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Steueraffäre Commerzbank sortiert 400 Kunden aus

Die Commerzbank will einen Schlussstrich unter die Steueraffäre in Luxemburg ziehen. Finanzkreisen zufolge setzt die dortige Tochter rund 400 Kunden wegen mutmaßlicher Schwarzgeld-Konten vor die Tür.

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Die wertvollsten Namen der Bankenwelt
Die spanische Großbank Santander eröffnet das Ranking der wertvollsten Bankenmarken der Welt. Die Auswertung für das vergangene Jahr lieferte das Magazin „The Banker“. Bei der Bewertung der Marke spiele besonders der Geschäftsausblick (Gewinnprognose) und die Wahrnehmung von Risiken eine entscheidende Rolle. Viele Institute arbeiten an ihrem Markenwert, der sich nicht nur in Kundenvertrauen widerspiegelt, sondern auch in Eigenständigkeit und Innovation. Sprich: Eine starke Marke fällt im Wettbewerb auf. Die Spanier kommen auf einen Markenwert von 18,7 Milliarden US-Dollar, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Das Markenrating ist AAA-. Quelle: Reuters
Die Bank of China zählt zu den vier riesigen Staatsbanken der Volksrepublik. Ihr Umsatz liegt bei über 300 Milliarden Yuan im Jahr. Das entspricht grob 40 Milliarden Euro. Im Boomland China haben die regulierten Institute reichlich zu tun. Die Bank of China wird zudem vom Finanzstabilitätsrat als systemrelevant überwacht und muss strenge Auflagen erfüllen. Der Markenwert beträgt rund 20,4 Milliarden Dollar, 22 Prozent mehr als zuletzt. Quelle: dpa
Die teilverstaatlichte chinesische Bank ist eine der größten ihrer Art. Die ABC hat schätzungsweise 320 Millionen Privatkunden und etwa 2,7 Millionen Geschäftskunden. Fast eine halbe Million Menschen arbeitet in knapp 24.000 Filialen. 2010 sammelte die Bank mit ihrem Börsengang 22,1 Milliarden Dollar ein. Ihr Markenwert beträgt 22,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 28 Prozent. Quelle: REUTERS
First, we take Manhattan: JP Morgan Chase sitzt in New York und ist nach Marktkapitalisierung die größte Bank der USA und nach Eigenkapital das zweitgrößte Finanzinstitut der Welt. Den Markenwert können da auch die hohen Handelsverluste – also Fehlspekulationen – aus dem Jahr 2012 nicht nachhaltig schmälern. Die Marke Chase ist rund 24,8 Milliarden Dollar schwer. Der Zuwachs beträgt sieben Prozent. Quelle: DAPD
25,7 Milliarden Dollar beträgt der Markenwert der Bank of America – noch, muss man sagen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von vier Prozent. Das Fachmagazin „The Banker“, was die BoA 2008 noch als wertvollste Bankmarke führte, bescheinigt dem Finanzriesen, nach Eigenkapital das größte Institut seiner Art zu sein. Auch die Bank of America darf sich über das Prädikat „systemrelevant“ freuen – das stärkt natürlich das Markenvertrauen. Quelle: dpa
Wie die BoA gehört auch die Citigroup zu den „Big Four“ der US-Banken. Zuletzt lag die Bilanzsumme des Riesen bei 1,88 Billionen Dollar, der Umsatz 76,4 Milliarden. Sie ahnen es – systemrelevant, streng kontrolliert. Der Markenwert beträgt 26,2 Milliarden Dollar, was einem Plus von sieben Prozent entspricht. Quelle: DAPD
China wächst buchstäblich in den Himmel. In den zahlreichen Millionenmetropolen kommen mit dem Industrie-Boom auch die Wolkenkratzer. Der Bauwirtschaft kommt das gelegen – und damit der China Construction Bank, die rund 27 Prozent aller Baukredite im Reich der Mitte vergibt. Der Markenwert liegt bei 26,4 Milliarden Dollar. Das sind stolze 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: REUTERS

Diese Kunden hätten nicht auf wiederholte Aufforderungen der Bank reagiert, ihre steuerliche Situation zu klären und transparent zu machen, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch und bestätigten damit Berichte unter anderem der "Süddeutschen Zeitung" und des "Handelsblatt". Die Kündigungen würden zum 30. April wirksam. "Dann geht nichts mehr - es sei denn, jemand kann auf einmal nachweisen, dass er schon immer steuerehrlich war", sagte einer der Insider. Die Commerzbank wollte sich zu den Informationen nicht äußern.

Steueroasen

Im Februar war bekannt geworden, dass Angestellte der Luxemburger Tochter im Verdacht stehen, über viele Jahre Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben. Der Fall ist deshalb pikant, weil die Commerzbank in der Finanzkrise mit Milliardensummen durch die Steuerzahler gerettet wurde und den Bund noch immer als Großaktionär hat. In der Steueraffäre ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln. Bei bundesweiten Razzien war im Februar auch die Frankfurter Zentrale von Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus durchsucht worden. Die Ermittler stellten Kundendaten sicher und wollten herausfinden, wer in der Bank was wusste. Die Commerzbank erklärte damals, mit den Behörden zur Aufklärung der Affäre zusammenzuarbeiten.

Wie die Insider nun berichten, wurden die Kündigungen im Januar verschickt. Sie sind demnach der Schlusspunkt in einer ganzen Serie von Briefen, die die betroffenen Kunden seit Mai 2013 von der Bank erhielten. Das Institut habe sich 2013 zu diesem Schriftverkehr entschlossen, um das Steuerthema zu eskalieren, sagte einer der Insider. Der bis dato stattfindende Dialog mit den Kunden habe zu unbefriedigenden Ergebnissen geführt und viel zu viel Zeit gekostet. Etliche Altfälle mit unklarem Steuerstatus stammten zudem aus der mitten in der Finanzkrise übernommenen Dresdner Bank, erläuterte ein anderer Insider.

Das habe die Aufarbeitung zusätzlich erschwert. Den Informationen zufolge hat sich die Commerzbank inzwischen auch von einer kleineren Anzahl von Mitarbeitern der Luxemburger Tochter getrennt, die den Aufräumprozess nicht unterstützten. Auch dazu äußerte sich die Commerzbank nicht. Steuerermittlungen ziehen sich mitunter über Jahre hin. Insofern könnten die aussortierten 400 Kunden ein interessanter Anhaltspunkt für die Steuerfahnder sein. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln betonte am Mittwoch jedoch, vorerst gebe es keinen neuen Sachstand. Laut "Handelsblatt" hat die Commerzbank die Zahl der Luxemburg-Kosten drastisch geschrumpft: 2008 waren es noch 19.250 - davon 242 von Panama-Briefkastenfirmen. Bis Ende 2014 verringerte sich die Zahl der Luxemburg-Konten demnach auf 4635. Darunter seien noch 63 Panama-Konten, auf denen 83 Millionen Euro lagerten.

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