Die Deutsche Bank beanstandet einen Bericht eines ihrer eigenen Analysten, in dem der deutsche Finanzplatz von der Aufsicht bis zur Drei-Säulen-Struktur scharf kritisiert und „dringender Reformbedarf“ konstatiert wird.
Das Geldhaus und seine Research-Abteilung „distanzieren sich ... von der in Inhalt und Form unangemessenen Kritik an Aufsichtsbehörden und politischen Entscheidungsträgern, die in der Studie zum Ausdruck kam“, erklärte ein Sprecher in einer E-Mail. Die Studie sei von der Führung der Deutsche Bank Research nicht autorisiert gewesen.
Der Bericht des Analysten Jan Schildbach ist inzwischen nicht mehr auf der Webseite der Deutschen Bank abrufbar. Eine am Dienstag per E-Mail versendete Zusammenfassung nannte die folgenden Beispiele für den konstatierten Reformbedarf:
- Aufsicht: „Die Vielzahl von Skandalen weist auf Defizite bei der Aufsichtskultur, Mitarbeiterqualifikation und Standortwahl hin.“
- Struktur: „Das starre Drei-Säulen-System steht international mittlerweile fast allein auf weiter Flur. Es behindert Konsolidierung und begünstigt Auslandsbanken.“
- Steuern: „Gewinne von Kapitalgesellschaften werden hierzulande mit 30 Prozent besteuert, im internationalen Durchschnitt nur noch mit 22 Prozent.“
- Europa: „Die Fragmentierung der EU-Kapitalmärkte hat durch den Brexit weiter zugenommen. Auch viele Banken-Regularien werden unverändert national angewendet und überwacht.“
- Altersvorsorge: „Die Riester-Rente ist gescheitert, obwohl private Vorsorge immer dringlicher wird. Statt die Förderung der Kapitalanlage auszuweiten, hat der Staat sie gekürzt.“
Auf diese Liste folgt im Zusammenhang mit dem Wahlkampf das harsche Resümee des Analysten: „Die Wahlprogramme der Parteien sprechen nicht dafür, dass die Politik dem Niedergang des Finanzstandorts Deutschland bald entgegenwirken wird.“
Mehr zum Thema: Insider kritisieren ökologische und ethische Geldanlage als Mogelpackung. Das liegt an schwammigen Regeln und am Mangel an passenden Investments. Einige Firmen werden viel zu hoch bewertet.