Stelter strategisch

Banken shorten, statt Bitcoin kaufen

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Gefühl für die Preisentwicklung der Bitcoins

Bleibt uns nur der Weg über Stimmungsindikatoren ein Gefühl dafür zu bekommen, wohin der Preis der Bitcoins sich entwickeln wird:

- Blickt man auf die Kursentwicklung, so ist ein klassischer Blow-off zu erkennen. Die Kurse gehen fast senkrecht nach oben, was zumindest historisch bei ähnlichen Entwicklungen zu einem Crash geführt hat.

- Zugleich mehren sich die Geschichten über Bitcoin in den Mainstream-Medien. Erzählte das Manager Magazin von den Berliner WG-Bewohnern die durch Handel mit Bitcoins zu Millionären wurden, erklärte die WirtschaftsWoche die Zukunftsaussichten als private Währungen und der Spiegel berichtete von der Rekordjagd. Bild fragte: „Was bringt es, jetzt Bitcoins zu kaufen?”. Zwar wird auf die Risiken hingewiesen, sicher ist jedoch, dass erst jetzt viele Menschen auf den Boom aufmerksam werden und nicht wenige noch auf den Zug aufspringen. Erfahrungsgemäß nur um den Profis den Ausstieg vor dem Crash zu ermöglichen.

Die zehn größten Kryptowährungen
Platz 10 nach Marktkapitalisierung: MoneroQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 9 nach Marktkapitalisierung: IOTAQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 8 nach Marktkapitalisierung: Ethereum ClassicWie beim Bitcoin teilte sich auch Ethereum bereits in zwei verschiedene Varianten. Beide konnten in diesem Jahr satt zulegen. Classic mit 2169 Prozent jedoch deutlich weniger als der große Bruder Ethereum. Quelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 7 nach Marktkapitalisierung: DashQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 6 nach Marktkapitalisierung: LitecoinQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 5 nach Marktkapitalisierung: Bitcoin Gold Der Coin hat sich erst vor wenigen Wochen vom Bitcoin abgespalten. Er verlor seitdem jedoch an Wert. Quelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 4 nach Marktkapitalisierung: RippleQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr

- In die gleiche Kategorie fällt der erste europäische Bitcoin-Fonds für Privatanleger, der von einem kleinen französischen Assetmanager aufgelegt wird. Nicht weniger als 400 Millionen schwer soll der Fonds in zwei bis drei Jahren sein. Auch hier dürften die Privaten – wie so oft – zu spät zur Party kommen.

- Die Profis freuen sich derweil, dass die Chicagoer Börse Futures auf Bitcoin einführt, mit denen man nicht nur auf weiter steigende Preise, sondern gerne auch auf fallende Preise wetten kann.

Alle jene, die jetzt das Gefühl haben, sie müssten noch schnell den Lemmingen folgen, sei die Erfahrung von Isaac Newton ans Herz gelegt: Zunächst hatte er im Zuge der Südseeblase von 1720 viel Geld verdient und Kasse gemacht. Doch als er sah, dass seine Freunde und Bekannten noch mehr verdienten, stieg er, kurz bevor die Blase platzte, wieder in die Spekulation ein. Statt eines weiteren Gewinns bescherte ihm dies einen Verlust in Höhe von 20.000 Pfund – umgerechnet auf heute immerhin rund drei Millionen Euro – und er klagte, „er könne die Bewegung der Sterne berechnen, aber nicht die Dummheit der Menschen.“

Kann Bitcoin noch auf 100.000 Euro steigen? – ja klar. Aber auch auf 100 fallen. Wir werden es sehen.

Die Verlierer verkaufen

Wer an die Zukunft von Bitcoin glaubt, sollte, statt den Bewertungen hinterherzulaufen, lieber das verkaufen, was unter dem Siegeszug der Blockchain-Technologie am meisten leiden wird. Das dürften die Banken sein. Nicht nur würde das Kryptogeld dem Geldschöpfungsprivileg der Banken ein Ende bereiten, es würde auch ein Großteil der Transaktionen der Banken automatisieren und Banken völlig überflüssig machen. Die Zerstörung des klassischen Einzelhandels durch Amazon ist verglichen damit nur ein kleiner Strukturwandel.

Das Bankensystem sitzt auf überflüssigen Kapazitäten jeglicher Art: Filialen die keiner braucht, Mitarbeiter für Prozesse, die durch die Digitalisierung wegfallen und faule Kredite in Höhe von hunderten Milliarden Euro alleine in Europa. Die tiefen Zinsen tun ein weiteres, um die Profitabilität des Bankensystems nachhaltig zu unterminieren. Gründe genug, sich von Banken fern zu halten. Das Szenario eines völlig überflüssigen Bankensystems, substituiert durch Spieler wie Google und Facebook, ist mehr als eine Utopie.

An den schlechten Aussichten für Banken ändern auch die Fusionsaktivitäten – Stichwort Commerzbank – nichts. Das sind lediglich Versuche einer sterbenden Branche, wo die einzelnen Spieler versuchen, sich durch den Zukauf von Marktanteilen noch Zeit zu kaufen. Lassen wir die Banken das ohne uns machen.

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