Schrumpfkur Volksbanken dünnen Filialnetz weiter aus – 15 neue Fusionen in Sicht

Die Volksbanken dünnen ihr Filialnetz aus. Quelle: dpa

Fusionen und Filialschließungen stehen bei den Volksbanken weiter auf der Tagesordnung. Als Kreditgeber und Verwahrer von Kundengeldern sind die Institute in ihren Regionen aber unverändert gefragt.

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Weniger Banken, weniger Filialen: Die Schrumpfkur bei Deutschlands Volks- und Raiffeisenbanken geht weiter. Nach 15 Zusammenschlüssen im vergangenen Jahr liegen dem Genossenschaftsverband nach Angaben vom Freitag für das laufende Jahr bereits 15 angemeldete Absichten zur Verschmelzung vor.

„Mit Blick auf die unveränderten Herausforderungen durch Negativzinsen, Regulatorik und Digitalisierung, aber auch angesichts der Transformationsbestrebungen zu einer nachhaltigen Wirtschaft, wird sich dieser Prozess weiter fortsetzen“, prognostizierte der Vorstandsvorsitzende des Genossenschaftsverbandes, Ingmar Rega.

In einer Umfrage unter Verbandsmitgliedern bejahten 13 Prozent eine Fusion ihres Hauses in den nächsten fünf Jahren, weitere 24 Prozent halten einen Zusammenschluss für wahrscheinlich.

Im vergangenen Jahr schrumpfte die Zahl der Kreditgenossenschaften im Verbandsgebiet, das außer Bayern und Baden-Württemberg alle Bundesländer umfasst, entsprechend weiter von 349 auf 335. Die Zahl der Verbandsmitglieder verringerte sich trotz 15 Fusionen nur um 14, weil durch den Zusammenschluss der VR-Bank Alzenau mit der Frankfurter Volksbank ein Institut neu ins Verbandsgebiet kam.

Weiter ausgedünnt haben die Institute ihr Filialnetz. Die Zahl der mit Personal besetzten Zweigstellen ging um 223 auf 3866 zurück. Bei den Selbstbedienungsstellen fielen 68 weg, dort sind es noch 2400. Die Pandemie hat dem seit Jahren anhaltenden Trend zur stärkeren Nutzung digitaler Kanäle für Bankgeschäfte noch einen Schub gegeben.

Um dennoch in der Fläche präsent zu bleiben, kooperieren einzelne Volksbanken mit Sparkassen – zum Beispiel die Frankfurter Volksbank, Deutschlands zweitgrößte Volksbank. Einen Trend zur Zusammenarbeit über die Grenzen der Bankenlager hinweg sieht Rega aber nicht: Der Umfrage unter den Mitgliedsbanken zufolge kooperieren vier Prozent bei Filialen mit Sparkassen, drei Prozent beabsichtigen dies.

Als Kreditgeber etwa für den Mittelstand waren die Volks- und Raiffeisenbanken auch 2021 gefragt. Das Kreditvolumen legte zum Vorjahr um 6,9 Prozent auf rund 355,9 Milliarden Euro zu. Die Kundeneinlagen stiegen um 6,6 Prozent auf 410,3 Milliarden Euro. Inzwischen sind knapp drei Viertel dieser Gelder Sichteinlagen etwa auf Tagesgeldkonten, auf die Kundinnen und Kunden bei Bedarf schnell zugreifen können. Allerdings sind die Zeiten lange vorbei, in denen diese Einlagen rentabel verzinst wurden. Etliche Institute verlangen für höhere Summen inzwischen sogar ein sogenanntes Verwahrentgelt.

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Die zuletzt hohe Inflation nagt zusätzlich am Wert der Guthaben. „Wer glaubt, sein Geld auf den Einlagenkonten einfach nur sicher zu verwahren, unterliegt einer Geldillusion“, warnte Rega. „Das ist in etwa so, als würde man denken, der Benzinpreis sei stabil, weil man immer für den gleichen Betrag für beispielsweise 50 Euro tanken geht. Tatsache ist: Die Vermögenssubstanz schmilzt dahin.“

Mehr zum Thema: Sie erhebt keine pauschalen Minuszinsen, liebt Filialen und hat die Gebühren seit Jahren nicht erhöht: Im Interview erklärt Chefin Eva Wunsch-Weber, warum die Frankfurter Volksbank so viel anders macht.

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