Bekanntgabe der Geschäftszahlen Kann die Deutsche Bank allein überleben?

Deutsche Bank: Was die Geschäftszahlen wirklich bedeuten Quelle: dpa

Die Deutschen Bank hat neue Zahlen präsentiert und demnach 2018 erstmals seit Jahren wieder einen kleinen Gewinn gemacht. Doch ein tieferer Blick zeigt: Die drängendsten Probleme bleiben ungelöst.

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Wie fallen die Zahlen aus?

Zwei Prognosen, die aufgrund von Äußerungen von Managern des Instituts in den vergangenen Wochen und Schätzungen von Analysten vorab möglich waren, haben sich bestätigt: Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr erstmals seit 2014 wieder einen Gewinn verkündet. 341 Millionen Euro lautet das Ergebnis des größten deutschen Geldhauses für 2018. Und auch das Kostenziel von maximal 23 Milliarden Euro im Jahr 2018 wurde erreicht: 22,8 Milliarden Euro betrug es, 2019 soll noch eine weitere Milliarde eingespart werden. Das Investmentbanking musste 2018 deutliche Einbußen hinnehmen. Die Erträge sanken um mehr als eine Milliarde Euro auf rund 13 Milliarden Euro. Vor Steuern blieben davon 530 Millionen Euro übrig. 2017 hatte das Vorsteuerergebnis noch bei 1,1 Milliarden Euro gelegen. Auch in der Vermögensverwaltung lief es nicht rund für die Deutsche Bank. Hier halbierte sich das Ergebnis von 732 auf 367 Millionen Euro. Das Privat- und Firmenkundengeschäft, in dem auch die Postbank enthalten ist, konnte hingegen die Erträge stabil halten und beim Ergebnis von 465 auf 829 Millionen Euro zulegen.

Geht es mit der Deutschen Bank endlich wieder aufwärts?

Es ging der Bank schon schlechter, aber es geht ihr auch nicht gut. Ohne einen Sondereffekt durch die US-Steuerreform hätte das Institut schon im vergangenen Jahr Gewinn gemacht. Unter dem seit April amtierenden Vorstandschef Christian Sewing sehen deutlich mehr Insider und Investoren als zuvor die Bank auf dem richtigen Weg. Das Problem ist nur: Sie kommt reichlich spät. Das ist eine Folge strategischer Fehlentscheidungen: Während andere europäische Banken ihr Investmentbanking schon vor Jahren zurückfuhren, setzten die damaligen Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen darauf, dass diese wieder anziehen und damit hohe Gewinne bringen würde. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Ihr Nachfolger John Cryan steuerte dann zwar radikal um, demoralisierte aber gleichzeitig durch defätistische Äußerungen das Personal. Die Konkurrenz ist deshalb weiter als die Deutsche Bank und nimmt ihr ordentlich Geschäft weg. Gleichzeitig schwächelt die Konjunktur und die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit niedrig. Das sind keine günstigen Rahmenbedingungen für eine Bank in der Rekonvaleszenz.

Kann die Deutsche Bank allein überleben?

Davon ist zumindest ihre oberste Führungsriege überzeugt. Sie vertraut auf ihr im Wesentlichen auf deutsche Privatkunden, europäische Unternehmen und globale Superreiche ausgerichtetes Geschäftsmodell.

Dafür gibt es durchaus Gründe: Trotz der jahrelangen Krise hat die Bank in relevanten Segmenten wie der Abwicklung von Zahlungen sowie dem Geschäft mit Währungen und Anleihen auch global immer noch eine starke Stellung. Und der Bedarf für diese Dienstleistungen ist in der exportorientierten deutschen Industrie sicher da. Allerdings sind diese Geschäfte auch bedingt profitabel. Sie lohnen sich umso mehr, je größer ein Institut ist.

Auch Topmanager der Bank haben deshalb zuletzt erklärt, dass an einer Konsolidierung der Banken in Europa kein Weg vorbeiführt. Sie werden an dieser allerdings wohl nur in einer aktiven Rolle mitwirken wollen. Alle in Frage kommenden Wettbewerber in Europa sind derzeit höher bewertet als die Deutsche Bank. Einen Zusammenschluss mit dem Frankfurter Institut als Juniorpartner würde deshalb auch die Regierung in Berlin kaum gutheißen. Ihre Vertreter haben schließlich zuletzt mehrfach erklärt, dass Deutschland eine starke, globale Bank braucht.

