Sparkurs Commerzbank könnte weniger Stellen abbauen als geplant

Die Commerzbank kommt mit ihrem Stellenabbau voran und könnte am Ende weniger Jobs streichen als geplant.

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Die Commerzbank kommt mit ihrem Stellenabbau voran und könnte am Ende weniger Jobs streichen als geplant. Quelle: REUTERS

Bank und Arbeitnehmervertreter haben im Rahmen des Teilinteressenausgleichs die Details des Stellenabbaus ausgehandelt, eine Übersicht über die Ergebnisse liegt der WirtschaftsWoche vor.

Demnach streicht die Bank bis 2020 noch maximal rund 5700 Vollzeitstellen. Gut 2200 Arbeitsplätze wurden laut Konzerninsidern bereits abgebaut, unter anderem durch Fluktuation und Altersteilzeitprogramme. Weitere gut 1000 Stellen tauchen in der Übersicht nicht auf, ein Teil davon, erfuhr die WirtschaftsWoche aus Konzernkreisen, dürfte an Tochtergesellschaften ausgelagert werden.

„Am Ende fallen etwas weniger als 9000 Stellen weg“, sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Insider. Arbeitnehmervertreter hätten rund 600 Stellen herausgehandelt. Diese Mitarbeiter sollen unter anderem den Digitalisierungsprozess koordinieren.

Höheres Tempo beim Filialsterben
Die Gründe für die Schließung der FilialenIn den letzten beiden Jahren wurden in Deutschland etwa 2.200 Bankfilialen geschlossen. Ein Hauptgrund dafür ist die zunehmende Digitalisierung. Diese bringt zum Beispiel neue Technologien mit sich. Dadurch ändern sich auch die Kundenanforderungen, auf welche die Banken dann reagieren müssen. Neben diesen Gründen wollen die Banken selbstredend ihre Effizienz steigern. Außerdem spielt auch der demographische Wandel eine nicht unbedeutende Rolle.(Quelle: KfW Research) Quelle: dpa
Die ZahlenVon 2001 bis 2015 nahm die Anzahl der Bankfilialen in Deutschland durchgehend ab. Durchschnittlich wurden pro Jahr etwa zwei Prozent der Standorte geschlossen. 2002 wurden mit 5,6 Prozent prozentual die meisten Filialen aufgegeben. Zwischen 2006 und 2012 schwankten die Zahlen zwischen 0,5 Prozent und 1,7 Prozent. Seit 2013 steigen die Zahlen wieder, sodass 2015 vier Prozent der Standorte wegfielen. Quelle: dpa
Alle Kreditinstitutstypen sind betroffenDass ein Kreditinstitutstyp besonders von dem Abbau betroffen ist, lässt sich nicht feststellen. Beispielsweise im Jahr 2015 wurden bei den Genossenschaftsbanken 3,9 Prozent der Filialen geschlossen, bei den Kreditbanken waren es 3,8 Prozent und bei den Sparkassen 4,2 Prozent. Auch in den vorherigen Jahren sind die Unterschiede nicht gravierender. Quelle: REUTERS
Fast alle Regionen betroffenDer innerdeutsche Vergleich zeigt, dass die meisten Regionen in Deutschland von den Schließung der Filialen betroffen sind. Es besteht allerdings ein Unterschied zwischen ländlichen Regionen – seit 2000 wurden hier durchschnittlich 27 Prozent der Bankfilialen geschlossen – und Städten – hier waren es „nur“ 23 Prozent. Entgegen des allgemeinen Trends konnten auch einige Regionen einen Anstieg verzeichnen. Der Spitzenreiter dieser Regionen ist Frankfurt am Main (Bild) mit einem Anstieg von 59 Prozent. Quelle: dpa
Europäischer DurchschnittIm Vergleich zu den anderen europäischen Staaten liegt Deutschland bei der Filialdichte angeht – mit 3,5 Filialen pro 10.000 Einwohner – im Mittelfeld. Spitzenreiter ist Spanien mit 6,7 Standorten und Schlusslicht sind die Niederlande mit einer Filiale, hier wurden zwischen 2000 und 2015 66 Prozent der Zweigstellen geschlossen. In Ländern wie Frankreich und Portugal wurde das Filialnetz entgegen des Trends sogar deutlich ausgebaut. Quelle: dpa
Immer weniger StandorteSetzt sich der Trend weiter fort und das Tempo, in welchem die Banken geschlossen werden, bleibt weiterhin so hoch, werden im Jahr 2035 etwa 52 Prozent der Filialen geschlossen sein, die noch im Jahr 2000 existierten. Nebenbei müssen die Kreditinstitute die fortschreitende Digitalisierung bewältigen und versuchen, dass trotz des Rückbaus der Filialnetzes die Qualität und Quantität der Versorgung der Kunden nicht leidet. Quelle: dpa

Die Bank kommentiert die Zahlen nicht und erklärte, die Verhandlungen mit den Arbeitnehmergremien seien erfolgreich verlaufen, es hätten aber noch nicht alle zuständigen Gremien formal zugestimmt. Insgesamt wolle die Bank an ihrem Ziel, die Belegschaft bis 2020 auf 36.000 Vollzeitstellen zu reduzieren, festhalten. Ursprünglich hatte Commerzbank-Chef Martin Zielke angekündigt, 9600 Stellen abzubauen.

Wann die 5700 noch fälligen Stellen tatsächlich abgebaut werden, ist fraglich, denn ein Teil davon steht unter dem Vorbehalt, „dass die Synergien, die aufgrund der Digitalisierung prognostiziert sind, auch tatsächlich eintreten“, heißt es in den Unterlagen. Zielke will langfristig 80 Prozent der Prozesse in der Bank digitalisieren. Ab Mitte November sollen die Mitarbeiter über die Ergebnisse des Teilinteressenausgleichs informiert werden. Mitarbeiter, deren Abteilung an einem Standort geschlossen wird, sollen eine um 10.000 Euro höhere Abfindung bekommen.

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