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Scheich-Einstieg Öl-Milliarden für die Deutsche Bank

Der Einstieg eines Scheichs ist eine gute Nachricht für die deutschen Steuerzahler. Aber hat das Investment auch eine positive Auswirkung auf die umstrittene Geschäftspolitik des Geldhauses?

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Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor Al-Thani Quelle: REUTERS


Eigentlich soll der Staat nach dem Willen von Politik und Finanzaufsicht nie wieder zur Rettung von Banken in die Bresche springen müssen. Dieser Leitlinie folgen fast alle neuen Regulierungsauflagen, die der Finanzbranche seit der großen Krise auferlegt werden.

Vor diesem Hintergrund mutet es fast ironisch an, wenn die Deutsche Bank jetzt den Einstieg des Scheichs von Katar feiert, mit dessen Hilfe und der von weiteren Investoren das größte deutsche Kreditinstitut seine dünne Kapitaldecke um insgesamt acht Milliarden Euro aufstocken will. Der Scheich zeichnet eine Vorabplatzierung von 1,75 Milliarden Euro.

Privates oder staatliches Geld?

Katar ist eine Monarchie, also ein souveräner Staat. Das Geld für die Deutsche Bank kommt aus der Privatschatulle von Scheich Hamad, einem mächtigen Mitglied der katarischen Herrscherfamilie al-Thani, dessen voller Name den Rahmen dieser Zeilen sprengen würde.

Aber ganz sauber trennen zwischen staatlichem und privatem Geld lässt sich im Falle einer Erbmonarchie wohl nicht. Leicht zugespitzt könnte man also die Frage stellen, ob nun schon wieder Steuergeld in den Bankensektor fließt, obwohl genau das künftig nur der allerletzte Ausweg sein soll.

Mit dieser Interpretation lässt sich das Engagement Katars bei der Deutschen Bank allerdings nicht vollständig erklären. Hamad und seine Investmentgesellschaft Paramount geben ihre Milliarden aus freien Stücken. Die Motivation ist hier eine andere als die, aus der heraus viele westliche Industriestaaten handelten, als sie ihre nationalen Banken wohl oder übel mit teuren Hilfen aus der Finanzkrise retteten.

Katar dagegen geht es nicht darum, die Deutsche Bank zu stärken, um eine für Sparer und Investoren auf der ganzen Welt desaströse mögliche Schieflage dieses global systemrelevanten Finanzinstituts zu verhindern.

Dass die Geldspritze aus dem Orient die Bank stabilisiert, ist allerdings eine positive Nebenwirkung, über die sich deutsche und europäische Steuerzahler ruhig freuen dürfen. Mit jeder Milliarde, die Investoren freiwillig in den Bankensektor pumpen, sinkt die Gefahr, dass der Staat bei einer künftigen Krise in die Bresche springen muss.

So freut sich die Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin über jedes Plus beim Eigenkapital einer Bank, auch wenn sie betont, in diesem Fall keinen Druck auf die Beteiligten ausgeübt zu haben. Sicher reichen auch die 1,75 Milliarden aus Katar nicht ganz, um den Großtanker Deutsche Bank vollkommen wasserdicht zu machen. Aber mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein sind sie schon, zumal das Emirat darüber hinaus bei der insgesamt acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung eine wichtige Rolle spielen dürfte. Zum Vergleich: Die wesentlich kleinere Commerzbank bekam in der Krise nach 2008 insgesamt 18,2 Milliarden Euro Staatsgeld.

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