
Deutschlands zweitgrößte Bank ist mit schlechten Zahlen ins Jahr 2012 gestartet. Im ersten Quartal blieb dem Frankfurter Institut im operativen Geschäft ein Plus von nur 584 Millionen Euro. Während des entsprechenden Zeitraums im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank noch gut doppelt so viel erwirtschaftet.
Für Wehklagen an den Märkten sorgt das jedoch nicht, denn aus Sicht von Aktionären und Gläubigern der Bank ist aktuell eine andere Nachricht viel wichtiger als die Quartalszahlen: Die Commerzbank hat bestätigt, dass sie die Kapitalhürde aus dem Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht nicht nur einhalten kann, sondern mit einem deutlichen Abstand von rund einer Milliarde Euro überspringen wird.
Diesem Ziel hat das Management alles untergeordnet. Schrumpfen um jeden Preis ist zum Teil des Geschäftsmodells der Commerzbank geworden. Dagegen ist der neue Kurs für das Tagesgeschäft vorübergehend in den Hintergrund getreten. Allein im ersten Quartal 2012 hat die Bilanz 14 Milliarden Euro Gewicht verloren. Das konsequente Abspecken lässt sich nur auf Kosten der Profitabilität erreichen, wie der aktuelle Gewinneinbruch zeigt. „Im ersten Quartal lag unsere Priorität auf der Erreichung des EBA-Kapitalziels“, sagte CEO Martin Blessing. Beim Abbau von Risikoanlagen oder Krediten dürfte im Vordergrund gestanden haben, die Bilanz zu entlasten. Dabei mussten wegen des Zeitdrucks Verluste in Kauf genommen werden, denn die Deadline der Bankenaufsicht läuft Ende Juni aus.





Obwohl die von der Finanzaufsicht geforderte Kapitalquote jetzt übererfüllt ist, wird der Abbau von Geschäftsvolumen weitergehen. Große Teile des Mammutportfolios der Tochterbank Eurohypo muss die Commerzbank auf Weisung der Europäischen Kommission loswerden, um die während der Finanzkrise eingeheimste Staatshilfe zu kompensieren. Staatsanleihen und Teile der gewerblichen Immobilienfinanzierung müssen auf den Markt geworfen werden, sofern die Verträge nicht vor Ende der EU-Deadline 2013 auslaufen. Das ist eine Herkulesaufgabe für den neuen Finanzchef Stephan Engels, der seine Premiere bei der Vorstellung der Quartalszahlen souverän meisterte. „Zunächst geht es mir darum, die richtigen Fragen zu stellen und intensiv zuzuhören“, sagte Engels in einer Telefonkonferenz auf die Frage nach seinem Credo für den neuen Job.
Zum Erreichen der Kapitalquote hat der Nachfolger von Ex-Finanzchef Eric Strutz nach eigener Einschätzung keinen nennenswerten Beitrag leisten können. Kein Wunder, Engels ist erst seit April im Amt. Doch der ehemalige Autobanker aus dem Daimler-Konzern wird genügend Gelegenheiten haben, sich bei der Commerzbank zu bewähren. Neben der Beerdigung der Eurohypo muss er sich um die Rückzahlung der restlichen Staatshilfen kümmern. Neben einem Aktienanteil von einem Viertel ist noch ein Rest der Stillen Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin zurückzuführen.
Löst Engels diese Aufgabe, kann er sich auch bei seinen neuen Kollegen beliebt machen. Der Gehaltsdeckel für das Management wird erst aufgehoben, wenn die Commerzbank den Soffin ausbezahlt hat.