
Nach einem Gewinnsprung 2014 stellt sich die Commerzbank auf neue Rückschläge ein. So droht dem Institut eine hohe Strafzahlung wegen Verstößen gegen US-Handelssanktionen. Deutschlands zweitgrößte Bank erhöhte ihre Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten nach Angaben vom Donnerstag auf 1,4 Milliarden Euro - und das reicht nach Einschätzung des Vorstands aller Voraussicht nach nicht aus. Weitere Rückstellungen könnten die abschließende Jahresbilanz 2014 belasten.
Insgesamt zeigte sich Konzernchef Martin Blessing bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen für das vergangene Jahr dennoch kämpferisch. Das Umfeld sei schwierig und bliebe es auch. Gleichwohl sei die Commerzbank 2014 ein gutes Stück vorangekommen, ihre für Ende 2016 gesteckten Ziele etwa bei Profitabilität und Kundenwachstum zu erreichen. „Aber wir sind auch noch ein gutes Stück von den Zielen entfernt. Daher erhöhen wir noch einmal das Tempo“, sagte Blessing in Frankfurt.
Das vergangene Jahr bescherte der Commerzbank wie seit Monaten absehbar einen Gewinnsprung. Dank einer deutlich niedrigeren Vorsorge für mögliche Kreditausfälle stieg der operative Gewinn um 40 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro. Der Überschuss kletterte auf 602 (Vorjahr: 81) Millionen Euro. Die Kernkapitalquote erhöhte sich auf 9,5 (9,0) Prozent. Dabei sind schon die schärferen Vorgaben der Aufseher berücksichtigt, die erst in den kommenden Jahren schrittweise inkraft treten. Kernkapital gilt als wichtiger Puffer für Krisenzeiten.
Seit dem Start der Offensive im Privatkundengeschäft Ende 2012 unter anderem mit Investitionen in neue Filialen gewann die Bank den Angaben zufolge in dem Segment unter dem Strich 532.000 Kunden. Bis Ende 2016 sollen es eine Million zusätzliche Kunden sein. Aktuell hat die Commerzbank inklusive ihrer Online-Tochter Comdirect in Deutschland rund 11,5 Millionen Privatkunden.
Etwa 94.000 Kunden haben sich bis Jahresende mit der Forderung nach Rückzahlung von Gebühren für Kreditverträge bei der Bank gemeldet. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte Ende Oktober entschieden, dass Kunden auch nach Jahren noch unzulässige Gebühren zurückfordern können. Die Commerzbank betonte, sie habe die Gebühren bereits 2012 geändert. Für die nun anhängigen Altfälle wurden 75 Millionen Euro zurückgestellt.
Mit neuen digitalen Angeboten und mehr Standorten für die Vermögensverwaltung will das Institut Boden gutmachen. „Wir planen, die Anzahl der Wealth-Management-Standorte in einem ersten Schritt um über 50 Prozent auf künftig 65 zu erhöhen“, sagte Privatkundenchef Martin Zielke. Zudem werde das Thema Digitalisierung vorangetrieben: „Unser Ziel ist die papierlose Filiale.“ Derzeit werde die digitale Unterschrift getestet. Insgesamt will der Konzern seinen Marktanteil im Privatkundengeschäft in Deutschland in den kommenden Jahren von acht auf deutlich über zehn Prozent steigern.
Das Geschäftsjahr 2013 der Commerzbank
Die Bank erwirtschaftete Erträge in Höhe von 9,27 Milliarden Euro und erzielte ein operatives Ergebnis in Höhe von 725 Millionen Euro (2012: 1,17 Milliarden Euro). Der Gewinn nach Steuern betrug 78 Millionen Euro (-47 Millionen Euro im Jahr 2012).
Mit modernen Filialen und einem runderneuerten Online-Banking will die Commerzbank im Privatkundengeschäft in die Spur finden. Das operative Ergebnis der Sparte lag 2013 mit 225 Millionen Euro fast exakt auf dem Vorjahreswert. Im vierten Quartal gab es ein operatives Plus von 60 Millionen Euro (nach 25 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum).
Im Geschäft mit Mittelstandskunden ist die Commerzbank einer der wesentlichen Akteure auf dem deutschen Markt. Das operative Ergebnis schrumpfte 2013 auf 1,1 Milliarden Euro (nach 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2012). Die Risikovorsorge – Rückstellungen für vom Ausfall bedrohte Kredite – lag bei 470 Millionen Euro. Im Jahr 2012 hatten Sondereffekte zu einer Risikovorsorge nahe null geführt.
In diesem Segment ist vor allem das Engagement der Commerzbank in Polen erfasst. Die Tochter „mBank“ ist dort als Direktbank aktiv. Das operative Ergebnis lag 2013 bei 254 Millionen Euro und damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Bank Forum in der Ukraine hatte die Commerzbank 2012 bereits verkauft.
Im Segment „Corporates & Markets“ gab es einen Anstieg des operativen Ergebnisses auch wegen eines positiven Effekts bei der Bewertung eigener Verbindlichkeiten. Notieren die Anleihen von Banken an den Kapitalmärkten schwächer, hat das einen positiven Effekt auf die Bilanz – denn dann kann der Wert der Verbindlichkeiten niedriger angesetzt werden. Insgesamt kletterte das operative Ergebnis 2013 von 202 auf 778 Millionen Euro.
Im Segment „Non-Core Assets“ fasst die Bank Wertpapiere zusammen, die als Altlast aus der Finanzkrise gesehen werden oder aus der missglückten Übernahme der Immobilienbank Eurohypo stammen. Der Abbau der Positionen sei 2013 schneller voran gegangen als zunächst erhofft. Die Bestände sollten auf 125 Milliarden Euro schrumpfen – tatsächlich landete die Bank bei 116 Milliarden Euro.
Trotz der Erfolge müssen die Aktionäre des teilverstaatlichten Dax-Konzerns weiter auf die erste Dividende seit der Finanzkrise warten. Den Überschuss stellt die Bank vollständig in die Gewinnrücklage ein, um Kapitalpuffer zu stärken. Zuletzt gab es bei der Commerzbank für das Geschäftsjahr 2007 eine Gewinnausschüttung. Bis zum Donnerstagmittag blieb die Commerzbank-Aktie in einem freundlichen Gesamtmarkt fast unverändert auf Vortagesniveau.