrales Anlagemotiv“ gewesen. Damit die Idee aufgeht, hätten die Steuerersparnisse aber für die Tilgung der Kredite eingesetzt werden sollen. „Wer diese Anlagedisziplin nicht aufbringt, bekommt zwangsläufig irgendwann Probleme“, sagt Ruschmeier.

Im Klartext soll das wohl heißen: Statt ihre Steuerrückzahlungen zu verjubeln, hätten die Middelhoffs erst mal ihre Schulden begleichen sollen. Ohnehin sieht Ruschmeier die Probleme einiger Fonds direkt mit der Person Middelhoff verbunden. „Er ist mitverantwortlich dafür, dass die Karstadt-Fonds nicht gut laufen. Er kann sich nicht davon freisprechen, dass er an der Pleite beteiligt war.“ Beim Karstadt-Warenhaus in Potsdam, an dem Middelhoff privat beteiligt ist, darf er seine Managementkünste nun erneut unter Beweis stellen. Nach Informationen der WirtschaftsWoche ließ er sich vor wenigen Monaten zum Esch-Nachfolger als Geschäftsführer des Fonds küren.

Deichmann und Schickedanz

Auch Esch zerrt Middelhoff vor den Kadi. Vor dem Landgericht Bielefeld fordere Esch in mehreren Klagen rund zwei Millionen Euro, sagt Middelhoffs Anwalt Holtermüller. Bei dem Streit geht es um die Frage, ob Middelhoff den Pachtzins für eine Yacht vom Typ Mangusta 108 samt Hafengebühren und Crewkosten sowie die Ausgaben für diverse kostspielige Flüge tragen müsse. Holtermüller sagt, sein Mandant „schuldet Esch nichts“, alle Verträge seien rechtzeitig gekündigt worden.

Auch andere Oppenheim-Esch-Kunden machen mobil. Der Schuhhandelsclan Deichmann geht gegen die Esch-Gruppe vor, auch Maxdata-Gründer Holger Lampatz steht vor rechtlichen Schritten. Großkundin Schickedanz macht ihren früheren Vermögensverwalter gar für den Verlust ihres Milliardenerbes verantwortlich. „Dass die wirtschaftliche Lage von Frau Schickedanz so prekär ist wie von ihr dargestellt, wage ich zu bezweifeln“, sagt Ruschmeier. „Sie versucht sich jetzt als verarmte, vertrauensselige Erbin zu inszenieren. Tatsächlich war sie immer informiert und hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen.“

Überschaubare Probleme

Ohnehin hält die Esch-Seite die Probleme für überschaubar. Ruschmeier spricht von einer „lautstarken Gruppe“, die Rabatz mache. Die Mehrheit unterstütze in vielen Fonds die bisherige Geschäftsführung. Fragt sich nur, wie lange noch. In etlichen Fonds würden die Anteilseigner in den kommenden Monaten rebellieren, erwartet ein Vertreter mehrerer Anleger.

Esch hat derweil vorgebaut. Gemeinsam mit Ruschmeier, Froese und seinem Stiefsohn Thomas Walter hat er die E & RFW Gesellschaft für Immobiliendienstleistungen gegründet. Über das Unternehmen sollen offenbar neue Projekte für Wohnimmobilien vorbereitet werden – wenn auch eine Nummer kleiner als zu Oppenheim-Zeiten. „Das Volumen beginnt bei 20 bis 25 Millionen Euro“, sagt Ruschmeier.

Die Marke Oppenheim

Für die ehemaligen Bank-Eigentümer sind diese Streitereien deshalb wichtig, weil ihre mögliche Nachzahlung auch vom Ergebnis der Esch-Fonds abhängt. Das Schicksal der Bank ist weiter eng mit Esch verknüpft, auch wenn Bankchef von Haller offiziell jede Verbindung gekappt hat. Doch die Kredite für die Investitionen bei Esch kamen fast immer von Sal. Oppenheim. Die Bank hält die Risiken für beherrschbar und hat Rückstellungen gebildet.

Nach Milliardenverlusten in den ersten Jahren ist die Bank zwar nun offiziell gut unterwegs, aber intern, so heißt es, regieren Durchhalteparolen. Die Fluktuation von Mitarbeitern liegt bei niedrigen 2,5 Prozent im Jahr, aber es gibt weiter viele Abgänge. Der Leiter des Portfoliomanagements Reinhard Pfingsten hat gerade gekündigt, ebenso ein Team in München. Vor allem aber geht trotz anderslautender Bekenntnisse die Angst um, dass die Deutsche Bank die Marke irgendwann aufgibt, weil diese mit zu vielen Makeln behaftet ist und das eigene Angebot dem der Tochter sehr ähnlich ist. Das wäre dann das endgültig unrühmliche Ende einer langen Geschichte.

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