Revolut und Qonto Internationale Neobanken nehmen Kunden in Deutschland ins Visier

Internationale Neobanken wie Revolut wollen jetzt auch in Deutschland Fuß fassen. Quelle: dpa

Europas wertvollste Digitalbank Revolut und das französische Start-up Qonto bereiten sich auf die Eroberung des deutschen Marktes vor. Bei Revolut soll eine eigene Bankenlizenz helfen. Qonto besorgt sich frisches Geld.

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Die britische Finanzplattform Revolut und die französische Neobank Qonto wollen ihr Wachstum auf dem deutschen Bankenmarkt ausbauen. Die Smartphone-Bank Revolut, die als schärfster Herausforderer des wertvollsten deutschen Fintech-Unternehmens N26 gilt, geht mit einer europäischen Banklizenz in Deutschland an den Start, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Zulassung dafür kommt aus Litauen. Deutsche Kunden profitierten bei einem Wechsel von der gesetzlichen europäischen Einlagensicherung bis 100.000 Euro.

In der zweiten Jahreshälfte sei eine Bankniederlassung in Deutschland geplant, erklärte das Fintech, das ein Büro in Berlin hat. Für Revolut-Kunden werde man Sparprodukte, Kredite und Kreditkarten einführen. Auch eine deutsche IBAN solle kommen.

Revolut startete 2015 in Großbritannien mit Geldtransfers und Währungstauschgeschäften und wurde zuletzt nach eigenen Angaben mit 33 Milliarden Dollar (29 Mrd Euro) bewertet. Die Londoner Finanzfirma hat demnach rund 18 Millionen Privatkunden weltweit. Branchenbeobachter spekulieren seit Monaten über einen Börsengang.

Bisher war das Fintech in Deutschland nur mit einer sogenannten E-Geld-Lizenz tätig. Über die Revolut Bank mit Sitz in Litauen hat die Firma seit längerem eine europäische Banklizenz. Die Revolut Bank hat nach Firmenangaben mehr als eine Million Kunden in Europa, die ihr Geld dort anlegen.

Revolut bietet Kunden der App kostenpflichtige Upgrades an und hofft, mit der Revolut Bank Kunden zu gewinnen, die ein Konto als Hauptbankverbindung nutzen. „Die Einführung von Revolut Bank in Deutschland wird unseren Kunden ein noch höheres Maß an Sicherheit und Vertrauen bieten und uns ermöglichen, in naher Zukunft eine Vielzahl an neuen Produkten und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen“, sagte Chef Joe Heneghan.

Das französische Start-up Qonto will nach einer Finanzierungsrunde seine geschäftlichen Aktivitäten in Deutschland erheblich ausbauen. Die Bank konnte von Investoren 486 Millionen Euro einsammeln. 100 Millionen sollen dabei in die deutsche Niederlassung in Berlin fließen. Damit werde das Unternehmen mit 4,4 Milliarden Euro bewertet, teilte Qonto mit. Zum Vergleich: N26 kommt nach der jüngsten Finanzierungsrunde im Oktober auf eine Bewertung von rund 9 Milliarden Euro.

Während N26 oder Revolut vor allem Privatkunden im Visier haben, richtet sich Qonto ausschließlich an kleine und mittelständische Unternehmen sowie Selbstständige. Zum Service von Qonto gehören neben dem eigentlichen Bankkonto auch Dienstleistungen wie die Digitalisierung von Belegen für die Buchhaltung und Schnittstellen zu externen Firmen wie Datev, Stripe oder Weltsparen. Qonto konkurriert dabei mit traditionellen Bankhäusern, aber auch mit Start-ups wie Penta, Holvi, Fyrst oder Kontist.

Qonto wurde vor fünf Jahren in Frankreich gegründet und ist auch in Deutschland, Italien und Spanien aktiv. Mit Hilfe des frischen Geldes der Investoren will das Start-up in Deutschland seine Belegschaft von 25 um 100 weitere Mitarbeiter aufzustocken. Außerdem soll in die Produktentwicklung, strategische Partnerschaften und das Marketing investiert werden. „Mit dieser zusätzlichen Feuerkraft werden wir in der Lage sein, unseren Kundenstamm bis 2025 auf eine Million kleinere und mittelgroße Unternehmen in ganz Europa auszubauen“, sagte Qonto-Mitbegründer Alexandre Prot der Deutschen Presse-Agentur.

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