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Stresstest US-Banken sind besser für Krisen gewappnet

Alle 31 Banken haben den ersten Stresstest der US-Notenbank Fed bestanden, doch eine weitere Nagelprobe folgt nächste Woche. Dann könnte es für einige Geldhäuser unangenehm werden.

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US-amerikanische Geldscheine sind vor einer USA-Fahne zu sehen Quelle: dpa

Alle 31 Banken haben die erste Runde des US-Stresstests bestanden. Die Geldhäuser hätten genügend Kapitalpuffer, um eine große Krise zu überstehen, teilte die US-Notenbank Fed am Donnerstag nach Börsenschluss mit. Auch die US-Tochter der Deutschen Bank, die erstmals an der Prüfung teilnahm, bekam das Gütesiegel. Doch bei der zweiten Stufe des Tests werde Deutschlands größte Bank wohl durchfallen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Finanzkreisen.

Im ersten Teil konnten alle Finanzinstitute die geforderte Kernkapitalquote von fünf Prozent vorweisen. Zu den fünf Banken mit der niedrigsten Kennziffer zählten unter anderen Goldman Sachs, Morgan Stanley und JPMorgan Chase. Der Stresstest ist eine Konsequenz aus der Finanzkrise, in der Großbanken wie die Citigroup und die Bank of America schwankten und vom Staat gerettet werden mussten. In dem Gesundheitscheck prüft die Fed nun regelmäßig die Kredit- und Anleihen-Portfolios der Institute auf ihre Krisenfestigkeit. In einem zweiten Schritt müssen die Geldinstitute zudem ihre Pläne zur Auszahlung von Dividenden und Aktienrückkäufen von der Fed absegnen lassen. Zudem werden qualitative Kriterien zur Beurteilung des Risikomanagements angelegt. Diese Ergebnisse werden am 11. März veröffentlicht.

Bank of America muss 17 Milliarden Dollar Strafe zahlen
Bank of AmericaWankende Großbanken brachten das Weltfinanzsystem 2008 an den Rand des Zusammenbruchs. Dubiose Hypotheken-Deals hatten den Weg dafür bereitet. Doch die Vergangenheit holt die Geldhäuser ein - der Bank of America (BoA) droht nun gar die höchste Strafe aller Zeiten. Dem „Wall Street Journal“ zufolge steht das Finanzinstitut kurz vor einem Vergleich mit dem US-Justizministerium über knapp 17 Milliarden US-Dollar (rund zwölf Milliarden Euro), davon neun Milliarden Dollar in bar. Das wäre der höchste jemals bezahlte Betrag in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung zwischen der US-Regierung und einem Unternehmen. Bereits im März musste BoA 9,5 Milliarden Dollar nach einer Klage der Aufsichtsbehörde Federal Housing Finance Agency zahlen. Die US-Behörden sind bei der Bestrafung von Großbanken nicht eben zimperlich - zumindest, wenn es um Geldstrafen geht. Welche Banken ebenfalls Rekordgeldbußen zahlen mussten, erfahren sie auf den folgenden Seiten. Quelle: REUTERS
Goldman SachsDie US-Großbank hat die Finanzkrise trotz viel Kritik an ihren Geschäftsmethoden vergleichsweise gut überstanden. Ende August 2014 handelte das Geldhaus mit den US-Aufsichtsbehörden und den Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac, die im Zuge der Immobilien- und Finanzkrise von der US-Regierung mit insgesamt 187 Milliarden Dollar gerettet werden mussten, einen Vergleich aus. 2005 und 2007 hatte Goldman Sachs den beiden Gesellschaften zusammengeschnürte minderwertige Immobilienkredite verkauft. Laut Einigung muss Goldman diese Papiere für 3,15 Milliarden Dollar zurückkaufen. Damit zahlt die Bank 1,2 Milliarden Dollar mehr, als die Kreditportfolios derzeit wert sind. Quelle: REUTERS
CitigroupDie Citigroup leistet für fragwürdige Hypothekengeschäfte eine sieben Milliarden Dollar schwere Abbitte. Nach Ansicht der US-Justiz hatte die Bank den Käufern verschwiegen, wie schlecht es um die in verbrieften Wertpapieren enthaltenen Hauskredite gestanden habe. Wie die US-Großbank mitteilte, zahlt sie 4,5 Milliarden Dollar an US-Behörden und gewährt zudem Finanzierungshilfen und -erleichterungen für Hausbauer im Wert von 2,5 Milliarden Dollar. Der Vergleich verhagelt der Citigroup das zweite Quartal. In dem Zeitraum verbucht die Bank eine Vorsteuerbelastung von 3,8 Milliarden Dollar. Mit dem Vergleich hätten sich alle anhängigen zivilrechtlichen Hypothekenermittlungen erledigt, erklärte Bankchef Michael Corbat. Der Vergleich erlaube der Bank, sich „auf die Zukunft zu fokussieren, nicht auf die Vergangenheit“. Quelle: dpa
CommerzbankWie die "New York Times" berichtet, droht der Commerzbank wegen mutmaßlicher Verstöße gegen US-Sanktionen eine Geldstrafe von mindestens 500 Millionen Dollar (370 Millionen Euro). Die Commerzbank hatte bereits eingeräumt, dass sie wegen ihrer Geschäfte mit Ländern wie dem Iran im Visier der US-Behörden steht. Wann die Verhandlungen mit den US-Behörden abgeschlossen sein werden, ist noch unklar. Quelle: dpa
Die französische Großbank BNP Paribas steht wegen Sanktionsbruch und Geldwäschevorwürfen im Fokus der US- Justizbehörden. Laut einem Bericht des Wall Street Journal drohen der Bank Bußgelder bis zu einer Höhe von zehn Milliarden Dollar. Die Bank soll Wirtschaftssanktionen gegen den Iran, Sudan, Kuba und andere Länder umgangen haben. Es wäre die zweithöchste Strafe, die je gegen eine Großbank verhängt wurde, die Höchststrafe wegen Geldwäsche lag bislang bei 1,9 Milliarden Dollar. Nachfolgend eine Reihe von Banken, die für verschiedene Vergehen schon Milliarden an Geldbußen zahlen mussten. Quelle: REUTERS
Gegen die britische Großbank Barclays verhängte die britische Finanzaufsicht die erste Geldstrafe wegen Manipulation des Goldpreises. Barclay zahlt 26 Millionen Pfund, überführte Barclays-Händler muss 96.000 Pfund Strafe zahlen und erhielt Berufsverbot. Wegen der Manipulation des Interbankenzinssatzes Libor musste Barclays bereits im Sommer 2012 stolze 290 Millionen Pfund zahlen, umgerechnet 350 Millionen Euro. Der damalige Barclays-Chef Bob Diamond nahm kurz danach seinen Hut. Quelle: REUTERS
Die größte Schweizer Bank UBS zahlt rund 1,4 Milliarden Franken (1,16 Milliarden Euro) und damit die zweithöchste Geldstrafe, zu der eine Schweizer Bank jemals verdonnert wurde. Die UBS hatte zudem im Jahr 2009 wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung von US-Bürgern der Zahlung von 780 Millionen Dollar zugestimmt, dabei aber keine Schuld zugegeben. In Deutschland soll die UBS wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung 200 Millionen Euro Strafe zahlen. Ende 2012 musste die UBS wegen des sogenannten Zockerskandals eine Strafe von 36,7 Millionen Euro zahlen und erhebliche Kontrollauflagen erfüllen. Die Bank wird damit für "System-und Kontrollfehler" bestraft. Zugleich wurden der UBS durch die Schweizer Finanzmarktbehörde FINMA scharfe Kontrollen im Investmentbanking auferlegt. Ohne diese Mängel wären die betrügerischen Transaktionen des Händlers Kweku Adoboli früher entdeckt worden. Quelle: REUTERS

