Commerzbank baut radikal um Kunden drohen höhere Gebühren

Die Commerzbank will sich mit harten Einschnitten gegen Zinstief und Ertragsschwäche stemmen. Quelle: dpa

Die Commerzbank rüstet sich mit tiefen Einschnitten und Investitionen in die Digitalisierung für die Zukunft. Tabus gibt es keine – weder bei Jobs, noch bei Filialen. Kunden stellt das Geldhaus auf höhere Gebühren ein.

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Nach der geplatzten Fusion mit der Deutschen Bank stemmt sich die Commerzbank mit einem radikalen Konzernumbau gegen die Niedrigzinsen und den scharfen Wettbewerb. Zugleich stimmt das Geldhaus Millionen Kunden auf Gebührenerhöhungen ein. Die Bank werde „Preisänderungen vornehmen“, sagte Chef Martin Zielke am Freitag in Frankfurt. Dies sei nötig im andauernden Zinstief. Am kostenlosen Girokonto für Privatkunden halte man aber fest: „Das ist nicht der Einstieg in den Abschied vom kostenlosen Girokonto.“

Der Aufsichtsrat des zweitgrößten deutschen Geldhauses hatte am Donnerstag der neuen Strategie des Vorstands zugestimmt, mit der die Commerzbank unterm Strich 2300 weitere Stellen streichen, die Kosten kräftig drücken und ein Fünftel ihrer rund 1000 Filialen schließen will. Wo genau die Zweigstellen gestrichen werden sollen, steht noch nicht fest. Die Gewerkschaft Verdi hat Widerstand angekündigt.

Die Commerzbank investiert aber auch 750 Millionen Euro in eine stärkere Digitalisierung ihres Geschäfts, etwa den Ausbau des mobilen Bankings. Mit der Strategie werde die Bank „wetterfest“, so Zielke.

Das Institut mit zuletzt 40.700 Vollzeitkräften verabschiedete sich vom Ziel, die bereinigten Erträge in diesem Jahr zu steigern. Erst bis 2023 sollen die gesamten Einnahmen wieder zulegen und die Rendite auf das Eigenkapital schrittweise steigen – auf dann über 4 Prozent.

Dabei soll auch das Anwerben von einer Million neuer Privatkunden bis Ende 2023 helfen – womit das bisherige Tempo gedrosselt werde. Einer Million inaktiven Kunden soll gekündigt werden. Die Klienten, die das Institut 2009 von der Dresdner Bank übernommen hatte, kosteten Geld.

Welche Gebühren genau steigen sollten, ließ Zielke offen - etwa, ob künftig ein regelmäßiger Geldeingang oder Zahlungsverkehr Voraussetzung für ein kostenloses Konto sein werden. Die Bank hat bereits Gebühren etwa für Papier-Überweisungen eingeführt. Negativzinsen für vermögende Privatkunden erteilte Zielke eine Absage: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“

Die Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen beziffert die Commerzbank auf 850 Millionen Euro. Um diese zu stemmen, will das Geldhaus die Mehrheitsbeteiligung an ihrer polnischen Tochter mBank verkaufen. Ihre Online-Tochter Comdirect will die Commerzbank dagegen ganz übernehmen und mit dem Mutterkonzern verschmelzen. Für Comdirect-Kunden soll sich vorerst nichts an den Konditionen ändern.

Die Bankenbranche steht unter Druck. Die herbeigesehnte Wende zu höheren Zinsen hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf unbestimmte Zeit verschoben, der Strafzins für geparkte Gelder kostet die Branche Milliarden. Der scheidende Commerzbank-Finanzchef Stephan Engels sagte: „Es gibt null Unterstützung vom Umfeld.“

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