Schadensersatzforderungen Accessio-Insolvenz könnte für die DAB Bank teuer werden

Erst lockte die Accessio AG Tausende Kunden mit hohen Tagesgeldzinsen, jetzt fordern die von dem mittlerweile insolventen Wertpapierhandelshaus Schadensersatz. Warum das auch für die Münchner DAB Bank unerfreulich ist.

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Internetseite der DAB-Bank AG Quelle: Screenshot

Manche Anleger ticken so: Für ihre Gewinne sind sie selbst verantwortlich. Haben sie Geld verloren, war das Betrug oder Falschberatung. Dann müssen Anwälte ran. Oft spielen sie, wenn sonst mangels Masse nichts zu holen ist, über Bande – machen die Bank, die Geschäfte beworben oder abgewickelt hat, verantwortlich. Erfolgreich ist das selten. Ab und an aber gibt es tatsächlich Fälle, in denen man sich nur wundern kann, mit welch zwielichtigen Partnern sich renommierte Institute einlassen – und in denen Anleger zu Recht die Bank heranziehen.

Vor dem Oberlandesgericht (OLG) München fordern derzeit Hunderte Kunden der insolventen Accessio AG (früher: Wertpapierhandelshaus Driver & Bengsch) von der Münchner DAB Bank Schadensersatz. Insgesamt hatten rund 40 000 Kunden Accessio knapp eine halbe Milliarde Euro anvertraut. Sie waren mit hohen Tagesgeldzinsen gelockt worden, bekamen später aber oft riskante Anleihen und Genussscheine angedreht. Ihr Geld floss in ein obskures Netz von Unternehmen. Schon früh hatte die WirtschaftsWoche über mögliche Falschberatung berichtet und gewarnt, dass die Schieflage eines dieser Unternehmen das Konstrukt zusammenbrechen lassen könnte (Ausgabe 5/2009). Tatsächlich rutschten die Unternehmen danach reihenweise in die Pleite.

Was die DAB damit zu tun hat? Die Direktbank richtete die Tagesgeldkonten für Accessio-Kunden ein, wickelte ihre Wertpapier-Orders ab und stellte Depots zur Verfügung. Accessio war früher größter DAB-Geschäftskunde, steuerte rund ein Drittel der Kunden in diesem Bereich bei. Warum Accessio-Kunden nun gegen die DAB vorgehen, können die Münchner trotzdem nicht nachvollziehen: Sie hätten nur die Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Verantwortlich für Fehler sei Accessio.

Doch das greift zu kurz. Die DAB übernahm für Driver & Bengsch nämlich auch Überwachungsaufgaben (Revision und Compliance). Ein ehemaliger Prokurist der DAB saß bis Anfang 2008 im Aufsichtsrat von Accessio. Das könnte der DAB zum Verhängnis werden.

Das OLG signalisierte, dass eine Haftung der DAB von Mitte 2007 an in Betracht komme. Damals waren Ergebnisse einer von der Finanzaufsicht BaFin beauftragten Prüfung im Accessio-Aufsichtsrat, in dem der DAB-Prokurist saß, besprochen worden. Sie deuteten darauf hin, dass Accessio Kunden systematisch falsch beraten hat. Sollte sich das bestätigen, wäre die DAB wohl verpflichtet gewesen, Accessio-Kunden zu warnen – was sie nicht tat.

Erste Urteile werden in Kürze erwartet. Bei negativem Ausgang droht der DAB Schadensersatz in deutlich zweistelliger Millionenhöhe. Die Bank hat bislang nur 8,2 Millionen Euro Rückstellungen gebildet, zu denen auch drohender Schadensersatz zählt. Aus Prozesserfolgen der Accessio-Kunden könnten so neue Verluste werden – für DAB-Aktionäre.

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