
Nach mehr als 100 Prozesstagen haben zwei ehemalige Chefs der Bank Sal. Oppenheim vor Gericht Fehler eingeräumt. Matthias Graf von Krockow bekannte sich dazu, in einem Punkt „nicht ausreichend zwischen den Interessen des Bankhauses und persönlichen Interessen“ unterschieden zu haben.
Damit bezog er sich auf die fortgesetzten Rettungsversuche der Bank für die bereits angeschlagene Arcandor AG (Karstadt/Quelle) im Jahr 2008. Er bereue sein Verhalten und trage schwer daran, sagte Krockow am Mittwoch vor dem Landgericht Köln. Er räumte zudem ein, Entscheidungen auf einer zu dürftigen Informationsgrundlage getroffen zu haben.
Die fünf Angeklagten im Sal. Oppenheim-Prozess
... ist mit den Oppenheims verschwägert und war seit 1998 der Sprecher der vier persönlich haftenden Gesellschafter - und somit eine Art Vorstandschef. Kurz vor der Übernahme von Sal. Oppenheim durch die Deutsche Bank schied er 2009 aus. Seinem Anwalt zufolge übernimmt er im unternehmerischen Sinne die Verantwortung für seine Entscheidungen, sieht aber keine strafrechtliche Relevanz. Durch die Beinahe-Pleite habe auch er selbst den Großteil seines eigenen Vermögens verloren.
... war ebenfalls persönlich haftender Gesellschafter. Der frühere Wirtschaftsprüfer kam 2002 zu Sal. Oppenheim, war ab 2004 für das Risikomanagement verantwortlich. Vier Jahre später wurde er vorübergehend Aufsichtsratschef beim später pleitegegangenen Karstadt-Mutterkonzern Arcandor. Im Strafprozess hat er sich als einen erst spät Hinzugekommenen „ohne Führungsanspruch“ dargestellt. Im Nachhinein werte er seinen Wechsel zu Sal. Oppenheim als „Fehler“.
... war Chef des Investmentbankings. In den Krisenjahren machte das Investmentgeschäft Riesenverluste. Auch er hat im Strafverfahren seine Rolle als eher klein dargestellt.
... war der Namensträger im früheren Topmanagement, er ist Ururururenkel des Bankengründers. CvO war zuständig für das exklusive Privatkunden-Geschäft. Er wollte das Geldhaus in Krisenzeiten radikal verkleinern, um die Unabhängigkeit zu wahren. Das dafür nötige Kapital fehlte aber. Janssen und Pfundt sagten im Strafprozess aus, die eigentliche Macht habe bei CvO und dem Grafen gelegen. Doch von Oppenheim selbst sah sich nach eigener Aussage zunehmend von Entscheidungsprozessen abgeschnitten.
... ist ein Immobilienunternehmer aus Troisdorf bei Bonn. Zusammen mit der Bank legte der gelernte Maurerpolier Dutzende Fonds auf. Im Prozess präsentierte er sich als Außenstehender, der in die inneren Bankvorgänge nicht einbezogen gewesen sei. Dagegen schilderten ihn Zeugen wie der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und die Großaktionärin Madeleine Schickedanz als zentralen Entscheidungsträger.
Auch Christopher Freiherr von Oppenheim gab zu, Entscheidungen ohne die nötigen Informationen getroffen zu haben. Er wollte dies ausdrücklich als Geständnis verstanden wissen. Krockow, Oppenheim und zwei andere ehemalige Chefs der Bank sowie ihr früherer Geschäftspartner Josef Esch sind teils wegen Untreue im besonders schweren Fall, teils wegen Beihilfe dazu angeklagt.
Nachdem sich der Prozess nunmehr seit zwei Jahren hinzieht, hatte die Kammer den Angeklagten eine Verständigung angeboten. Im Fall von Geständnissen hätte sich das Gericht dabei auf einen bestimmten Strafrahmen festgelegt.
Die Staatsanwaltschaft lehnte den Verständigungsvorschlag am Mittwoch jedoch ab, da sie bei mehreren Angeklagten die Möglichkeit von Bewährungsstrafen nicht akzeptieren könne. Gleichwohl gaben Krockow und Oppenheim anschließend Erklärungen ab. Inwieweit diese als Geständnisse zu werten sind, muss das Gericht entscheiden.
Sal. Oppenheim, die größte Privatbank Europas, war im Zuge der Arcandor-Insolvenz an den Rand des Ruins geraten und 2010 in stark verkleinerter Form von der Deutschen Bank übernommen worden.