Verstaatlichte Banken Wie es den Sündern der Finanzkrise heute geht

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Sorgenkind Royal Bank of Scotland

Die Aktie der RBS

Für AIG-Aktionäre ist dennoch kein Land in Sicht. Kurse von mehr als 1400 Dollar je Aktie, wie sie vor der Finanzkrise auf dem Kurstafeln standen, wird es das Papier wohl nie mehr erreichen. Und auch in der jüngeren Vergangenheit hatte der AIG-Kurs schon mehr als die aktuell 32 Dollar erreicht. Das Aktienangebot belastet natürlich die Kurse, ein Investment bleibt bestenfalls für langfristig orientierte Optimisten interessant. Immerhin weckt die operative Erholung des Versicherungskonzerns ein wenig Hoffnung.

Großbritanniens schottisches Geldgrab

Auch Großbritannien hat ein großes Sorgenkind – und wird es nicht los. Die einst hoch angesehene Royal Bank of Scotland (RBS) steckt weiter tief in der Krise. In Regierungskreisen wird offensichtlich sogar über eine vollständige Verstaatlichung nachgedacht. Derzeit hält der Staat Großbritannien bereits 82 Prozent der Anteile. Die RBS hat im ersten Halbjahr 2012 Vorsteuerverluste von 1,5 Milliarden Pfund, umgerechnet 1,91 Milliarden Euro angehäuft, wie Ende vergangener Woche bekannt wurde. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war der Verlust zwar auch sehr hoch, aber mit 794 Millionen Pfund immer noch deutlich niedriger. Das Minus fiel unter anderem deshalb höher aus, weil die Bank insgesamt 300 Millionen Pfund für weitere Straf- und Entschädigungszahlungen zurücklegen musste. Damit sollen unter anderem Ausgleichszahlungen für zu Unrecht an Kunden verkaufte Kreditausfallversicherungen und für die Folgen eines Zusammenbruchs des Computersystems geleistet werden.

Einziger Lichtblick in der tiefroten Bilanz: Operativ lag die Bank mit 1,8 Milliarden Pfund im Plus. Wertberichtigungen auf Kredite in Höhe von 2,9 Milliarden Pfund sowie die Rückstellungen glichen die Gewinne jedoch mehr als aus. RBS-Vorstandschef Stephen Hester, der wegen der Probleme bereits auf eine Bonuszahlung für 2012 verzichtet hat, sieht sein Haus dennoch auf dem richtigen Weg. „Wir sind unseren Weg weitergegangen, um die Bank sicherer und stärker zu machen“, sagte er. „Wir räumen mit den Problemen der Vergangenheit auf.“

Das Problem: Die RBS wird immer wieder von der Vergangenheit eingeholt. Hester hatte erst vor wenigen Tagen zugegeben, dass die königliche Bank von Schottland auch in den Skandal um manipulierte Libor-Zinssätze in den Jahren 2005 bis 2009 verwickelt ist. Der britische Konkurrent Barclays hatte dafür bereits 290 Millionen Pfund an Strafzahlungen leisten müssen. Die Ermittlungen fokussieren sich offenbar auf diese beiden Großbanken, rund ein Duzend Banken sollen an der Manipulation beteiligt gewesen sein. Ob ähnlich hohe Strafzahlungen wie bei Barclays für die RBS fällig werden, wollte oder konnte Bankchef Hester nicht sagen. Immer hat sich inzwischen bestätigt, dass wegen der Zinsmanipulation einige Mitarbeiter entlassen wurden.

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