Sorge um Deutsche Bank Schäuble mahnt zur Ruhe

Kann die Deutsche Bank die drohende Rekordstrafe der US-Behörden stemmen? Viele Fragen, wenig Antworten. Politiker und Banker bemühen sich, die Wogen zu glätten. Anleger werden die Papiere mit Argusaugen beobachten.

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Schäubles engste Vertraute
Martin Jäger Quelle: dpa
Levin Holle Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Foto: Jörg Rüger
Elke König Quelle: dpa
Thomas Steffen Quelle: Bundesministerium der Finanzen
Lars-Hendrik Röller Quelle: PR

Angesichts der großen Sorgen um die Deutsche Bank mahnen Politiker und Banker zur Besonnenheit. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnte zum Abschluss der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor immer neuen Spekulationen. „Es wird viel zu viel geredet.“ Ein Großteil der Aufregung werde durch das Gerede erzeugt, sagte Schäuble am Samstag.

Börsianer werden die Deutsche Bank am Montag mit Argusaugen beobachten. Bankchef John Cryan hat laut "Bild am Sonntag" und "FAZ" keine Einigung beim Spitzentreffen mit Vertretern des US-Justizministeriums erreicht. Einem Insider zufolge traf sich der Brite am Rande der Herbsttagung des IWF in Washington am Wochenende mit Vertretern des Ministeriums. Die Berichte wurden weder von der Bank noch vom Ministerium kommentiert. Zudem gewannen die Titel nach Börsenschluss in Europa an der Wall Street mehr als drei Prozent, nachdem der "Spiegel" über eine Anteilsaufstockung des Großaktionärs Katar berichtet hatte. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von mit den Überlegungen vertraute Personen erfahren hatte, hält sich die Herrscherfamilie Al-Thani die Möglichkeit offen, bei einer Kapitalerhöhung mitzuziehen.

Deutschlands größtem Geldhaus droht in den USA eine Rekordstrafe von 14 Milliarden Dollar (etwa 12,5 Milliarden Euro) in Vergleichsverhandlungen um Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise. Die Bank hatte sich zwar entschlossen gezeigt, die Summe erheblich drücken zu können. Dennoch sind Anleger verunsichert. Die Aktie stürzte jüngst ab, hat sich aber zuletzt wieder etwas erholt. Die Sorge ist groß, die Rückstellungen der Bank könnten für die drohende Strafe nicht reichen - zumal der Fall nicht die einzige juristische Baustelle ist.

Der Risikovorstand der Deutschen Bank, Stuart Lewis, trat in der „Welt am Sonntag“ Zweifeln an der Stabilität des Dax-Konzerns entschieden entgegen. Insbesondere Sorgen von Investoren und Politikern, das billionenschwere Derivatebuch des Instituts berge unkalkulierbare Gefahren für die globalen Finanzmärkte, seien unbegründet. „Die Risiken aus unserem Derivatebuch werden bei weitem überschätzt. Wir haben diese Risiken abgesichert“, sagte Lewis.

„Die Deutsche Bank wird falsch wahrgenommen“, betonte der Manager. „Wir sind auch deshalb relativ glimpflich durch die Finanzkrise 2008 gekommen, weil wir eben nicht die großen Risikonehmer waren und Risiken relativ gut im Blick hatten. Wir haben zwar ebenfalls Verluste gemacht, aber die waren beherrschbar.“

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer, sieht die heimischen Institute insgesamt gut gerüstet. „Deutschlands Banken müssen sich im globalen Wettbewerb nicht verstecken - auch wenn sie derzeit nicht auf Rosen gebettet sind und das Korsett aus Regulierung und niedrigen Zinsen sehr eng sitzt“, sagte Kemmer am Samstag in Washington.

Die Turbulenzen um die Deutsche Bank schaden aus Kemmers Sicht nicht dem Finanzplatz Deutschland. Dieser sei gut aufgestellt. Die Politik verhalte sich klug: „Sie tut gut daran, in solchen Fällen eher zurückhaltend zu agieren. Und dies tut sie.“ Die Mahnungen des IWF an die europäischen Geldhäuser seien nicht so neu, natürlich müssten die Geschäftsmodelle angepasst werden, sagte Kemmer.

IWF-Chefin Christine Lagarde hatte mit Blick auf die Deutsche Bank gesagt, Deutschlands größtes Geldhaus müsse sein Geschäftsmodell überarbeiten und langfristig seine Ertragsstärke sichern: „Ich glaube, dass die Deutsche Bank wie viele Banken auch, auf ihr Geschäftsmodell schauen muss.“ IWF-Experte Peter Dattels hatte gesagt, die Deutsche Bank gehöre zu den Instituten, die weiter Anpassungen vornehmen müssten, um Investoren zu überzeugen.

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