Wird die Deutsche Bank also mit der Commerzbank fusionieren?

Das ist seit Monaten die große Frage am Frankfurter Finanzplatz. Und tatsächlich spricht viel für die Fusion: In Deutschland entstünde so eine Bank von beachtlicher Größe, vor allem auch im Geschäft mit Mittelständlern und großen Unternehmen. Allerdings spricht mindestens ebenso viel dagegen: So integriert die Deutsche Bank gerade die Postbank, ein weiterer Zusammenschluss dürfte das Institut überfordern. Danach ist deren Privatkundengeschäft mit rund 20 Millionen Kunden eigentlich bereits groß genug, weiteres Wachstum dürfte die Bank weniger im klassischen Geschäft als etwa im Ausbau des Digitalangebots suchen. Zudem überschneiden sich die Aktivitäten beider Banken mehr als dass sie sich ergänzen. Schätzungen gehen deshalb davon aus, dass die Fusion mindestens 20.000 Stellen kosten würde.

Sinnvoll scheint eine Fusion in nächster Zeit deshalb allenfalls unter dem Aspekt der Stabilisierung. Da der Staat an der Commerzbank immer noch mit 15 Prozent beteiligt ist, könnte er auf diesem Weg ein – wenn auch kleiner - Anteilseigner der Deutschen Bank werden. Das würde das Vertrauen der Investoren in die Stabilität der Bank stärken, was vor allem bei größeren externen Schocks wichtig sein könnte. Einen solchen erlebte die Bank zuletzt Ende 2016, als eine hohe Forderung des US-Justizministeriums ihre Existenz bedrohte. Ob sie eine derartige Krise abermals überstehen würde, scheint zweifelhaft.

Drohen neue Milliardenstrafen?

Die größten Rechtsfälle hat die Bank abgearbeitet. Doch das Risiko bleibt hoch. Wie sensibel das Thema ist, haben die Reaktionen auf die Durchsuchungen der Zentrale Ende vergangenen Jahres gezeigt. Da sie die Aktion als Zeichen eines Zerwürfnisses zwischen Staat und Bank werteten, zogen institutionelle Investoren große Summen von der Bank ab. Grundlage der Polizeiaktion waren Unterlagen, die die Bank selbst der Finanzaufsicht Bafin übermittelt hatte. Insider rechnen deshalb bisher damit, dass der Fall überschaubare Konsequenzen für das Institut haben wird. Allerdings haben die Ermittler umfangreiches Datenmaterial mitgenommen. Niemand weiß derzeit genau, was sich darin womöglich findet.

Deutlich unsicherer ist die Situation beim Geldwäscheskandal um die Danske Bank. Dabei hat die Deutsche Bank hier eher eine Nebenrolle gespielt. Als sogenannte Korrespondenzbank hat sie Zahlungen aus der estnischen Filiale des dänischen Instituts vor allem in US-Dollar weitergeleitet. Die Rolle lässt sich mit der eines Briefträgers vergleichen und ähnlich wie dieser hatte die Bank beschränkte Einblicke in die Sendungen. Sie kannte zwar deren Absender und Empfänger, aber nicht den Inhalt. Auf Auffälligkeiten musste sie trotzdem achten. Ob sie das ausreichen getan hat, soll derzeit eine interne Untersuchung klären. Und auch die US-Behörden interessieren sich für diese Frage. Das macht den Fall riskant. Denn wegen Mängeln in Kontrollfunktionen hat die Bank in den USA bereits etliche Rügen kassiert und Strafen gezahlt, als möglicher Wiederholungstäter kann sie kaum auf Milde hoffen. Zudem ist das Thema hoch politisch. Da die Bank für Donald Trump Immobilien finanziert hat, ist sie ein beliebtes Ziel für Attacken der Demokraten. Einige haben bereits ein hartes Vorgehen gefordert.

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