Studie Klimaschutzziele für mehrere Großbanken existenzbedrohend

Frankfurter Skyline: Fast alle europäischen Großbanken haben sich verpflichtet, die Vorgaben des Pariser Abkommens umzusetzen und die Kohlenstoffemissionen bis spätestens 2050 auf Netto-Null zu senken. Quelle: dpa

Banken haben ein großes Problem: Sie müssen aus Aktivitäten aussteigen, die ihnen viel Geld bringen. Vor allem ein Geschäftsbereich mit hohem Anteil an Finanzierungen von Treibhausgas-produzierenden Firmen ist betroffen.

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Die Pariser Klimaschutz-Vorgaben dürften einer Studie zufolge eine Reihe von europäischen Großbanken in Bedrängnis bringen. Besonders gefährdet seien auf das Firmenkundenkreditgeschäft ausgerichtete Häuser, wie der Bankenberater zeb gestützt auf eine Analyse öffentlich verfügbarer Daten prognostizierte. Denn diese hätten gemessen am Kreditbuch den höchsten Anteil an Finanzierungen von Treibhausgas-produzierenden Firmen. Gleichzeitig seien einige dieser Institute in den vergangenen Jahren nicht sehr profitabel gewesen.

„Diese Institute finden sich zunehmend in einer strategischen Falle“, erklärte zeb-Partner Dirk Holländer. Denn um die Pariser Ziele zu erreichen, müssten die Banken aus klimaschädlichen Aktivitäten aussteigen. Gleichzeitig steuerten diese Geschäfte oft einen nicht unerheblichen Teil des Ertrags bei. Ein Ausstieg könnte die Profitabilität entsprechend weiter drücken. „Das mag für einzelne Institute sogar existenzbedrohend werden, falls keine abgewogenen Ausstiegspläne erarbeitet werden können“, sagte Holländer. Institute müssten Portfolios wohl abtreten oder sich aus bestimmten Geschäftsfeldern zurückziehen. „Insgesamt wird auch dies den Fusionsdruck weiter erhöhen.“

Fast alle europäischen Großbanken haben sich verpflichtet, die Vorgaben des Pariser Abkommens umzusetzen und die Kohlenstoffemissionen bis spätestens 2050 auf Netto-Null zu senken. Die meisten hätten zudem ihre eigenen CO2-Emissionen offengelegt. Von den 50 größten Banken des Kontinents veröffentlichten aber nur gerade zwei die Treibhausgasemissionen ihres Kreditportfolios vollständig, so zeb.

Die meisten Geldhäuser dürften ihre Pläne, wie sie auf Netto-Null kommen wollten, wohl bis spätestens Ende nächsten Jahres vorlegen, erklärte Holländer. „Ein Aussitzen des Themas oder reine Lippenbekenntnisse werden in Zukunft nicht funktionieren.“ Zu groß werde der Druck von Aufsichtsbehörden, Investoren und Kunden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Banken kürzlich aufgefordert, die Vorkehrungen gegen den Einfluss von Klimarisiken auf ihr Geschäft zu verbessern.

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