Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln warnen vor weitreichenden Folgen für Banken und Kunden durch die neuen Eigenkapitalvorschriften Basel IV. Banken stünden wegen der Coronakrise vor großen Herausforderungen und seien nicht in der Lage, die schärferen Kapitalvorschriften durch Einbehaltung von Gewinnen oder Kapitalerhöhungen umzusetzen, schrieben die Experten des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln in einer Studie, die der Nachrichtenagentur Reuters vorlag.
„Für Kreditnehmer könnten die Reformen insgesamt mit höheren Zinsen einhergehen.“ Es sei notwendig, die Reform der Kapitalvorgaben nicht nur wie geplant zu verschieben, sondern grundsätzlich zu überdenken.
Die globalen Bankenregulierer hatten sich Ende 2017 auf weltweit geltende strengere Kapitalvorschriften für Geldhäuser geeinigt. Das Ziel der im Fachjargon genannten Regeln „Basel IV“ ist es, die Finanzbranche stabiler zu machen. Im Kern geht es darum, dass die Institute Darlehen mit mehr Eigenkapital hinterlegen müssen. In Folge von Corona wurde das Inkrafttreten der Regeln um ein Jahr nach hinten auf 2023 verschoben.
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Die Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft gehen davon aus, dass Banken ihr Eigenkapital künftig vermehr da einsetzen, wo die Gewinnmargen besonders groß sind - also eher bei riskanteren Finanzierungen. Zudem würden die Geldhäuser vermehrt Kredite zu Produkten bündeln, die sie an Investoren weiterverkaufen könnten. Dies führe zu weniger Transparenz und verlagere die Risiken in den Schattenbankensektor. Insgesamt seien die aus den Regulierungen folgenden Nachteile deutlich größer als die Vorteile.
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