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Trotz Boni-Deckelung Neue Gehaltssysteme sollen Bankergehälter hochhalten

Tausende Banker haben ihren Job verloren, trotzdem steigen die Personalkosten der Banken. Um die gedeckelten Boni auszugleichen, arbeiten die Institute an neuen Gehaltssystemen. Der Kulturwandel rückt in die Ferne.

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Wo Investmentbanker gehen müssen
Royal Bank of ScotlandDer Vorstandschef der staatlich kontrollierten britischen Großbank Royal Bank of Scotland (RBS) tritt ab. Stephen Hester werde seinen Posten zum Ende des Jahres räumen, teilte die Bank mit. „Der Verwaltungsrat ist der Meinung, dass ein ordentlicher Nachfolge-Prozess einem neuen Vorstandschef Zeit geben wird, den Privatisierungsprozess vorzubereiten und die Bank in die kommenden Jahre zu führen“, heißt es in einem Statement der RBS. Hester sei es nicht möglich gewesen, ein solches zeitlich unbegrenztes Bekenntnis abzugeben. Die Royal Bank of Scotland gehört zu rund 80 Prozent dem britischen Steuerzahler. Ihre Reprivatisierung gilt als eines der heißesten Eisen in der britischen Regierungspolitik. Quelle: dpa
Goldman SachsBedrohte Stellen: unbekannt Die US-Investmentbank steht offenbar noch in dieser Woche vor einem weiteren Arbeitsplatzabbau. Dabei werde das Aktienhandelsgeschäft diesmal wohl stärker betroffen sein als die im vergangenen Jahr kräftiger gestutzte Sparte für festverzinsliche Papiere, sagten mit den Plänen vertraute Personen am Montag. Das Geldhaus von der Wall-Street trennt sich gewöhnlich jedes Jahr zu dieser Zeit von den fünf Prozent seiner Mitarbeiter, die intern am schlechtesten bewertet wurden. Da das Handelsgeschäft aber weiter unter schwachen Volumen und niedrigen Gewinnen leidet, würden wahrscheinlich hier in einigen Bereichen die Einschnitte tiefer sein, hieß es in den Kreisen. Quelle: dpa
Morgan StanleyBedrohte Stellen: 1600 Die sechstgrößte US-Bank plant angeblich, in den nächsten Wochen den Geschäftsbereich Investmentbanking um 1600 Stellen zu reduzieren. Das entspricht etwa sechs Prozent der Mitarbeiter in dieser Sparte. Rund 800 Investmentbanker sollen in den USA entlassen werden, aber auch Mitarbeiter außerhalb der Vereinigten Staaten werden gehen müssen. Ähnlich wie bei den Entlassungen der Citigroup sollen Mitarbeiter aus allen Ebenen betroffen sein. Quelle: REUTERS
a Citibank branch in New York Quelle: dapd
Deutsche Bank Quelle: dapd
Nomura Quelle: REUTERS
JP Morgan Quelle: REUTERS

Banker hatten in den letzten Wochen nicht viel zu lachen. Stellenstreichungen dominieren die Schlagzeilen, in den Bankentürmen ist von Kosteneinsparungen die Rede. Zuletzt entschied die EU, Bonizahlungen von Bankern europäischer Banken in Zukunft zu deckeln. Zahlungen von einem mehrfachen des Fixgehalts sind künftig nicht mehr drin. Da klingt es zunächst verwunderlich, dass die Personalkosten der größten Institute der Branche 2012 dennoch gestiegen sind. Das haben Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters ergeben.

Demnach haben die 35 untersuchten Banken aus Europa und den USA 2012 rund zehn Milliarden Euro mehr für Personal ausgegeben als noch im Vorjahr. Insgesamt investierten die Institute rund 275 Milliarden Euro in ihre Mitarbeiter. Das wirkte sich auch auf die Pro-Kopf-Ausgaben aus. Immerhin zwei Drittel der Geldinstitute verbuchten 2012 höhere Kosten pro Mitarbeiter. Der in der Branche als Indikator für Kosteneffizienz verwendete Compensation Ratio - das Verhältnis von Personalausgaben zu den Erträgen der Bank - legte laut Reuters bei immerhin 18 der 35 Banken zu. Eine aktuelle Studie des Jobvermittlers Morgan McKinley zeigt: Banker, die in London im Januar ihren Job wechselten, konnten im Schnitt mit einer Gehaltssteigerung von 23 Prozent rechnen. Verwunderlich scheint allerdings, dass die untersuchten Institute zusammen immerhin 93.000 Banker vor die Tür gesetzt haben. Müsste das nicht die Personalkosten drücken?

von Jürgen Berke, Cornelius Welp

Nicht unbedingt, denn die meisten Banken rechtfertigten die gestiegenen Kosten gegenüber Reuters unter anderem mit den hohen Ausgaben für Abfindungen und anderen kündigungsbedingten Aufwendungen. Etwa die Deutsche Bank. Auch beim größten deutschen Geldinstitut sind die Pro-Kopf-Ausgaben um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Grund seien neben den verbuchten Kosten für Abfindungen auch verspätete Bonuszahlungen, die bereits 2009 zugesagt worden waren. Insgesamt ist der Compensation Ratio auch bei der Deutschen Bank wieder leicht gestiegen, von 39,5 auf 40,4 Prozent. Allerdings ist eine negative Tendenz deutlich erkennbar, im Jahr 2010 lag der Wert noch bei 44 Prozent.

Höhere Kosten im Investmentbanking

Wenn es um Bankergehälter geht, ist das Investmentbanking sicherlich der interessanteste und zumeist auch brisanteste Bereich. Auch die Deutsche Bank hat hier tiefer in die Tasche gegriffen. Insgesamt sind die Personalkosten in dem Bereich um 200 Millionen Euro auf 6,4 Milliarden Euro gestiegen. Da 1300 Investmentbanker ihre Jobs verloren, haben die Deutschbanker im Schnitt etwas mehr verdient. Allerdings legten auch die Erträge im gleichen Zeitraum um 1,5 Milliarden Euro zu. Wie genau sich beispielsweise verspätete Zahlungen auswirken, wird erst der im April veröffentlichte Vergütungsbericht zeigen. Für die Investmentbanker, die bereits ein Kündigungsschreiben erhielten, fielen bisher direkte Abfindungszahlungen in Höhe von 167 Millionen Euro an.

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