Dann geht es auch darum, ob interne Kontrollen ausreichend sind. Hier war die Deutsche Bank in den USA wiederholt ermahnt worden. Die Aufseher monierten vor allem Schlampereien im Berichtswesen. Es geht um formale Fehler wie unvollständige Unterlagen, aber nicht um Trickserien. Dennoch sei es wahrscheinlich, dass die Bank dort durchfalle und nachbessern müsse, hieß es in den Kreisen. Für die Deutsche Bank wäre eine rote Karte ein weiterer Nackenschlag: Co-Chef Jürgen Fitschen sowie seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer stehen demnächst wegen Betrugsverdachts vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, im Prozess um die Pleite der Kirch-Mediengruppe die Justiz getäuscht zu haben.

Auch die US-Tochter der spanischen Bank Santander dürfte beim zweiten Teil des Tests durchfallen. Sowohl die Deutsche Bank als auch Santander wollten sich nicht über Spekulationen zu einem möglichen Scheitern äußern, die das "Wall Street Journal" (WSJ) mit einem entsprechenden Bericht befeuert hatte.

Für die Deutsche Bank sind die USA einer der wichtigsten Märkte. Hier sitzen die Wall-Street-Größen, die Deutschlands führendes Geldhaus vor allem im Investmentbanking angreifen will. Co-Vorstandschef Anshu Jain setzt darauf, dass die Deutsche Bank in Lücken vorstoßen kann, die der Rückzug anderer europäischer Rivalen hinterlassen hat. Das kostet zwar Kapital, das in Zeiten strengerer Regulierung ein knappes Gut ist. Aber die Rechnung scheint aufzugehen: Nach Daten von Reuters kam die Deutsche Bank 2014 im globalen Investmentbanking auf einen Marktanteil von 4,7 Prozent und landete damit in Sichtweite der fünf Marktführer, die allesamt aus den USA kommen. Der Fünftplatzierte Citigroup ist in greifbare Nähe gerückt, Branchenprimus JP Morgan dafür noch sehr weit weg.

Bei den US-Regulierern ist die Deutsche Bank bereits wegen ihrer Tricksereien mit Referenzzinssätzen (Libor) und Devisenkursen angezählt. In der Libor-Affäre steht noch eine hohe Strafe in den USA und Großbritannien aus. In der Devisenaffäre hat die New Yorker Finanzaufsicht DFS einen Aufpasser in der US-Niederlassung der Deutschen Bank installiert, der die Handelspraktiken genauer untersuchen soll. Die DFS kann im äußersten Fall die US-Banklizenz entziehen und ist deshalb bei ausländischen Banken besonders gefürchtet.

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