




Die krisengeplagte deutsche Finanzbranche ist um einen großen Skandal reicher. Diesmal ist die Commerzbank verwickelt, Deutschlands zweitgrößte Bank, an der der Staat etwa 17 Prozent der Anteile hält. Es geht um den Verdacht auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung bei rund 200 in Deutschland steuerpflichtigen Personen. Allerdings gilt die Commerzbank derzeit nur als Zeugin bei den Untersuchungen durch die Behörden, der Verdächtige ist ein ausländischer Lebensversicherer. Bei diesem soll es sich laut Handelsblatt um den italienischen Versicherungskonzern Generali handeln, dem auch Generali Deutschland mit Sitz in Köln gehört.
Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität in Bochum ermittelt gemeinsam mit dem Finanzamt für Steuerstrafsachen Düsseldorf gegen Verantwortliche und Mitarbeiter des verdächtigten Finanzdienstleisters. Im Zuge dieser Ermittlungen durchsuchen die Behörden mit 270 Beamten seit heute rund 40 Commerzbank-Standorte in ganz Deutschland, darunter auch die Konzernzentrale in Frankfurt. Die Bank betont, dass die Ermittlungen sich nicht gegen sie richteten und sie vollumfänglich mit den Behörden kooperiere.





Laut Staatsanwaltschaft hat die Commerzbank Depots geführt und verwaltet, in denen als Lebensversicherungsverträge getarnte Vermögensanlagen verwahrt wurden. Die Kunden kamen dadurch in den Genuss von Steuerprivilegien für Lebensversicherungen und haben die Kapitalerträge unberechtigterweise nicht versteuert. Tatsächlich hat die Commerzbank in der Vergangenheit mit dem italienischen Versicherer Generali kooperiert und ihren Kunden im Rahmen dieser Partnerschaft Versicherungsprodukte vermittelt. Diese Kooperation mit Generali wurde 2010 beendet, seither arbeitet die Commerzbank bei der Vermittlung von Versicherungsverträgen mit dem deutschen Versicherer Allianz zusammen.
Neben der Commerzbank plagen auch andere Großbanken Ermittlungen von Staatsanwälten und Steuerfahndern. So wurde die Deutsche Bank im Dezember 2012 wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung beim Handel mit Emissionsrechten durchsucht. Und die Münchner HypoVereinsbank soll mit Aktiendeals rund um den Dividendenstichtag für ihre Kunden den deutschen Fiskus um Kapitalertragsteuer geprellt haben.
Auch wenn die Commerzbank bei den Ermittlungen im Steuerskandal mit Lebensversicherungen derzeit nur Zeugin ist, dürfte der aktuell bekanntgewordene Fall das Vertrauen der Kunden in das Institut nach der Finanzkrise erneut erschüttern. Eigentlich will das Unternehmen mit einem radikalen Umbau des Privatkundengeschäfts und einer neuen Werbekampagne das Unternehmen wieder auf die Beine kommen und sich als moderne und vertrauenswürdige Bank profilieren. Auf dem Weg zu diesem Ziel ist die Commerzbank bisher schneller vorangekommen als erwartet. Zudem hat sie Investoren und Anleger mit den Geschäftszahlen für das dritte Quartal mit einem zügigen Abbau von Altlasten überrascht. Die Steuerrazzia dürfte sich nun aber als Rückschlag für die Bemühungen erweisen, ein verlässlicheres Image aufzubauen.