Steuerpakt Experten fürchten Aderlass für Schweizer Banken

Das Steuerabkommen mit anderen europäischen Ländern könnte die Schweizer Banken teuer zu stehen kommen. Nach Schätzungen von Experten könnte es zu einem Abfluss von 248 Milliarden Franken führen.

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Die Schweizer Banken könnten unter dem Steuerabkommen leiden. Quelle: dapd

Zürich Die Schweizer Banken stehen nach Einschätzung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group vor einem Aderlass. Die Steuerabkommen zwischen der Schweiz und europäischen Ländern könnten bis 2014 zu einem Abfluss von 248 Milliarden Franken führen, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Von den 2011 in der Schweiz verwalteten Vermögen von 871 Milliarden Franken würden die Institute damit 28 Prozent verlieren. Bei den Erträgen der Schweizer Banken rechnen die Berater fast mit einer Halbierung. Wollen die Institute ihre Profitabilität halten, müssten sie 15.500 Stellen streichen, rechnen die Berater vor. Gegenwärtig zählt die Finanzbranche des Landes rund 100.000 Angestellte.

Als Reaktion auf den starken Druck auf das Bankgeheimnis hat die Schweiz mit Deutschland, Großbritannien und Österreich Abkommen zur Legalisierung von Steuerschwarzgeld ausgehandelt. Im kommenden Jahr werden die seit Jahrzehnten auf Schweizer Konten gehorteten Schwarzgelder einmalig pauschal mit 15 bis 41 Prozent besteuert und aus der Schweiz abgezogen. Abkommen mit weiteren europäischen Länder dürften folgen.

Insgesamt rechnet BCG aber damit, dass die verwalteten Vermögen von Ausländern nur marginal sinken und sich die Schweiz ihren Platz als weltweit wichtigster Standort von ausländischen Geldern behaupten kann. Denn bis 2014 dürften die Gelder aus Schwellenländern auf 1,24 von 1,06 Billionen Franken steigen. Dann dürften zwei Drittel der Gelder aus Asien, Osteuropa, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Afrika kommen, ein Drittel aus Westeuropa, Nordamerika sowie Japan. 2006 war das Verhältnis noch umgekehrt. Diese Verschiebung wird BCG zufolge viele Banken vor große Probleme stellen. Südamerikanische Kunden hätten andere Bedürfnisse als deutsche Kunden und könnten angesichts der Sprachbarriere kaum von denselben Beratern betreut werden, erklärte BCG-Finanzspezialist Matthias Naumann und fügte hinzu: "Die Schweizer Bankenlandschaft steht vor der größten Herausforderung der vergangenen 250 Jahre".

Auch weltweit verschiebt sich der Reichtum immer mehr Richtung Schwellenländer. Bis 2016 dürften die Asiaten ohne die Japaner mit 40 Billionen Dollar wohlhabender sein als die Westeuropäer. Bis in vier Jahren rechnet BCG mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich vier Prozent auf 151 Billionen Dollar. 2011 waren 123 Billionen Dollar in Barmitteln, Bankkonten oder Wertschriften angelegt. Dies entspricht einem Wachstum von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die deutlich unter den beiden Vorjahren liegende Wachstumsrate führte BCG vor allem auf die schlechte Entwicklung der Aktienmärkte zurück. (Reporter: Oliver Hirt; redigiert von Axel Hildebrand)

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