UBS-Credit-Suisse-Deal Diese Bank hätte beinahe eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst

Quelle: imago images

Die UBS übernimmt die Credit Suisse, um deren Pleite zu verhindern. Was bedeutet der Deal? Ist eine Finanzkrise nun abgewendet? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Es ist die größte Bankenfusion seit der Finanzkrise: Die UBS übernimmt die taumelnde Credit Suisse. Was ist der Grund dafür? Bleibt eine Weltfinanzkrise nun aus? Was bedeutet der Zusammenschluss für die Schweiz? Lesen Sie hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wieso soll die UBS die Credit Suisse übernehmen?

Andernfalls wäre die Credit Suisse wohl in die Pleite geschlittert. Eine Insolvenz hätte jedoch zwangsläufig zu einer neuen Weltfinanz- und Wirtschaftskrise geführt. Es handelt sich deshalb um eine Notfusion.

Wieso hätte eine Pleite zu einer Weltfinanzkrise geführt?

Eine Pleite hätte wohl auch andere Geldhäuser mit sich gerissen – aus zwei Gründen. Der erste lautet: Eine Credit-Suisse-Insolvenz hätte bei anderen Banken zu Verlusten geführt, weil sich die Geldhäuser auch gegenseitig Geld leihen. Zudem machen die Banken untereinander weitere Geschäfte. Diese Verluste hätten besonders heftig ausfallen können, weil die Credit Suisse zu den 30 größten Instituten der Welt gehört und stark mit anderen Geldhäusern verflochten ist. Womöglich wären andere Geldhäuser wegen dieser Verluste ebenfalls insolvent gegangen.

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Selbst wenn die Verluste nicht zu Insolvenzen anderer Banken geführt hätten, hätten diese Geldhäuser Kunden womöglich kein Geld mehr leihen können oder wollen. Die mögliche Folge: Den Kunden wäre früher oder später womöglich das Geld ausgegangen.

Der zweite Grund, warum der Untergang der Credit Suisse zwangsläufig zu einer neuen Weltwirtschaftskrise geführt hätte: Ihr Ende hätte auch den Kunden der Credit Suisse heftige Verluste beschert. Diese sind aber oftmals auch Kunden anderer Banken und hätten ihre Kredite bei diesen Instituten dann womöglich nicht mehr bedienen können.

Ist eine neue Weltfinanzkrise nun ausgeschlossen?

Leider nein. Drei Faktoren entscheiden darüber, ob eine neue Weltfinanzkrise ausbleibt oder ausbricht.

Erstens: Die Börsen müssen sich beruhigen. Zu Erinnerung: Die Krise der Credit Suisse war durch deren stark gefallenen Aktienkurs ausgelöst worden – mit der Folge, dass auch die Aktien weiterer Banken abgestürzt sind. Wenn sich die Panik an den Börsen angesichts der Rettung nun legen sollte, könnten sich diese Papiere erholen. Und den Geldhäusern bliebe ein Schicksal wie das der Credit Suisse erspart.

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Zweitens: Die Kunden müssen ruhig bleiben. Solange sie nicht in Windeseile und in großem Stil Gelder von anderen Banken abziehen, droht diesen auch kein potenziell tödlicher Bank-Run. Zu einem solchen rasanten Abzug der Kundengelder war es im Zuge des Aktienkursabsturzes bei der Credit Suisse gekommen.

Drittens: Die Banken müssen sich weiter vertrauen. Dieses Vertrauen ist existenziell für das globale Finanzsystem, weil sich die Institute dann weiterhin gegenseitig Geld leihen. Immerhin: Offenbar ist dieses Vertrauen weiterhin vorhanden.

Der Indikator für das Vertrauen oder Misstrauen der Banken untereinander sind die Euribor-Zinssätze, zu denen sich Institute in der Eurozone untereinander Geld leihen. Steigen die Zinssätze rasch, deutet dies auf wachsendes Misstrauen hin. Fallen die Zinssätze, kann dies auf gestiegenes Vertrauen hindeuten. Erstaunlicherweise ist der Euribor-Zins, zu dem sich die Institute für zwölf Monate Geld untereinander leihen, in den vergangenen Tagen sogar gesunken. Womöglich sehen die Banken die Schwierigkeiten der Credit Suisse also nur als Einzelfall, aber nicht als Systemkrise.

Wieso könnten sich die Börsen nicht beruhigen?

Weil die Investoren nun an der Stabilität der UBS zweifeln: Deren Aktienkurs ist am Montag um sieben Prozent gefallen. Die Folge: Investoren verkaufen auch die Papiere weiterer Banken, die Aktie der Deutschen Bank etwa liegt mehr als drei Prozent im Minus. 

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von Julia Groth

Wieso zweifeln die Investoren offenbar an der UBS?

Die Fusion könnte die UBS massiv schwächen – und aus dieser einen Sanierungsfall machen. Zum einen ist eine Fusion unter solch großen Banken eine gigantische Aufgabe. Dabei kann viel schiefgehen, weil zwei Unternehmenskulturen und zwei IT-Systeme miteinander vereint werden müssen. Zum anderen übernimmt die UBS all die riskanten Geschäfte der Credit Suisse, welche erst zu deren Untergang beigetragen haben.

Zwar hat der Schweizer Staat eine Garantie von neun Milliarden Euro für die UBS abgegeben. Das bedeutet, dass der Schweizer Staat für Verluste haftet, die der UBS aus der Übernahme von riskanten Geschäften der Credit Suisse entstehen könnten. Zudem wollen die Schweizer Behörden eine Finanzspritze von bis zu 200 Milliarden Franken reichen. Aber ob diese Summen genügen, muss sich erst zeigen.

Wieso könnten Investoren der UBS doch wieder vertrauen?

Die UBS ist eine profitable Bank. Zudem verfügt sie über weitere Gelder, um Probleme und Risiken aus der Übernahme abzufedern, weil sie die Credit Suisse sehr günstig kauft. Die UBS gibt für den Konkurrenten gerade einmal drei Milliarden Franken aus. Allerdings verfügt die Credit Suisse bereits über Reserven, gemeint ist das Eigenkapital, von knapp 50 Milliarden Franken. Die Differenz zwischen Kaufpreis und Eigenkapital kann die UBS nun als zusätzliche Reserve nutzen.

Typischerweise reagieren die Börsen aber stärker auf negative als auf positive Aspekte. Deshalb dauert es womöglich einfach mehrere Tage, bis sich an den Börsen die Erkenntnis durchsetzt, dass die Zwangsfusion die UBS zwar schwächt, aber nicht in den Abgrund reißt – mit der Folge, dass sich der Aktienkurs der UBS wieder erholt. Immerhin: Die Aktie liegt zwar noch sieben Prozent im Minus, gegenüber dem Morgen hat sich der Kurs allerdings bereits etwas erholt, als er um bis zu 15 Prozent abgestürzt war.

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