Stellenabbau bei der Commerzbank „Wir quälen uns durch die Gespräche“

Die Commerzbank will 10.000 Stellen streichen, doch die Verhandlungen darüber könnten ins Stocken geraten.  Quelle: dpa

Bei der Commerzbank spitzt sich der Konflikt mit den Gewerkschaftern zu. Die Arbeitnehmervertreter halten den Zeitplan für „total unrealistisch“ und fordern, dass Vorstandschef Manfred Knof mit ihnen verhandelt.

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Die Commerzbank könnte bei ihrem Stellenabbau langsamer vorankommen als geplant. „Es ist Stand heute total unrealistisch, dass wir uns bis zur Hauptversammlung am 5. Mai mit der Commerzbank auf Rahmenregelungen für den Personalabbau einigen“, sagte Stefan Wittmann, Aufsichtsrat der Commerzbank und Verdi-Funktionär, der WirtschaftsWoche. „Wir quälen uns durch die Gespräche“.

Die Commerzbank hatte bei der Vorstellung ihrer neuen Strategie Anfang Februar erklärt, sie wolle sich bis zum Aktionärstreffen am 5. Mai auf Rahmenregelungen mit den Arbeitnehmervertretern einigen, dazu zählt unter anderem ein Sozialplan. Bislang hat der MDax-Konzern Gespräche mit Mitarbeiter-Untergremien geführt, am heutigen Dienstag spricht das Institut zum ersten Mal mit dem Gesamtbetriebsrat.

„Das ist betreutes Lesen“

Wittmann wünscht sich, dass Commerzbank-Vorstandschef Manfred Knof an den Gesprächen teilnimmt. „Es wäre deutlich zielführender, Herr Knof würde sich selbst an den Tisch setzen und mit uns verhandeln“, sagte er. Bislang sprechen die Gewerkschafter mit Mitarbeitern der Personalabteilung und auch mal mit Personalvorständin Sabine Schmittroth. Verdi-Mann Wittman bemängelte, dass die Arbeitnehmervertreter „80-seitige Unterlagen zum Teil nur eine halbe Stunde vor Sitzungsbeginn“ erhielten. „Das Treffen ist dann keine Verhandlung mehr, das ist betreutes Lesen“, sagte er. Wittmann hat der Veröffentlichung der Zitate per Mail zugestimmt.

Ein Banksprecher erklärte, das Institut habe die Gespräche über den Stellenabbau „mit den Arbeitnehmervertretern zügig aufgenommen“. „Ergebnisse erwarten wir bis zu unserer Hauptversammlung im Mai 2021“, sagte der Sprecher. Der MDax-Konzern wolle „faire Lösungen“ für den Stellenabbau finden, zum Stand der Gespräche wollte sich die Bank nicht äußern und verwies auf die Vertraulichkeit der Diskussionen. 

Jobbau bis 2025?

Umstritten in den Verhandlungen ist aus Sicht der Arbeitnehmer die von der Commerzbank erwogene Transfergesellschaft für tausende Mitarbeiter. Die Arbeitnehmer lehnen diese ab, sie fordern stattdessen Altersteilzeit für die Betroffenen. Wittmann erklärte, eine solche Regelung sei „sogar günstiger“, wie Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung und der Investmentbank Macquarie zeigten. „Offenbar müssen wir die Bank zwingen, sich inhaltlich mit uns auseinanderzusetzen“, sagte Wittmann.

Die Gewerkschafter fordern zudem einen langsameren Filialabbau und die Besetzung aller Führungspositionen mit internen Kandidaten. Außerdem sollen die geplanten 10.000 Stellen ihren Vorstellungen nach erst bis 2025 und nicht bis 2024 abgebaut werden. „Dann können noch mehr Mitarbeiter die Altersteilzeit nutzen“, sagte Wittmann. Ein Sprecher der Bank verwies auf die Anfang Februar verkündete Strategie des Instituts, die den Jobabbau bis 2024 vorsieht.

Mehr zum Thema: Der harte Sanierungsplan von Commerzbank-Vorstandschef Manfred Knof trifft auf viel Kritik. Dennoch sollen 2021 wieder Gewinne geschrieben werden.

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