Sal. Oppenheim Der tiefe Sturz der Oppenheims

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Der wirtschaftliche Abstieg geht weiter

Das fing bei Christophers Mutter Jeane an, die sich beim Umbau einer von ihr genutzten Kölner Villa auf das Nötigste beschränken wollte und dabei eine Rechnung von mehr als acht Millionen Euro produzierte. Der Aufsichtsratsvorsitzende Georg Baron von Ullmann legte sich neben dem Reitsport eine nach ihm benannte Zigarrenmarke zu. Und gemeinsam mit einigen Kunden jetteten Familienmitglieder mit dem Privatflieger zu Feiern nach Ibiza. Da wirken die noblen Oppenheims dann gar nicht mehr so nobel, sondern wie die bloß etwas stilvollere Variante ihrer Nachfolger als berühmteste Kölner Millionäre – der trashigen TV-Familie Geiss.

Der Familienfrieden ist durch den Niedergang brüchig, aber man rauft sich zusammen. In zwei Gremien, Pool und Konsortium, stimmen die einstigen Eigentümer ihre Interessen ab.

Kürzlich haben sie sogar einen bescheidenen Erfolg erzielt. Die Deutsche Bank zahlt nach Informationen der WirtschaftsWoche aufgrund einer bei der Übernahme getroffenen Vereinbarung einen Nachschlag auf den Kaufpreis für die Bank. Ein zweistelliger Millionenbetrag fließt in die Taschen der Sippe. Allerdings nicht in alle: Die Ullmanns und von Oppenheims haben zugunsten der anderen früheren Teilhaber auf ihren Anteil verzichtet, so vermeiden sie, dass diese sie auf Schadensersatz verklagen.

Der wirtschaftliche Abstieg hängt dennoch weiterhin über dem großzügigen Anwesen mit der Backsteinfassade im Kölner Stadtteil Marienburg. Und auch über dem Gestüt Schlenderhan, dessen Stallungen so manch edles Ross entsprungen ist.

"Ihre Nachkommen werden mal richtig arbeiten müssen"

Noch hält die Familie an vielen Insignien einstiger Größe fest. Christopher von Oppenheim hat die 42-Meter-Yacht Passepartout verkauft und auch ein Haus am Tegernsee. Das Geld liegt auf einem Sperrkonto und wartet auf seine Gläubiger. Ansprüche gibt es reichlich. Die Bürgschaften für den Schickedanz-Kredit sind fällig, dazu kommen Nachforderungen aus schlecht laufenden Immobilienfonds. Mehr als 500 Millionen Euro hatten sich die vier Banker zudem von ihrem eigenen Institut geliehen, auch die müssen sie zurückzahlen. Das hässliche Wort Vollstreckung macht in Köln die Runde.

Dabei ist Christopher noch ganz gut dran. Er hat seine finanziellen Verhältnisse in guten Tagen mittels Heirat diversifiziert. Seine Gattin stammt aus der Familie Mittelsten Scheid, die es mit Vorwerk-Staubsaugern zu einem Milliardenvermögen brachte.

Für das Paar von Krockow-Ullmann sieht es düsterer aus. Außer ihren Beteiligungen an der Bank und Esch-Fonds haben sie nur wenig angehäuft. Ein paar Immobilien sind da, aber die Forderungen gegen sie sind gewaltig. Das ist nicht gleichbedeutend mit der Privatinsolvenz, aber: „Ihre Nachkommen werden mal richtig arbeiten müssen“, sagt ein Verfahrensbeteiligter.

Auf die Milde der Deutschen Bank können sie kaum zählen, sie wird sich weigern, ihnen ein Schonvermögen von ein paar Millionen Euro zu lassen. Wie sollte sie auch angesichts all dieser lästigen Vorschriften zu Regulierung, Compliance, Controlling, die das Bankerleben heute so unerfreulich machen? Das ist nicht mehr die Welt der Oppenheims, in der die Millionen locker saßen, Kunden Kumpel waren und der Schein mehr als das Sein das Bewusstsein bestimmte.

Ihre Zeit ist vorbei, sie kommt nie wieder. Aber zu Ende, das ist ihre Geschichte noch lange nicht.

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