Sparkassenbus Letzter Halt für Bankkunden

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„Persönlicher Kontakt wird nicht das Geschäftsmodell der Zukunft sein“

Obwohl in zahlreichen Städten kleine Filialen geschlossen werden, ist die Sparkasse Duisburg mit einer Initiative wie dem Sparkassenbus tatsächlich noch recht allein. Rund um Berlin ist die Volksbank auf dem Land zwar mit einem beinahe baugleichen Bus unterwegs. Doch viele andere Geschäftsbanken bieten den Kunden erst gar keine Alternative an.

Dabei wäre der Bedarf dafür schon länger gegeben: „Es ist keine neue Entwicklung, dass Banken einige schwach frequentierte Filialen schließen. Dieses ‚Filialsterben‘ ist in den letzten Jahren allerdings bedeutender geworden“, erklärt Werner Neus. Er ist Professor am Lehrstuhl für Bankwirtschaft an der Universität Tübingen. „Das liegt unter anderem an neuen technischen Möglichkeiten wie dem Online-Banking. Für manche Kunden wird eine Filiale dadurch obsolet.“

Ob Kunden bereits heute auf eine Bankfiliale verzichten können, sei laut Neus eine Generationenfrage: „Wer mit neuen technischen Möglichkeiten groß geworden ist, mag auch gut ohne Bankberater klarkommen. Doch gerade ältere und nicht mehr so mobile Menschen könnten ohne Filialen in der Nähe aufgeschmissen sein.“

Und es sind tatsächlich vor allem diese Kunden, die den barrierefreien Sparkassenbus in Duisburg-Beeckerwerth nutzen. Auch wenn sich vor dem Bus keine Schlange bildet und im Inneren oft nicht mehr als zwei Kunden gleichzeitig stehen: Das Angebot kommt an. Ob so eine Initiative wie der Sparkassenbus allerdings überhaupt noch nötig ist? „Einige Untersuchungen zeigen, dass die Bindung zu den Kunden durch das Online-Banking schwächer wird. Wenig besuchte Filialen zu schließen ist nur ein weiterer Schritt, der zu dieser Entwicklung passt“, erklärt Werner Neus. „Der persönliche Kontakt wird für die Geschäftsbanken nicht das Geschäftsmodell der Zukunft sein. Die Kunden werden sich in den nächsten Jahren mehr und mehr davon verabschieden müssen.“

Selbst kleine Filialen sind für die Banken kostspielig

Auch wirtschaftlich ergibt das Sinn: An den kleinen Bankfilialen, die teilweise mit einem oder zwei Mitarbeitern auskommen, hängen viele Kosten: Neben dem Betrieb eines oder mehrerer Geldautomaten fallen Personalkosten und Raummiete an. Wenn dann nur wenige Kunden kommen, stellt sich automatisch die Frage nach der Notwendigkeit der kleinen Filialen und die Suche nach Alternativen beginnt.

„Wenn Geschäftsbanken eine Handvoll kleiner Filialen in einer Stadt schließen, dann sparen sie mindestens einen hohen sechsstelligen Betrag im Jahr ein“, schätzt Werner Neus von der Universität Tübingen.

Das dürfte auch die Duisburger Sparkasse überzeugt haben. „Natürlich ist der Sparkassenbus eine Investition, aber eine die sich rentiert. Der Bus wird an sechs Standorten gut frequentiert, an denen wir sonst sechs nicht ausgelastete, kostenintensive Geschäftsstellen unterhalten müssten“, erklärt Vorstandsvorsitzender Joachim Bonn. 

Mit dem Sparkassenbus will die Sparkasse Duisburg den Kunden offenbar versprechen, dass man sie auch ohne echte Filiale nicht allein lassen wird. Doch ein vollwertiger Teil des Geschäftsmodells, der viele Kunden mit Bargeld und Beratung versorgt, kann eine Filiale auf Rädern wohl nicht werden. Wer auf die persönliche Beratung Wert legt, der muss vielerorts auch mal eine lange Fahrt mit dem „richtigen Bus“ in Kauf nehmen. Und wenn dank neuer Technologien in Zukunft noch weitere Filialen schließen müssen, dann könnte diese Fahrt in Zukunft immer länger dauern.

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