




Banker hatten in den letzten Wochen nicht viel zu lachen. Stellenstreichungen dominieren die Schlagzeilen, in den Bankentürmen ist von Kosteneinsparungen die Rede. Zuletzt entschied die EU, Bonizahlungen von Bankern europäischer Banken in Zukunft zu deckeln. Zahlungen von einem mehrfachen des Fixgehalts sind künftig nicht mehr drin. Da klingt es zunächst verwunderlich, dass die Personalkosten der größten Institute der Branche 2012 dennoch gestiegen sind. Das haben Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters ergeben.
Demnach haben die 35 untersuchten Banken aus Europa und den USA 2012 rund zehn Milliarden Euro mehr für Personal ausgegeben als noch im Vorjahr. Insgesamt investierten die Institute rund 275 Milliarden Euro in ihre Mitarbeiter. Das wirkte sich auch auf die Pro-Kopf-Ausgaben aus. Immerhin zwei Drittel der Geldinstitute verbuchten 2012 höhere Kosten pro Mitarbeiter. Der in der Branche als Indikator für Kosteneffizienz verwendete Compensation Ratio - das Verhältnis von Personalausgaben zu den Erträgen der Bank - legte laut Reuters bei immerhin 18 der 35 Banken zu. Eine aktuelle Studie des Jobvermittlers Morgan McKinley zeigt: Banker, die in London im Januar ihren Job wechselten, konnten im Schnitt mit einer Gehaltssteigerung von 23 Prozent rechnen. Verwunderlich scheint allerdings, dass die untersuchten Institute zusammen immerhin 93.000 Banker vor die Tür gesetzt haben. Müsste das nicht die Personalkosten drücken?
Nicht unbedingt, denn die meisten Banken rechtfertigten die gestiegenen Kosten gegenüber Reuters unter anderem mit den hohen Ausgaben für Abfindungen und anderen kündigungsbedingten Aufwendungen. Etwa die Deutsche Bank. Auch beim größten deutschen Geldinstitut sind die Pro-Kopf-Ausgaben um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Grund seien neben den verbuchten Kosten für Abfindungen auch verspätete Bonuszahlungen, die bereits 2009 zugesagt worden waren. Insgesamt ist der Compensation Ratio auch bei der Deutschen Bank wieder leicht gestiegen, von 39,5 auf 40,4 Prozent. Allerdings ist eine negative Tendenz deutlich erkennbar, im Jahr 2010 lag der Wert noch bei 44 Prozent.
Höhere Kosten im Investmentbanking
Wenn es um Bankergehälter geht, ist das Investmentbanking sicherlich der interessanteste und zumeist auch brisanteste Bereich. Auch die Deutsche Bank hat hier tiefer in die Tasche gegriffen. Insgesamt sind die Personalkosten in dem Bereich um 200 Millionen Euro auf 6,4 Milliarden Euro gestiegen. Da 1300 Investmentbanker ihre Jobs verloren, haben die Deutschbanker im Schnitt etwas mehr verdient. Allerdings legten auch die Erträge im gleichen Zeitraum um 1,5 Milliarden Euro zu. Wie genau sich beispielsweise verspätete Zahlungen auswirken, wird erst der im April veröffentlichte Vergütungsbericht zeigen. Für die Investmentbanker, die bereits ein Kündigungsschreiben erhielten, fielen bisher direkte Abfindungszahlungen in Höhe von 167 Millionen Euro an.