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Wachstumspläne VW-Finanztochter setzt auf Angriff

Trotz schrumpfender Pkw-Nachfrage in Europa will die Finanzierungs- und Leasingtochter von Volkswagen ihr Geschäft in den nächsten Jahren kräftig ausbauen. Bei der Refinanzierung hat sie offenbar keine Probleme.

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Die Finanztochter von VW will ihr Geschäft ausbauen. Quelle: dpa

Hannover Die Finanzierungs- und Leasingtochter von Volkswagen will ihr Geschäft auch bei schrumpfender Pkw-Nachfrage in Europa in den nächsten Jahren kräftig ausbauen. Die VW-Tochter wolle den Anteil der finanzierten und geleasten Fahrzeuge am Absatz der Marken des Wolfsburger Konzerns in Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien in den nächsten Jahren deutlich steigern, kündigte der Vorstandschef von VW Financial Services, Frank Witter, in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters in Hannover an.

Mittelfristig solle der Anteil auf 40 Prozent von derzeit im Schnitt zwischen 25 und 30 Prozent klettern. Witter ließ offen, ob VW anderen Konsumfinanzierern wie der spanischen Santander Geschäft abnehmen will - oder Kunden zu Finanzierungen überreden will, die ihr Auto bisher bar bezahlt haben.

In Deutschland wird bereits mehr als die Hälfte der von Europas größtem Autokonzern verkauften Fahrzeuge von der Finanztochter finanziert. Witter zufolge nutzen dabei auch immer mehr Käufer die Finanzierungsangebote, um sich Wagen mit einer höherwertigen Ausstattungen in die Garage zu stellen. Dabei subventionieren die einzelnen Marken den Zinssatz mit ihren Absatzbudgets. Nach einem ähnlichen Prinzip verfahren BMW, Daimler und Ford.

Bei der Refinanzierung profitieren die Wolfsburger von der konzerneigenen Direktbank. Deren Einlagen kletterten in diesem Jahr um knapp zehn Prozent auf 22 Milliarden Euro. Vergleichbare Summen steuern Schuldverschreibungen und verbriefte Forderungen bei. Die VW-Finanztochter habe keinerlei Probleme gehabt, sich die nötigen Gelder zu beschaffen, sagte Witter. „Wir haben unsere Refinanzierung sicherstellen können.“


Zuversicht für 2012

Die Kredite für Autokäufe steigerte VW 2011 weltweit um fünf Prozent auf über drei Millionen Verträge. Ähnlich stark kletterte die Zahl der Leasingkontrakte, die sich um sechs Prozent auf 1,2 Millionen erhöhten. Die Zahl der Versicherungs- und Serviceverträge stieg sogar um ein Fünftel auf 2,6 Millionen, weil die Finanzsparte verstärkt Pakete anbietet. Dabei schlug auch zu Buche, dass VW seit Kurzem eine spezielle Versicherung anbietet, mit der Reparaturen nach Ablauf der Garantie versichert werden.

Trotz der Marktsorgen über Europas Finanzinstitute habe VW kaum Gelder auf sicheren Konten der Europäischen Zentralbank geparkt, machte Witter deutlich. Lediglich „die ein oder andere Spitze“ sei vorübergehend bei der EZB angelegt worden. Dies sei auch vor der Finanzkrise nicht anders gewesen. Der VW-Finanztochter seien in letzter Zeit zwar einige Banken als Partner abhandengekommen, weil diese die von VW verlangten Standards für eine Geldanlage nicht erfüllt hätten. Damit seien jedoch keine größeren Umschichtungen verbunden gewesen, betonte Witter.

Nach einem für 2011 erwarteten Rekordgewinn der Finanzsparte zeigte sich der VW-Manager für das kommende Jahr vorsichtig optimistisch. „Wir sind zuversichtlich, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Das wirtschaftliche Umfeld hat eine Menge Fragezeichen.“ Witter deutete an, dass die hoch profitable VW-Tochter wie angekündigt im laufenden Jahr einen Rekordgewinn einfahren wird: „Unser Anspruch ist, dass wir unsere Versprechen halten.“

Dabei profitierte die Braunschweiger VW-Tochter auch davon, dass die Risikokosten sanken. Vor zwei Jahren hatte der Konzern noch wegen stark gesunkener Restwerte von Gebrauchtwagen infolge der Abwrackprämie mehr Geld für drohende Ausfälle zu Seite legen müssen. 2010 hatten sinkende Zinsen dem VW-Absatzfinanzierer in die Hände gespielt. Der Vorsteuergewinn schnellte unerwartet stark um 57 Prozent auf 870 Millionen hoch, ein Rekord. Dieser Bestwert könnte im nächsten Jahr getoppt werden, ließ Witter durchblicken. Voraussetzung sei, dass die Zinsen nicht unerwartet stark stiegen und die Ausfälle weiterhin niedrig blieben.

 

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