Start-up-Bank aus Berlin Jetzt ist N26 auch nur noch eine peinliche deutsche Bank

Die Digitalbank N26 hat mal wieder Millionen-Verluste produziert: Gründer Valentin Stalf lässt sich angesichts der miesen Zahlen dennoch mit den Worten zitieren, seine Bank habe ihre

Die Start-up-Bank N26 hat ihre Zahlen für 2021 vorgelegt, sie bejubelt sich für steigende Einnahmen. Das Problem: Die Berliner verbrennen trotzdem munter weiter Geld – das macht sie zum Symbol ihrer Zunft. Ein Kommentar.

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Valentin Stalf hatte im Dezember 2020 Großes zu verkünden. Als Gründer und Chef der Digitalbank N26 gab er der Nachrichtenagentur Reuters ein Interview – um ein vollmundiges Versprechen zu machen: „Wir können Ende 2021 auf operativer Ebene profitabel sein“. Knapp zwei Jahre nach dieser Ankündigung stellt sich mit verschärfter Dringlichkeit die Frage: Welche Profitabilität hat Stalf wohl gemeint? 

Denn: N26, Deutschlands bedeutendste Start-up-Bank, hat am Dienstag ihre Zahlen für 2021 vorgelegt – und von Gewinnen ist die Bank weiter entfernt als noch im Jahr zuvor. Allein der operative Verlust beträgt knapp 160 Millionen Euro, der Gesamtverlust sogar mehr als 170 Millionen Euro. Und nicht nur das: Die Berliner schafften es nicht einmal, ihre Verluste zu verringern. Im Gegenteil: Sie wuchsen. Das belegt: N26 entspricht dem traurigen Klischee verlustträchtiger deutscher Banken mit viel zu hohen Kosten so sehr wie kaum ein zweites Institut.

Die steigenden Einnahmen bringen wenig

Gibt es denn gar nichts Positives? Doch: Die Einnahmen stiegen auf mehr als 180 Millionen Euro, ein Anstieg von 50 Prozent. N26 führt diesen Zuwachs vor allem darauf zurück, dass sich mehr Kunden für eines der gebührenpflichtigen Konten entschieden. Zudem parkten die Kunden, die mittlerweile aus ganz Europa stammen, zwei Milliarden Euro mehr Ersparnisse auf ihren Konten: N26 legt dieses Geld an den Finanzmärkten an und strich allein aufgrund der gestiegenen Ersparnisse höhere Einnahmen ein. Bloß: Die zusätzlichen Erträge nützen N26 nicht allzu viel.

Denn: Die Kosten stiegen auf knapp 270 Millionen Euro, immerhin ein Zuwachs von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach massivem Ärger mit der deutschen Finanzaufsicht BaFin muss N26 Unsummen in bessere Risiko- und Geldwäscheabwehrsysteme stecken. Sicher, ein Teil dieser Ausgaben waren mutmaßlich einmalige Anlaufkosten für den Aufbau dieser Systeme, aber auch ihr Unterhalt ist teuer – und wird die Kosten hochhalten.

Bei N26 läuft es wieder schlechter

Die Folgen der gestiegenen Ausgaben: Nachdem es der Bank 2020 noch gelungen war, die Verluste zu senken, sind diese nun wieder angestiegen – um immerhin 14 Prozent. Die eindeutige Botschaft dieses Ergebnisses: Bei N26 läuft es wieder schlechter. 

Angesichts dieser Zahlen entspricht N26 immer stärker dem Klischee deutscher Banken, die in aller Welt für ihre notorischen Profitabilitäts- und Kostenprobleme berüchtigt sind – ein Vorurteil, das die multiplen Krisen der Deutschen Bank und der Commerzbank geprägt haben. Allein: Die Deutsche und die Commerzbank haben zwar nicht alle, aber vorerst wohl die allergrößten Probleme hinter sich gelassen. 2021 haben sie immerhin Gewinne gemacht. 

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N26 hat seit dem Start 2015 stets versucht, anders als die etablierteren Banken zu sein, sich von diesen abzusetzen. Mit ihren 2021er Zahlen ist dies den Berlinern auf unverhoffte Art und Weise gelungen. Die Revolution des Bankgeschäfts aber, die N26 und ihr Gründer Stalf einst ausgerufen hatten, sieht anders aus – hoffentlich.

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