Umfrage unter Anlageberatern Bankberater wünschen sich mehr Gehalt

Deutschlands Banken stehen vor großen Herausforderungen. Das spüren auch Anlageberater im Kundengespräch. Woran es aus ihrer Sicht hapert, was sie sich wünschen und womit sie rechnen.

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Umfrage unter Bankberatern: Der Druck ist hoch. Quelle: Laif

Das größte deutsche Geldinstitut ist zugleich das größte Sorgenkind der Bankenbranche hierzulande: Geringe Ertragskraft, ein Struktur- und Kulturwandel sowie hohe Kosten für Filialnetz und Personal zwingen die Deutsche Bank zum Umsteuern – und zum Sparen. Jeder vierte der 100.000 Mitarbeiter der Deutschen Bank muss deshalb auf Bonuszahlungen oder Teile der Boni verzichten. Vielen unzufriedenen Bankkunden dürfte das nur gerecht erscheinen. Für Banker ist es hingegen ein Alarmsignal.

Denn auch in anderen deutschen Geldhäusern haben es die Banker nicht leicht. Das hat eine Umfrage unter 100 Anlageberatern ergeben, die NFS Netfonds, ein Haftungsdach für selbstständige Anlageberater, in Auftrag gegeben hat und die der WirtschaftsWoche vorab vorliegt. Darin konstatieren 96 Prozent der Banker Ertragsprobleme ihres Arbeitgebers aufgrund des Zinsverfalls. Je 92 Prozent der Banker rechnen mit weiteren Filialschließungen und Fusionen von Bankhäusern. Keine Frage, die Bankenbranche steht hierzulande unter Druck.

Unter Bankberatern breitet sich daher Pessimismus aus. 71 Prozent der Befragten erwarten künftig mehr Kunden pro Berater, wobei schon mehr als ein Drittel der Berater beklagt, dass es immer weniger oder gar nicht gelingt, Vorgaben und Ziele zu erreichen. 37 Prozent berichten von strengen vertrieblichen Vorgaben wie etwa Umsatzzielen, die die Berater unter Druck setzen. Jeder fünfte Anlageberater bestätigt Sanktionen wie Bonuskürzungen, wenn die Vorgaben nicht erfüllt werden. “Der Druck kommt vor allem durch die geringe Zinsmarge zustande“, weiß Christian Hammer, Geschäftsführer bei NFS Netfonds. „Die Banken reagieren, indem sie Vertriebsvorgaben zu margenträchtigeren Produkten machen und das Personalverhältnis zugunsten der Vertriebsmitarbeiter allmählich ändern.“

Zehn wichtige Tipps fürs Geldanlagegespräch
Ein Mann hält eine Check-Liste in den Händen Quelle: Fotolia
Staßenschilder warnen Fußgänger vor herabfallenden Steinen Quelle: dpa
Alternativen einfordernOft präsentieren Berater ihren Kunden nur ein Produkt – nach dem Motto „Das habe ich nur für Sie ausgewählt“. Nicht selten sind das die Produkte, für die der Berater die höchste Provision bekommt, aber eben nicht die für den Kunden passenden Anlagen. Sparer sollten unbedingt Alternativen einfordern, um vergleichen zu können. Genauso ist es wichtig, nicht nur eine Bank nach guten Anlagen zu fragen. Gehen Sie lieber zu mehreren Geldinstituten und vergleichen die Angebote. Quelle: Fotolia
Eine Dame in einem Beratungsgespräch Quelle: Fotolia
Ein Mann schaut durch eine Lupe Quelle: Fotolia
KostenrechnungHohe Gebühren fallen auch dann an, wenn der Kunde nicht in Wertpapiere investiert. Bei Bausparverträgen etwa verlangen Banken in der Regel einen Prozent der Bausparsumme als Abschlussgebühr. Anleger sollten eine genaue Übersicht einfordern, auf der alle anfallenden Gebühren und Provisionen aufgeführt sind. Wer ein kompliziertes Produkt wie einen Bausparvertrag nicht braucht, sollte sich nicht scheuen, nach einfacheren Anlagen wie einem Banksparplan zu fragen. Quelle: Fotolia
Ein Beratungsgespräch Quelle: Fotolia

Andererseits gehen nahezu alle Berater davon aus, dass ihre Anstellung bei einer Bank ein stabiles Gehalt garantiert. Es könnte wohl gerne etwa mehr sein: Fast zwei Drittel beklagen, dass sie nur durchschnittlich oder weniger verdienen. Auf der Wunschliste der Berater stehen daher mehr Vertriebsideen statt strikter Vertriebsvorgaben mit 47 Prozent ganz oben. Nahezu jeder dritte Bankberater beklagt zudem unflexible Arbeitszeiten, 23 Prozent zeigen sich mit ihrem Handlungsspielraum bei individueller Beratung und Produktauswahl unzufrieden. Für nahezu jeden fünften ist die so genannte Work-Life-Balance damit im Ungleichgewicht.

Mehr als ein Drittel wünscht sich zudem die vollständige Offenlegung der Kosten und Provisionen in der Anlageberatung. Doppelt so viele Berater haben laut Umfrage festgestellt, dass die Kunden genauer wissen wollen, wofür sie bezahlen und sich mehr Transparenz wünschen. Allerdings berichten nur 13 Prozent der Berater davon, dass Kunden explizit Transparenz über Provisionen, Gebühren und ähnliches fordern. Tatsächlich glauben nur acht Prozent der Anlageberater, dass eine Offenlegung der Kostenstrukturen Kunden davon abhalten würde, ein Investment zu tätigen.

