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Schlechte Zahlen Deutsche Bank hat noch einige Leichen im Keller

Die Folgen der zahllosen Prozesse haben das Geldinstitut fest im Griff. Der Bank droht der Rückfall in die zweite Liga.

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Ein Straßenschild zeigt neben dem Gebäude der Deutschen Bank nach unten Quelle: AP


Es ist noch gar nicht lange her, dass sich Banken dafür feierten, dass Juristen im Management bei ihnen nicht mehr so viel zu sagen hatten. Die Bedenkenträger schienen abgeschüttelt, das Paragrafenkorsett gelockert, statt bürokratischer Verwalter sollten dynamische Durchstarter das Sagen haben. Eine Weile ging das scheinbar gut, nun jedoch schlägt das Pendel kräftig zurück. Längst dominieren Verfahren und Verordnungen das Geschäft mindestens ebenso stark wie die neuesten Markttrends. Das jedoch ist kaum zur Freude des größten deutschen Instituts.

Wie sehr die Rechtsverfahren die Prioritäten in der Deutschen Bank auf den Kopf gestellt haben, machen die heute veröffentlichten Zahlen zum dritten Quartal deutlich. Einst zentrale Zahlen wie die Eigenkapitalrendite spielen dort nur noch eine untergeordnete Rolle. Selbst die Gewinnentwicklung der einzelnen Segmente ist zweitrangig. Die Erträge insgesamt sind im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gesunken. Im Investmentbanking fielen sie dabei mit 24 Prozent besonders deutlich. Das Privatkundengeschäft schlug sich angesichts der niedrigen Zinsen achtbar und in der lange kriselnden Vermögensverwaltung gab es sogar ein leichtes Plus, was weniger an gestiegenem Geschäft als an gesunkenen Kosten lag. All dies sind übliche Schwankungen.

Nach Steuern verdiente die Bank dennoch gerade mal 51 Millionen Euro. Also fast nichts.

Die Kernpunkte der neuen Deutsche-Bank-Strategie

Das liegt fast ausschließlich an den erneut heftigen Belastungen durch Prozesse. Wer geglaubt hatte, dass die neue Führung alle Altlasten bei ihrem Amtsantritt mit einem Schlag erledigt hätte, wird nun Quartal für Quartal eines Besseren belehrt. Bei der Deutschen Bank liegen noch einige Leichen im Keller. Vor allem die unübersehbaren Folgen zahlloser Rechtsstreitigkeiten vermasseln ihre Zahlen. Zwischen Juni und September kamen hier nochmals unerwartet hohe Rückstellungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro hinzu. Insgesamt liegen diese nun bei 4,1 Milliarden Euro. Hinzu kommen nochmal 1,3 Milliarden Euro an Eventualverbindlichkeiten, bei denen eine Zahlungsverpflichtung als nicht wahrscheinlich, aber möglich gilt.

Dahinter steckt ein Sammelsurium verschiedener Verfahren. Dazu zählen etwa Verfahren um die Manipulation des Leitzinses Libor, wo sich ein teurer Vergleich anbahnt. Vor allem aber geht es immer noch um Rechtsfälle im Zusammenhang mit verbrieften US-Hypotheken. Hier zählte die Bank in den Jahren vor 2008 zu den größten Spielern. Wie hoch die Belastungen letztlich insgesamt sein werden, ist völlig offen. Klar ist nur, dass die Tour der Leiden noch längst nicht zu Ende sind. So warnen die Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen bereits, dass sie „auch in den kommenden Quartalen weitere Herausforderungen zu bewältigen haben.“

Dass sie die Probleme einigermaßen schnell in den Griff bekommen, ist für das Gelingen ihres gesamten Zukunftskonzepts entscheidend. Denn die Deutsche Bank hat weiter den Anspruch als eines von vier oder fünf Instituten weltweit in allen Geschäftsfeldern vorne mitzuspielen. Auch wenn der Renditewahn der Vergangenheit vergangen sein sollte, reicht dazu ein Gewinn in Höhe einer großen Sparkasse nicht aus. US-Banken müssen zwar auch hohe Belastungen verzeichnen, verdienen aber vielfach ein Vielfaches der Deutschen Bank. Wenn sich die Lücke weiter auftut, spielt die Deutsche Bank bald nicht mehr in der Champions League mit. Sondern allenfalls in der Mittelklasse.

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