
München Ungarn schröpft die BayernLB : Nach der hohen Bankenabgabe sorgt das osteuropäische Land nun mit dem umstrittenen Fremdwährungsgesetz für rote Zahlen bei Deutschlands zweitgrößter Landesbank. Im dritten Quartal 2011 fiel vor Steuern ein Verlust von 92 Millionen Euro an, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 115 Millionen zu Buche stand, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Der Konflikt mit der Regierung in Budapest macht BayernLB-Chef Gerd Häusler zudem so vorsichtig, dass er die ohnehin vage Prognose für 2011 nun ganz zurückzieht. Bisher hatte er für dieses Jahr einen Gewinn in Aussicht gestellt. Nun sind also auch hier rote Zahlen nicht mehr ausgeschlossen.
Häusler betonte, dass das Kerngeschäft solide gelaufen sei, aber durch Sonderlasten überschattet werde. „Im Ergebnis haben uns leider die staatlichen Eingriffe in Ungarn sowie die Auswirkungen der Staatsschuldenkrise daran gehindert, die Reihe von zuvor sechs positiven Quartalen fortzusetzen“, sagte er. Im Zusammenhang mit der überraschend und eilig umgesetzten Gesetzesänderung bildete die Ungarn-Tochter MKB vorsorglich eine Rückstellung von 108 Millionen Euro.
Der Vorstoß ermöglicht ungarischen Bankkunden bis zum Jahresende eine Ablösung ihrer Fremdwährungskredite zu für sie deutlich günstigeren Wechselkursen. Auf den Kursverlusten bleiben dann die Banken sitzen. Viele Häuslebauer und Verbraucher in Osteuropa hatten in der Vergangenheit Kredite in ausländischen Währungen - vor allem in Schweizer Franken - aufgenommen, um von niedrigen Zinsen zu profitieren. Dies erwies sich wegen der Abwertung der eigenen Währung aber als fatal. Ungarns Ministerpräsident Victor Orban will seinen Landsleuten nun einen Ausweg aus der Schuldenfalle ebnen.
Die gebildete Rückstellung bei der BayernLB reiche - bezogen auf das Volumen - für eine Umtauschquote von rund 30 Prozent und werde die MKB 2011 in die Verlustzone drücken, erklärte Finanzchef Stephan Winkelmeier. Weitere Belastungen seien dementsprechend denkbar. „Dieses Ding tut uns enorm weh“, sagte Winkelmeier. Er sprach von einer Art Robin-Hood-Gesetz, das einer Enteignung gleichkomme. Die Bank geht jedoch nicht davon aus, dass alle Kunden ihre Kredite ablösen, weil ihnen schlicht das nötige Kleingeld dafür fehlt. Ohne den „politisch motivierten Eingriff“ hätte die BayernLB einen Quartalsgewinn gemacht. Auch viele österreichische Banken, die im nahen Ungarn sehr präsent sind, hoffen auf Hilfe der EU-Kommission, um das Gesetz abändern zu können.
Wegen Ungarn ging bei der BayernLB die Risikovorsorge für faule Kredite im dritten Quartal deutlich nach oben. Auch die Schuldenkrise in der Euro-Zone hinterließ ihre Spuren, weniger aber als bei anderen Banken und Versicherern. Auf griechische Staatsanleihen schrieb die Landesbank nochmals 25 Millionen Euro ab, nachdem es zum Halbjahr schon 79 Millionen waren. Damit stehen die Hellas-Bonds noch mit 47 Prozent ihres Nominalvolumens von 165 Millionen Euro in der Bilanz. Belastungen gab es von Juli bis September auch durch Derivate, mit denen sich die Bank gegen Währungsschwankungen absichert. Die Bankenabgaben in Ungarn und Deutschland kosten die BayernLB dieses Jahr zudem 115 Millionen Euro, die bereits bis September komplett verbucht worden.