Das wurde 2016 aus 100.000 Euro
Platz 27: Aktien NigeriaEuro-Investoren, die im vergangenen Jahr an der kleinen nigerianischen Börse investierten, machten ein sehr schlechtes Geschäft. Das lag gar nicht mal an den Aktien selbst, der Leitindex Nigeria All Share verlor zwar „nur“ sieben Prozent. Das lag vor allem daran, dass der bevölkerungsreichste afrikanische Staat stark von den Öleinnahmen ist. Doch am 20. Juni gab die Zentralbank die Anbindung der heimischen Währung Naira an den Dollar auf. Die darauf folgende deutliche Abwertung der Währung Naira zu vielen Währungen macht die Aktien aber zum weltweit größten Verlustbringer. Wer Anfang des Jahres theoretisch 100.000 Euro an der Börse in Nigeria investierte, hat jetzt nur noch 61.390 Euro auf dem Konto. Privatanleger können jedoch kaum in Nigeria direkt investieren, es gibt auch keine Zertifikate oder börsengehandelte Indexfonds auf den Nigeria All Share.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 26: GhanaAuch gezielte Investitionen an der Börse in Ghana sind für hiesige Privatanleger kaum möglich. Das ist auch gut so. Denn der Aktienindex der ebenfalls sehr kleinen Börse in Ghana, entwickelte sich sehr schlecht. Die agrarisch strukturierte  Wirtschaft des als Musterdemokratie auf dem Kontinent geltenden Landes,  schrumpft. Das Land ist stark vom Export von Rohstoffen wie Gold, Öl, Kakao und Edelhölzern abhängig. Dabei steigen zwar im vergangenen Jahr viele Rohstoffpreise, doch der Kakaopreis brach um fast ein Drittel ein. Von 100.000 in Ghana investierten Euro blieben bis Jahresende nur 77.840 Euro übrig.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 25: Aktien ÄgyptenNoch dramatischer als in Nigeria schlägt in Ägypten die Währungsentwicklung zu Buche. Dort gab die Zentralbank im November den Wechselkurs des ägyptischen Pfunds frei, das daraufhin abstürzte. Das bescherte Anlegern, die im Januar 100.000 Euro in den Leitindex EGX 30 investierten einen Verlust von 20.430 Euro, so dass nur noch 79570 Euro übrig bleiben. Das fast Tragische dabei: Die Abwertung beflügelten den Aktienmarkt. Der EGX 30 selbst gehört in Lokalwährungen gerechnet mit einem Plus von mehr als 70 Prozent zu den weltweit besten Börsen und stieg auf ein Rekordhoch nach dem anderen. Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 24: Aktien ChinaDer Entwicklung der chinesischen Wirtschaft verunsichert Anleger weltweit seit anderthalb Jahren. Das spiegelt sich auch der Börse wider. Der Leitindex CSI 300, der die 300 größten Aktien Festlandchinas erfasst, verlor über elf Prozent. Da gleichzeitig der Yuan zum Euro weiter abwertete, bleiben Anlegern die 100.000 Euro in den Index investiert haben, nur 85.450 Euro übrig.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 23: Britisches PfundDas knappe Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union schockte am 24. Juni Europa die ganze westliche Welt. Der britische Aktienmarkt erholte sich – wie auch andere europäische Börsen – von dem Schock zwar recht schnell. Auf Jahressicht hat der Leitindex Footsie deshalb in Pfund gerechnet über 14 Prozent zugelegt und stieg Ende Dezember sogar auf ein Allzeithoch. Doch das britische Pfund selbst steht weiter unter massivem Druck. Zum Euro hat es in diesem Jahr gut 13 Prozent verloren und damit so viel wie keine andere Hauptwährung. Aus 100.000 in Pfund investierten Euro wurden so nur noch 86.980 Euro.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 22: Mexikanischer PesoDem mexikanischen Peso – dem zweitgrößten Verlierer der Hauptwährungen zum Euro – machte der Wahlsieg von Donald Trump zum US-Präsidenten zu schaffen. Kein Wunder, die USA sind Mexikos wichtigster Handelspartner, doch Trump will den Handel massiv besteuern und die Grenzen zu Mexiko dichter machen- auch wenn zuletzt vom dem im Wahlkampf propagierten Mauerbau nichts mehr zu hören war. Wer zu Jahresbeginn 100.000 Euro in mexikanischen Peso anlegt, verfügte Ende des Jahres jetzt nur noch über 89.510 Euro. Mexikos Leitindex IPC legte aber um zumindest rund sechs Prozent zu.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 21: SparbuchSeit Jahren lässt sich mit dem Sparbuch nichts mehr verdienen. So war es auch 2016. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro anlegt hat einen Gewinn von gerade mal 50 Euro – entsprechend von 0,05 Prozent gemacht. Immerhin verloren Anleger aber zumindest nominal – also ohne Berücksichtigung der Inflation – auch nichts.Schlussstand: 30.12.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa

Grundsätzlich scheinen die Anlageberater aber im Großen und Ganzen mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein. Lediglich vier Prozent von ihnen spielen mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen. Die große Mehrheit nennt die Unsicherheit über das Einkommen als selbstständiger Anlageberater als Haupthindernis für den Sprung ins Unternehmertum, das gaben 74 Prozent der Befragten an. „Dass diese Sorge so weit verbreitet ist, hat uns schon überrascht, zumal der Einstieg in die Selbstständigkeit mit eher geringen Kosten verbunden ist und die daraus entstehenden Chancen langfristig das Arbeitsleben wesentlich verbessern können", sagt Hammer. An ihrem jetzigen Job schätzen sie hingegen mehrheitlich, dass sie ihre Fähigkeiten einbringen, sich fachlich und persönlich weiterentwickeln können und der Arbeitsplatz generell große Jobsicherheit bietet.

Kurz: Den Bankberatern geht es insgesamt allen Herausforderungen zum Trotz noch immer sehr gut.

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